Wer durch Mailand flaniert, wird eher früher als später auf der Piazza del Duomo landen. Dort steht die meistfotografierte Sehenswürdigkeit der Stadt. Der Mailänder Dom – ein klerikaler Klassiker.
Drei Gehminuten von ihm entfernt befindet sich der Mailänder Konsumklassiker: das Flagship-Warenhaus von La Rinascente. Acht Etagen voll von Designermarken, Düften und Delikatessen. Das edle Warentheater gehört in jedes touristische Programm. Und La Rinascente gehört, wie die Schweizer Warenhausgruppe Globus, zum thailändischen Konsumkonglomerat Central Group. La Rinascente bringt es mit seinen Warenhäusern in Italien auf einen Umsatz von über 1 Milliarde Euro, Globus in der Schweiz schafft ungefähr die Hälfte. La Rinascente ist also so etwas wie der grosse Fratello von Globus.
Globus macht sich zum billigen Giacomo
Und genau so führen sich die Italiener auch auf. Pierluigi Cocchini, der operative Chef von La Rinascente, drückt Globus seit Jahresbeginn seinen Stempel auf. Der Manager aus Mailand drängt auf personellen Abbau am Globus-Hauptsitz, um Kosten zu reduzieren. Dem Publikum zeigt sich der italienische Zugriff am wöchentlichen Rabattfeuerwerk, das Globus neuerdings abbrennt – genau wie La Rinascente in Italien. 20 Prozent auf Mode, 20 Prozent auf Food, 20 Prozent auf Kosmetik.
Keine Woche ohne Preiskracher beim Edelwarenhaus Globus, das sich in den letzten Jahren doch eigentlich als Ort positionierte, wo die Strahlkraft internationaler Marken heller scheinen soll als schnöde Aktionspreis-Appelle. Und als der Konsumkarneval des Black Friday.
Schnee von gestern. Jetzt zündet Globus den Rabattturbo – mit dem Ziel, mehr Kundschaft in die Läden und den Onlineshop zu bringen. Wie aus dem Inneren von Globus zu hören ist, soll das auch tatsächlich funktionieren. Seit das Edelwarenhaus einen auf billigen Giacomo macht, seien die Umsätze im tiefen zweistelligen Bereich gestiegen. Eine gute Neuigkeit? Ja. Wenn auch nur für Leute, die sich für die falschen Zahlen interessieren. Zusätzlichen Umsatz zu bolzen, ist das eine – die Profitabilität nachhaltig zu verbessern, das andere. Das süsse Gift des Rabatts löst nicht alle Probleme.
Lokalere Abstimmung wäre wichtig
Klar: Was Cocchini und seine Leute im La-Rinascente-Flagship beim Mailänder Dom zeigen, ist Warenhaus-Champions-League. Aber die Vorzeichen sind nun einmal nicht die gleichen wie in den Schweizer Globus-Häusern. In Milano strömen viel mehr Touristen ins Warenhaus, sie sehen nur die aktuellen Preise, aber nicht jene von letzter Woche.
Hierzulande müsste das Angebot stärker aufs lokale Stammpublikum abgestimmt werden, das sich ärgert, wenn einmal getätigte, hochpreisige Einkäufe Tage später plötzlich viel billiger sind. Auch in der Warenhauswelt gilt: All business is local. Will heissen: Zurigo, Basilea und San Gallo ticken anders als Milano.
Wissen die neuen Befehlshaber das?


1 Kommentar
Ich gehe in weiten Teilen einig, aber aktuell stehen sämtliche Departement Stores Europa/ Übersee massiv unter Druck, so wie der gesamte FMCG Markt.
Anfang des Jahres hat GLOBUS kommuniziert, 2026 wieder gewinnbringend dazustehen; hier dürfte sich das Blatt aber leider inzwischen dramnatisch gedreht haben, Migros bekommt/will im FJ 26 sein 125 Mio Darlehen zurück und soeben hat eine Immobilienkorrektur über 122 Mio in den Büchern stattgefunden. Das dürfte extrem schwierig werden für GLOBUS und die Central Group hat in die gesamte Europa Aquise bereits allerheftigst hineingepumpt und will das offensichtlich so nicht mehr.
Mit Vittorio Radice im VR bei Globus steht ein profunder Kenner wohl aller Europäischen Marktplätze; ich denke nicht, das die Italiener die Rabattnummern als Jux oder kopfloses Downgrading einsetzen und Kosten massiv reduzieren- die sehen vielmehr wohl schon länger, dass der Tanker aufzulaufen droht.
Die KADEWE Group hat im weiten Vorfeld der SIGNA Insolvenz bereits einige Jahre mit heftigen "Roten" auflaufen lassen und musste ihr Format redimensionieren, das GLOBUS in ihrer Stammdisziplin Delikatessa auf mehr abgepackte Produkte setzt wird wohl auch daran liegen, das sich das viele Kunden anschauen, dann aber einen Jump in die Migros machen und dort ähnliche Produkte kaufen- auch KADEWE hat ihren Foodbereich zusammengestrichen, der über Berln hinaus ein Eyecatcher war.
Für Zürich und die Schweiz wäre ein Niedergang mehr als schade und würde die eh schon immer weniger attraktive Einzelhandelslandschaft nochmals erweitern.