Als 2012 Richard Ridinger bei Lonza die Führung übernahm, trat er ein schwieriges Erbe an. Die Firmenstrategie ein Scherbenhaufen, der Gewinn um beinahe die Hälfte eingebrochen, der Aktienkurs im Keller. Der Chemie-Ingenieur verschrieb dem Konzern eine Radikalkur, baute Arbeitsplätze ab, machte unrentable Werke dicht und spielte die Karte Innovation.

Seit einiger Zeit ziehen die Gewinne wieder deutlich an. Für das erste Semester lieferte der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Superresultate: Der Umsatz stieg um 15 Prozent, der Betriebsgewinn verbesserte sich überproportional um 28 Prozent.

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Mittelfristig attraktiv

Flugs wurden die Mittelfristziele angehoben: Für 2022 wird ein Umsatz von 7,5 Milliarden Franken budgetiert, gegenüber 4,1 Milliarden im Vorjahr, die Kern-Ebitda-Marge soll von 24,8 auf 30 Prozent steigen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die milliardenschwere Übernahme von Capsugel. Der weltgrösste Kapselhersteller für Medikamente, führend in der Technologie der oralen Verabreichung, wird seit kurzem voll konsolidiert und soll ab 2018 erste Synergieeffekte bringen. VR-Präsident Rolf Soiron (72) wollte eigentlich an der letzten GV zurücktreten, hat aber wegen der Mega-Akquisition noch ein Jahr angehängt.

Den Anlegern gefällt die neue Wachstumskraft, in diesem Jahr reüssierten die Aktien um gegen 40 Prozent. Allerdings sind die Titel mit einem für 2017 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 28,6 teuer. Dank der frischen Ertragsdynamik sinkt dieser Wert schon 2019 auf 17,7. Damit ist klar: Lonza sind auf mittelfristige Sicht attraktiv.

Nicht spektakulär, aber solide

Monatelang stahlen die Nebenwerte den Blue Chips die Show. Forbo beispielsweise schossen seit meiner Empfehlung im September 2016 bis im Mai dieses Jahres um gegen 30 Prozent in die Höhe. Seither jedoch stehen die Valoren unter Abgabedruck. Dabei weiss der führende Hersteller von Bodenbelägen, Bauklebstoffen sowie Antriebs- und Leichtfördertechnik mit einem soliden Geschäftsverlauf zu gefallen. Im ersten Semester wuchs der Umsatz um 2,6 und der Betriebsgewinn um 5,6 Prozent.

Die Anleger kopfscheu gemacht hat ein Kartellverfahren in Frankreich gegen Forbo Flooring Systems sowie andere Produzenten von Bodenbelägen. Mit Blick auf die zu erwartende Busse hat Forbo eine Rückstellung von 85 Millionen Franken getätigt. Das sind zwei Drittel des letztjährigen Gewinns.

Dessen ungeachtet bleibt das Unternehmen finanziell gesund, die Fähigkeiten zu ertragreichem Wachstum werden nicht beeinträchtigt. Zudem wurden jüngst aus steuerlichen Gründen 63 000 Aktien aus Eigenbeständen im Wert von über 91 Millionen Franken platziert. Forbo bleibt ein sicherer Wert, der nicht durch spektakuläres, dafür solides Wachstum auf sich aufmerksam macht. Auf Basis des nächstjährigen Gewinns stellt sich das KGV auf 17,1. Die Aktien sind zwar keine Börsenheuler, bringen aber Stabilität ins Portfolio.

Indien am Wendepunkt

Vor 20 Jahren brach die Asienkrise über die Börsen herein und verursachte bei den Kursen ein Blutbad. Ausgehend von Thailand griff eine Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskrise auf andere Tigerstaaten über. Auslöser waren überrissene Investitionen, verbunden mit exzessiven Krediten von Banken und der öffentlichen Hand. Als negativ erwies sich ebenso die Koppelung verschiedener Währungen an den US-Dollar.

Heute herrscht an den Börsen längst wieder Optimismus. Die Aktienmärkte von Seoul, Singapur, Bangkok, Jakarta, Kuala Lumpur oder Manila haben über die letzten Monate stark zugelegt.

Ausnahme Indien

Ich lasse mich vom Asienfieber nicht anstecken. Weshalb hohe Risiken eingehen, wenn es an den Westbörsen doch (noch) gut läuft. Einzig indische Aktien haben es mir angetan. Nach einer kritischen Phase Ende 2016, als die Regierung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vier Fünftel des Bargeldes aus dem Kreislauf nahm, erholt sich die Wirtschaft Indiens zusehends.

Premierminister Narendra Modi (66) geht zwei Schlüsselprobleme an: die ausufernden Subventionen sowie die weit verbreitete Korruption. Steigende Infrastrukturausgaben, eine anziehende Industrieproduktion plus die an Stärke gewinnende Exportwirtschaft lassen das BIP um geschätzte 7,3 Prozent wachsen.

Das beflügelt die Börse; das Kursbarometer Sensex schoss in diesem Jahr um 20 Prozent nach oben. Zwar sind die Aktien mit einem durchschnittlichen KGV von 18 inzwischen satt bewertet. Allerdings dürften die Unternehmen im Schnitt ein Gewinnwachstum von 16 Prozent erreichen. Wer sich nicht auskennt, sollte kein Stock Picking betreiben, sondern sich an ETFs und Anlagefonds halten.

Unverfroren

Schon des Öfteren habe ich gegen GAM geschossen. Meine Kritik: Das Management lässt sich vergolden, und dies bei schlechter Leistung. Als der Oberkassierer David Solo 2014 das Handtuch als CEO warf, war ich überzeugt, dass sein Nachfolger Alexander Friedman (46) zu ökonomischer Vernunft zurückfinden würde. Nur kassiert der Amerikaner ebenfalls ungeniert. Für 2016 wurde ihm die Gesamtvergütung um 23 Prozent auf 6,2 Millionen Franken hochgeschraubt – bei miserablem Geschäftsgang, notabene.

An der letzten GV erhielt die Führungsriege die Quittung; die Aktionäre lehnten den Vergütungsbericht 2016 wie auch den variablen Vergütungsplan für 2017 ab. Die heftige Watsche dürfte allerdings weder Management noch Verwaltungsrat beeindrucken. Zumal man sich bestätigt fühlt vom Resultat für das erste Halbjahr 2017; Betriebsgewinn und verwaltete Vermögen stiegen um 37 respektive 13 Prozent.

Es geht bei GAM wieder aufwärts. Allerdings sind bessere Resultate mit Blick auf die Situation an den Finanzmärkten keine Kunst. Zudem wird seit über zwei Jahren kräftig restrukturiert; es ist also höchste Zeit für erfreulichere Zahlen. Für das Gesamtjahr 2017 wird ein kräftiger Ertragsschub prognostiziert. Danach jedoch dürfte sich das Wachstum der Kundenvermögen wie auch jenes des Betriebsgewinns verflachen. Nach den Kursavancen der letzten Monate ist bei den Aktien die Luft draussen. Sowieso will ich mich nicht an einem Unternehmen beteiligen, in dem die Manager zuerst an sich selbst und erst viel später an ihre Aktionäre denken.

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