Den Devisenexperten der Schweizerischen Nationalbank steht heute ein arbeitsreicher Tag bevor. Nach dem turbulenten Wochenende ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Investoren rund um den Globus in den Franken flüchten wollen – und so den ohnehin schon sehr starken Franken weiter aufwerten lassen. Betroffen wäre davon in erster Linie die Schweizer Exportwirtschaft, die bereits heute massiv leidet.
Ein Vorgeschmack auf einen griechischen Staatsbankrott hat dabei die Zypernkrise geliefert. Der Eurokurs sank damals von 1,24 auf 1,21 Franken, nahe an die von der Schweizerischen Nationalbank verteidigten Untergrenze von 1,20 Franken pro Euro. Erst nach Klärung der Lage in Zypern im Mai 2013 schwächte sich der Franken wieder auf 1,26 ab.
Weitere Interventionen der SNB
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist bisher gemäss Aussagen von SNB-Präsident Thomas Jordan davon ausgegangen, dass eine Lösung gefunden und der Grexit abgewendet werden kann. Dennoch habe sich die Nationalbank auch «intensiv» mit dem Szenario einer Eskalation durch das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro beschäftigt, sagte Jordan Mitte Juni.
Details zum Dispositiv von SNB und Bund wollte Jordan nicht nennen. Er betonte jedoch kürzlich, dass die SNB bei Bedarf erneut am Devisenmarkt intervenieren würde. Gut möglich, dass man nun aktiv ist.
Schweizer Banken droht kaum Gefahr
Für die Schweizer Banken dagegen droht kaum Gefahr, sollte der griechische Staat den Schuldendienst nicht fortführen können. Bereits 2010, bei der ersten Zuspitzung der Eurokrise, meldeten die Grossbanken und die Zürcher Kantonalbank, dass sie «keine materiellen Ausstände» gegenüber Griechenland hätten.
In der Zwischenzeit sind diese Forderungen gemäss einer Statistik der SNB weiter gesunken. Insgesamt haben die aufgeführten 75 Schweizer Banken Ende 2014 nur noch ein Guthaben von 1,90 Milliarden Franken in Griechenland.
(awp/sda/moh/chb)