BILANZ: Jahrelang kamen Mercedes-Modelle bieder daher, nicht angriffslustig im Design wie BMW, nicht cool wie Audi. Die schnittige neue A-Klasse setzt jetzt einen Kontrapunkt. Wird er reichen?
Marcel Guerry: Ich würde nicht sagen, dass unsere Modelle bieder waren. Sie sehen anhand der A-Klasse, wie frisch Mercedes-Benz heute aussieht. Dieser Wandel wurde schon vor über zwei Jahren eingeleitet. Neben der neuen A-Klasse sind auch die neue B-Klasse, wie auch die C- und die M-Klasse erfolgreiche Beweise für die neue Frische. Sie drücken ganz klar aus, wo Mercedes-Benz heute wieder steht.
Offenbar gibt es noch andere Stellschrauben. Bis Juli konnte sich Mercedes dieses Jahr in der Schweiz vor BMW schieben. Wie das?
Zwei Faktoren sind ausschlaggebend: Mit der zu Beginn dieses Jahres umgesetzten Harmonisierung unserer Preise mit dem Euroraum bieten wir unserer Kundschaft eine ideale, transparente und einfache Lösung. Wir haben sehr früh reagiert, was uns Vorteile verschafft hat. Weiter steckt ein unglaubliches Momentum in der Marke – wir sind sehr präsent und die neuen Produkte begeistern. Die Position im Markt gibt uns recht, für unseren Kundinnen und Kunden sind wir alles andere als bieder.
Ist die Position bis Jahresende zu halten?
Unsere Partner im Handel und wir setzen alles daran. Unser Ziel, wieder zur Premiummarke Nummer 1 zu werden, lassen wir nicht aus den Augen.
Mercedes leistet sich eine enorme Forschungsarbeit, kein anderer Autokonzern entwickelt an so vielen neuen Antriebsideen von E-Auto bis Wasserstoffantrieb. Lässt sich das überhaupt verkaufen?
Noch immer ist kein absolut eindeutiger Trend für die Antriebsart der Zukunft erkennbar. Entsprechend breit muss die Forschungstätigkeit sein. Dass die hohen Investitionen des Daimler-Konzerns in umfangreiche Forschungsarbeit auch eine Belastung sind, ist klar. Wir haben aber ganz klar den Anspruch, Innovationsführer zu sein.
Glauben Sie an das Elektroauto?
Die Elektromobilität ist, insbesondere für die urbane Mobilität, unsere Zukunft. Dass wir daran glauben, zeigen wir aktuell mit der Schweizer Markteinführung des «smart electric drive» und des «smart e-bike» in Kombination dazu. Zudem ist der «e-scooter» beschlossene Sache.
Wie lange halten Sie den starken Schweizer Franken aus? Es wandern längst viele Kunden ins günstigere Ausland ab.
Die Situation hat sich über die letzten Monate stabilisiert. Die umgesetzte Lösung der Preisharmonisierung mit dem Euro-Umland stellt noch immer die optimale Lösung dar. Zudem können wir mit zusätzlichen Preisvorteilen stets flexibel reagieren. Es gibt also keinen Grund mehr, ins Ausland abzuwandern.
Mercedes, BMW, Audi liefern sich weltweit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Können sich Kunden auf eine neue Rabattschlacht freuen?
Nein, Rabatte sind im Premiumbereich nicht die Lösung. Die Rabatte, die es gab, waren durch die Währungsrelation zum Euro geprägt. Premium zeichnet sich auch durch Preisstabilität aus – unsere Produkte haben Wert und halten diesen.