Die Bilanzsaison im DAX verläuft sehr vielversprechend. Bisher haben 24 der 30 Blue Chips ihre Bücher geöffnet – 15 Dax-Konzerne konnten die Erwartungen übertreffen. Als Glanzpunkte stechen unter anderem die Schwergewichte Bayer und Daimler hervor. Aber auch Continental, Fresenius, Lanxess, Münchener Rück und Siemens haben die Prognosen klar geschlagen. Drei Unternehmen lagen im Rahmen der Erwartung, und lediglich sechs Konzerne sind an den Gewinnschätzungen vorbeigeschrammt – die meisten aber nur knapp. Etwas deutlicher blieb Deutsche Post zurück. Aufgrund wochenlanger Streiks rückte der Logistikkonzern zudem von seinen Jahreszielen ab.
In Summe können sich die Ausblicke der Dax-Konzerne aber sehen lassen. Das Gros der Unternehmen bekräftigte seine Ziele für das laufende Jahr. Negative Ausnahmen stellten lediglich Infineon, FMC, Linde und die bereits erwähnte Post dar, die ihre Prognosen kürzten. Auf der anderen Seite kam es aber auch zu achtbaren Prognoseanhebungen durch mehrere Dax-Mitglieder. Dazu zählt Continental, Fresenius, Lanxess sowie die Münchener Rück. Der Chemiekonzern Lanxess erhöhte nach dem zweiten Quartal sogar schon zum zweiten Mal in diesem Jahr die Ziele für das Gesamtjahr.
Daimler bläst die Backen auf
Einer der spannendsten und aussichtsreichsten Valoren im Dax ist derzeit Daimler (ISIN DE0007100000). Im zweiten Quartal 2015 konnte der Konzern mit einem Plus beim operativen Ergebnis von einem Fünftel die Erwartungen deutlich übertreffen. Den Löwenanteil dazu steuerte die Marke mit dem Stern bei, die ihren Betriebsgewinn sogar um mehr als die Hälfte steigerte. Folglich verbesserte sich die Rendite im Autogeschäft auf 10,7 Prozent. Damit zog Daimler sogar an den Erzrivalen Audi und BMW vorbei. «Jetzt geht es darum, dieses Niveau zu sichern und nachhaltig weiter zu wachsen», sagte Konzernlenker Dieter Zetsche bei der Präsentation des Zwischenberichts.
Das starke Abschneiden lässt Zetsche auch optimistisch nach vorne blicken. «Wir erwarten, dass die zweite Jahreshälfte beim Absatz und den Ergebnissen über der ersten liegen wird», sagte der Daimler-Chef. Damit steht fest, dass es sich beim Renditeanstieg der PKW-Sparte um keine Eintagsfliege handelt. Das sind die besten Voraussetzungen dafür, dass der Kursmotor der Aktie seine zuletzt wieder erhöhte Drehzahl beibehalten kann.
Münchener Rück – starke Zahlen und Prognose erhöht
Wieder im Auferstehungsmodus ist die Münchener Rück (ISIN DE0008430026). Dem weltweit grössten Rückversicherungskonzern setzte zuletzt ein Preiskampf in der Branche zu. Nun zeigen sich aber Lichtblicke. Es gebe erste Anzeichen für eine Stabilisierung der Preise, sagte kürzlich Finanzchef Jörg Schneider. Auch der Quartalsbericht fiel überraschend gut aus. Zwischen April und Juni erwirtschaftete die Münchener Rück ein Nettoergebnis von knapp 1,1 Milliarden Euro, Analysten hatten nur mit 845 Millionen Euro gerechnet.
Der Konzern schraubt auch die Prognose hoch. Erwartet wird nun ein Gewinn von mindestens drei Milliarden Euro, bisher war von 2,5 bis 3 Milliarden die Rede gewesen. Mit einem 2016er-KGV von zehn und gleichzeitig einer Dividendenrendite von 4,6 Prozent zählt der Versicherungsvalor aus Bewertungsgesichtspunkten derzeit zu den attraktivsten Titeln im Dax.
Musterschüler Fresenius
Ein Dauerbrenner im Dax ist die Aktie von Fresenius SE (ISIN DE0005785604). Allein seit dem Jahresbeginn legte der Titel um mehr als die Hälfte zu und liegt damit auf Platz zwei im DAX-Ranking. Zu Recht: Zum Halbjahr konnte der Gesundheitskonzern erneut die Erwartungen übertreffen, und er erhöhte gleichzeitig die Prognose. Die Analysten zeigten sich vollen Lobes für den Zwischenbericht. Insbesondere die aktuelle Entwicklung bei der auf flüssige Nachahmermedikamente spezialisierten Tochter Kabi sorgte für Beifall.
Zahlreiche Researchhäuser haben ihre Kursziele nach der Präsentation der Fresenius-Zahlen angehoben. So sieht beispielsweise die Deutsche Bank Kurse bis 72 Euro für die Fresenius-Aktie – ein Aufschlag von mehr als 10 Prozent.
K+S – es bleibt spannend
Für ein weiteres Highlight in der DAX-Berichtssaison könnte K+S sorgen. Der Übernahmekandidat wird am 13. August seine Bücher öffnen. Die Chancen, positiv zu überraschen und damit die Position im Verhandlungspoker mit Potash zu stärken, stehen gut. Denn nicht nur beim Gewinn für 2015 kam es in den vergangenen drei Monaten zu deutlichen Revisionen nach oben, auch auf 2016 blickt die Analystenzunft für K+S optimistischer.
Mit einem Plus von 45,1 Prozent für 2015 und 40,9 Prozent für das kommende Jahr ist K+S bei den von Factset ermittelten Gewinnrevisionen derzeit das beste Unternehmen im Dax. Auf dem zweiten Rang folgt Daimler. Angesichts der starken Vorgaben des Autobauers könnte das ein möglicherweise gutes Omen für den Salz- und Düngemittelhersteller sein. Bei den negativen Gewinnrevisionen trägt übrigens RWE die rote Laterne. Der Energiekonzern wird ebenfalls am 13. August die Bücher öffnen.
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