Rund 883 Millionen Franken: So viel Wert büsste Logitech am 19. März ein, als die Firma überraschend den Abgang von Finanzchef Chuck Boynton bekannt geben musste. Der hatte seinen Job erst im Februar letzten Jahres angetreten. Schnell vermuteten Beobachter atmosphärische Probleme mit der neuen CEO Hanneke Faber als Grund für den Abgang. Die Niederländerin führt den schweizerisch-amerikanischen Hersteller von Computerzubehör seit letztem Dezember.
Der wahre Grund ist jedoch viel banaler: Es geht um Geld. Boynton hat bereits einen neuen Arbeitgeber, die US-Firma Nextracker (1,9 Mrd. Dollar Umsatz). Sie entwickelt Systeme, damit sich Solarpanels immer optimal zur Sonne drehen, und residiert nur ein paar hundert Meter vom Logitech-Sitz in Fremont im Silicon Valley. Seit letztem Jahr sitzt Boynton bei der Firma im Board. Nun muss der bisherige CFO David Bennett für ihn seinen Platz räumen und sich mit dem Posten des Leiters Buchhaltung begnügen. Zuletzt kassierte er als Finanzchef 3,3 Mio. Dollar. Was Boynton bei Logitech (4,5 Mrd. Dollar Umsatz) verdiente, ist nicht bekannt, schliesslich war er kein ganzes Jahr im Amt. Aber es dürfte weniger gewesen sein: Sein Vorgänger Nate Olmstead wurde 2022 mit 2,55 Mio. Dollar entlöhnt. Viel interessanter als das Fixsalär dürften für Boynton jedoch die Aktienoptionen sein: Nextracker ging im Februar 2023 an die Nasdaq, seither hat sich der Kurs verdoppelt. Die Firma wächst mit Raten von 90 Prozent pro Jahr.
Dass Boynton primär monetär getrieben ist, wird ihm im Hause Logitech denn auch schwer angelastet. Sein Abgang ist auch für VR-Präsidentin Wendy Becker eine Niederlage. Sie hatte als Vorsitzende des Nominierungsausschusses Boynton vorgeschlagen. Schon der von ihr eingesetzte Vorgänger Olmstead hatte sich als Fehlbesetzung erwiesen, er war mit dem Amt schlicht überfordert. Um so schmerzhafter jetzt der Abgang des als sehr kompetent geschätzten Boynton. Die Suche beginnt nun wieder bei null. Und Logitech braucht dringend einen Finanzchef mit Börsenerfahrung: Hanneke Faber nämlich war vor ihrer Berufung Spartenleiterin bei Unilever und hatte wenig direkten Umgang mit Investoren.