Am Markt setzt sich die «The Winner takes it all»-Marktkonzentration in der Assetmanagementbranche auf den ersten Blick fort. In den Jahren 2018 bis 2022 entfielen in Europa laut der jüngsten «European Asset Management»-Studie von Zeb 65 Prozent der Nettoneugelder (NNM) in der Höhe von insgesamt 5 Billionen Euro auf lediglich 5 von 41 Finanzdienstleistungsunternehmen. Gleichzeitig verzeichneten die grössten Vermögensverwalter mit europäischer Präsenz im Jahr 2022 aber erstmals seit 2018 einen Rückgang des weltweit verwalteten Vermögens (AUM) um 9,5 Prozent. 

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Nun stellt sich die Frage, wie Fondsboutiquen in diesem harten Wettkampf eine Chance haben. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg als Boutique ist die Fokussierung, die sich durch alle Bereiche zieht. Sie bauen keine Indizes nach oder setzen auf breite Themen, sondern erreichen durch die Spezialisierung einen nachweisbaren Mehrwert. Alphagenerierung ist das Ziel, und dieses wird konsequent verfolgt und auch erreicht. Die Ressourcen beispielsweise im Research werden gebündelt, Spezialisten und Spezialistinnen aufgebaut und Vorteile durch Heimmärkte genutzt. 

Über die Autorin

Amra Koluder ist Head of Clients und Distribution Europa bei DNB Asset Management.
 

Ein Beispiel für einen solchen Markt ist die nordische Region, die ihr ganz eigenes Profil hat. Vielfach wird sie auch «Welt im Miniaturformat» genannt. Insgesamt zeichnen sich diese Länder durch ein hohes Wirtschaftswachstum, ein robustes Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt und politische Stabilität aus. In den letzten dreissig Jahren haben sich die nordischen Länder, gemessen am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, besser entwickelt als das übrige Europa, aber auch besser als die USA und Asien. Diese Mischung ist für börsennotierte Unternehmen ideal, um sich positiv zu entwickeln. Nordische Hochzinsanleihen haben ihre Pendants in Europa und in den USA in den vergangenen Jahren in der Regel deutlich geschlagen. Anlegende konnten und können davon profitieren, allerdings braucht es einen direkten Zugang zum Markt, um ihn zu verstehen.

Ein weiterer Pluspunkt bei Boutiquen sind die kurzen Entscheidungswege, denn sie bieten die Möglichkeit zu schnellen Reaktionen auf Marktveränderungen. Anlageentscheidungen können aufgrund der Unabhängigkeit abseits des Mainstreams getroffen werden. Ein Beispiel dafür ist der DNB Technology Fund. Dessen Manager verstehen sich als «High Conviction Contrarians» und sind jederzeit bereit, eine Position zu verdoppeln, wenn es zu Marktturbulenzen kommt oder falls die Märkte in die «falsche» Richtung laufen. Wenn die Bewertungen fallen, während ein positives fundamentales Szenario intakt bleibt, sehen sie dies als Chance. So kann eine Position auch einmal bis zu 9 Prozent des konzentrierten Portfolios ausmachen. 

Diese Exzellenz ist ein Punkt, der Boutiquen gegenüber den Grossen erfolgreich sein lässt. Im 2023 flossen den Boutiquenfonds, die ein Morningstar-Rating von fünf Sternen (über fünf Jahre) erhalten hatten, rund 2 Milliarden Euro zu. Der Bedarf an unabhängiger Beratung und Unterstützung bei Investments nimmt zu. Transparenz, hohe Geschwindigkeit und eine hoch individualisierte Kundenansprache sind durch agile Boutiquen gewährleistet. 

«Banking Hub» hat in einer Studie im März 2024 beobachtet, dass es entgegen den Erwartungen neben den grossen, breit aufgestellten Assetmanagern vor allem kleine Marktteilnehmer mit verwaltetem Vermögen von bis zu 350 Milliarden Euro sind, die zwischen 2018 und 2022 eine geringe Cost-Income-Ratio (CIR) sowie positive Net-New-Money-(NNM-)Entwicklungen zeigten. Dies resultierte insbesondere daraus, dass kleine Marktteilnehmer überdurchschnittlich von Skaleneffekten profitieren konnten, wenn sie sich auf Nischenprodukte sowie ausgewählte Anlageklassen konzentrierten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ihnen die Faktoren Fokussierung, Detailwissen, die Nähe zur Kundschaft und die Unabhängigkeit der Speedboote gegenüber den Tankern auch in Zukunft ihren Platz in der Investmentwelt sichern.

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