Sie kommen aus den unterschiedlichsten Branchen und aus den unterschiedlichen Gewichtsklassen. Dennoch haben die Gewinner des «CEO des Jahres 2014» einiges gemeinsam: Sie fokussieren auf das, was sie können, haben klare Ziele, solide Werte und verstehen diese nach innen und nach aussen zu kommunizieren.

Erfolgsfaktoren, die für viele trivial wirken mögen, sollen die Geschicke Schweizer Grosskonzerne also massgeblich mitbestimmen? Ja sagen viele der Gewinner, die im Ranking der «Handelszeitung» und des Research-Partners Obermatt unter den Top Ten rangieren.  Ja sagen auch Kadervermittler und Leadership-Experten, die stets auf der Suche nach den besten Besetzungen für die Top-Managements sind. Denn was trivial klingt, sei in der Umsetzung alles andere als einfach.

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Ein altbewährter Erfolgsfaktor

Das haben die hiesigen Chefs vielerorts verstanden. In den Chefetagen von Genf nach Zürich fällt immer wieder der gleiche Erfolgsfaktor: Kommunikation. Der zum Schlagwort verkommene Begriff scheint in viele Unternehmen wieder neuen Inhalt und Wert zu bekommen. Ronald Fehlmann, Chef des Industriebetriebs Comet, versucht stets, die richtige Sprache für sein Gegenüber zu finden. Das habe zum einen geholfen, den Kunden die High-Tech-Produkte verständlicher zu erklären und dadurch näher zu bringen. Zum anderen haben die neue Strategiekommunikation in der Firma für mehr Wertebewusstsein und Einheit gesorgt.

Doch kommunikative Offensiven sind kein leichtes Unterfangen für CEO. Das weiss auch Pascal Scheiwiller, Chef der Karriereberatuns- und Outplacementfirma Lee Hecht Harrison. Ein direkte Kommunikation unmittelbar vor Ort sei bei grossen Konzernen häufig nicht möglich. «Kommunikation bedeutet dann viel mehr. Es geht darum, dass die Aussagen und Forderungen eines CEO mit seinem Verhalten und seinen Werten übereinstimmen», sagt er. Diese Authentizität sei für die Glaubwürdigkeit und den nachaltigen Erfolg eines CEO entscheidend, so Scheiwiller.

Ambitionierte Zielvorgaben

Einer der seine Werte und Ziele klar darlegt, ist der Brite David Arnott, der die Geschicke des Genfer Unternehmens Temenos leitet. Seit 14 Jahren ist er in der Firma, vor zwei Jahren wurde er auf den Chefsessel berufen, um den Bankensoftware-Anbieter von den Nachwehen der Finanzkrise zu befreien. Temenos sei zur Service-Firma verkommen und habe aus den Augen verloren, was sie wirklich kann; «nämlich Software zu entwickeln», sagt Arnott. Er musste sein Team erst wieder auf das Kerngeschäft einschwören, ehe es mit dem Geschäft wieder aufwärts ging. Die Zielvorgaben sind ambitioniert: Bis in drei bis fünf Jahren will Arnott die Umsatzgrenze von einer Milliarde Dollar überschritten haben, im vergangenen Jahr stand der Umsatz gerade mal bei 468 Millionen Dollar. «Ich sehe keinen Grund, weshalb wir nicht die nächste SAP sein können.» Das sind klare Ziele, an denen Arnott keinen Moment zweifelt.

Es sind Ziele und Visionen, die es brauche, um Mitarbeiter mitzuziehen und zu begeistern, sagt Heike Bruch, Professorin für Leadership an der Universität St. Gallen. Nur damit könne eine entsprechende Unternehmenskultur geschaffen werden – wenn diese Vision von einem starken Management kommuniziert werde.

Offene Kommunikation, klare Zielvorgaben und der Glaube an den Erfolg seien gerade auch in turbulenten Zeiten wichtig, sagt Bruch. So etwa im Fall des Schweizer Autozulieferers Autoneum. Nach der Trennung vom Industriekonzern Rieter stand das einstige Sorgenkind noch auf sehr wackligen Beinen. Die junge Firma schrieb hohe Verluste, der Aktienkurs halbierte sich im ersten Jahr nach dem Börsengang. Trotz garstigen Zeiten – «das Management wussten, was zu tun war», sagt Firmenchef Hirzel. Er hat die akute Situation und deren Lösungsplan selber in jedes seiner 46 Werke hinausgetragen, um seine Mitarbeiter ins Boot zu holen – und hatte Erfolg: Heute setzt Autoneum mit über 2 Milliarden Franken 45 Prozent mehr als 2010 um, der operative Gewinn hat sich mit 36,2 Millionen Franken verfünffacht. 

Kontakt zur Basis

Doch direkte Interaktion ist nicht nur in Krisensituationen notwendig. «Ein guter CEO weiss, seine Wertschätzung gegenüber seinen Mitarbeiter an der Front auszudrücken», sagt Armin Meier, Chef der Firma Boyden, die auf Executive Search spezialisiert ist. Dazu muss er nahe an der Basis sein. Viele Firmenlenker verstünden jedoch zu wenig von der Arbeit an der Front und seien deshalb nicht in der Lage, sich mit den Menschen an der Basis auszutauschen, sagt der ehemalige Kuoni-Chef Meier.

Ganz anders ist das jeodch in den Werkhallen der Burckhardt Compression in Winterthur. Bei Bedarf erklärt Firmenchef Marcel Pawlicek persönlich, wie die Kolbenkompressoren funktionieren, oder greift als ehemaliger Maschinenzeichner-Lehrling zur Feile an der Werkbank. Auch Marianne Wildi, Chefin der Lenzburger Hypothekarbank kennt ihre Bank und Angestellten auf allen Fach- und Hierarchiestufen. Seit ihrem Einstieg in die Berufswelt vor 30 Jahren ist sie ein «Hypianerin», wie sich die Hypthekarbänkler nennen. Es seien gerade auch solche Persönlichkeiten, die den Erfolg bringen können, sagt Meier. «Weil sie auf solide Werte und Kontinuität setzen.» 

Lesen Sie auch das spannende Sonderheft «CEO des Jahres» der «Handelszeitung» mit vielen Porträts von Schweizer Firmenlenkern: Bestellen.