An der schwedischen Börse sind die Aktien des Gewerbeimmobilienvermieters SBB am Dienstag um bis zu 9,5 Prozent in die Tiefe gerasselt. Zuvor hatte die Ratingagentur S&P Global Ratings die Bewertung von SBB auf Ramschniveau herabgesetzt. Der Konzern wiederum kündigte an, die Dividende zu senken und auf eine angekündigte Kapitalerhöhung zu verzichten. Zusätzlich will SBB Liegenschaften veräussern.
Samhallsbyggnadsbolaget i Norden AB – so heisst das Unternehmen in voller Länge. Es ist Schwedens grösster Vermieter – und leidet unter einem Schuldenberg in Höhe von umgerechnet mehr als 7 Milliarden Euro. Die Diagnose für den kränkelnden Koloss liegt auf der Hand: Ihm droht das Kapital auszugehen, und das macht der Börse Sorgen. Schon am Montag hatte sich der Titel um einen Fünftel abgewertet.
Auch andere Immobilienkonzerne sind stark verschuldet und bekunden Mühe, ihre Kredite zu finanzieren. Und so strahlen die Probleme von SBB auf die ganze Wirtschaft aus.
Es ist ein beunruhigendes Signal für einen Sektor, der schon lange in der Krise steckt. Das gilt insbesondere für den privaten Immobiliensektor. Die Preise für Wohneigentum sind seit dem Höchststand um 15 Prozent abgestürzt. Das ist ein stärkerer Rückgang als während der weltweiten Finanzkrise 2008/09. In einigen Regionen betrug das Minus sogar 40 Prozent, wie die Immobilienexperten des Versicherers Lansforsakringar herausfanden.
Nach dem Boom folgt oft ein Crash
Im skandinavischen Land bestätigt sich somit eine alte Regel im Immobilienmarkt: Nach dem Boom folgt nicht selten ein Crash. Jahrelang werteten sich die Liegenschaften ununterbrochen auf, dank der billigen Zinsen floss immer mehr Geld in den überhitzten Markt.
Nun könnte der Preiszerfall gar das Wirtschaftswachstum gefährden. Haushalte mit hohen Hypothekarkrediten sind angesichts steigender Zinsen dazu gezwungen, ihre Ausgaben einzuschränken. Hausbauer stellen zudem Investitionen zurück. Die Folge: Nach Prognose der EU-Kommission wird Schweden in diesem Jahr das einzige EU-Land sein, in dem die Wirtschaft schrumpft und in eine echte Rezession abrutscht.
«Es ist nicht so, dass niemand dies hat kommen sehen», sagt der Chef der schwedischen Zentralbank, Erik Thedeen. «Die Riksbank hat schon seit langem davor gewarnt. Und jetzt ist es klar, dass es ein Problem ist.»
(reuters/bloomberg/mbü)
2 Kommentare
Gibt es eine Grenze für die Ausdehnung einer Notenbankbilanz? - "Es gibt keine physische Grenze. Eine Zentralbank kann alles kaufen, sogar Autos oder Käse. Sie bezahlt dafür mit einer Forderung auf ihre eigene Bilanz. Nichtsdestotrotz gibt es theoretische und empirische Gründe, die dafür sprechen, dass eine Grenze existiert."
William White: «Notenbanken können nicht zurück»
Wir befinden uns auf völlig unbekanntem Territorium», sagt der ehemalige Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Wohin die unkonventionelle Geldpolitik führt, wisse niemand.
Philippe Béguelin
Publiziert: 30.12.2016, 09:30
Eine "Abwertung" wird kommen, entweder durch streichen von 2 Nullen, oder durch einen nächsten Weltkrieg.