Die deutsche Wirtschaft ist im Winter in eine Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

In einer ersten Schätzung war die Behörde noch von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung zu Beginn des Jahres ausgegangen.

Weniger Staatsausgaben

«Nachdem das BIP bereits zum Jahresende 2022 ins Minus gerutscht war, verzeichnete die deutsche Wirtschaft damit zwei negative Quartale in Folge», sagte Behördenpräsidentin Ruth Brand. Schrumpft die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession. Das bedeutet nicht, dass das Gesamtjahr negativ ist. Vor allem dank des milden Winters traten die schlimmsten Szenarien nicht ein - etwa ein Gasmangel, der tiefe Spuren hinterlassen hätte.

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Das schwache erste Quartal lässt sich vor allem mit dem Rückgang der Staatsausgaben begründen. Die staatlichen Konsumausgaben sind 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken.

Der Privatkonsum fiel angesichts der Inflation als Konjunkturstütze aus. Sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände gaben die privaten Haushalte den Angaben zufolge weniger aus als im Vorquartal. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist die hohe Teuerung eine Herausforderung: Sie zehrt an ihrer Kaufkraft. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Der Preisauftrieb schwächte sich zuletzt zwar ab. Die jährliche Teuerungsrate lag im April mit 7,2 Prozent aber immer noch auf vergleichsweise hohem Niveau.

IWF erwartet 2023 Nullwachstum in Deutschland

Positive Impulse kamen nach Angaben der Statistiker zu Jahresbeginn von den Exporten und den privaten Investitionen. Dabei stiegen die Bauinvestitionen auch wegen des günstigen Wetters als auch die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge.

Die Aussichten für Europas grösste Volkswirtschaft sind nach Einschätzung von Experten für das Gesamtjahr gedämpft. Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum um die Nulllinie herum bewegen dürfte. Der IWF ist damit pessimistischer als die Bundesregierung, die in ihrer Ende April vorgestellten Frühjahrsprojektion ein BIP-Plus von 0,4 Prozent erwartete. Die EU-Kommission rechnete in ihrer jüngsten Prognose mit einem Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent für Deutschland.

US-Wirtschaft im Plus

Auch in den USA wurden am Donnerstag die revidierten BIP-Zahlen zum ersten Quartal publiziert. Anders als in Deutschland wurden sie nach oben korrigiert. Statt wie bisher geschätzt um 1,1 Prozent ist die US-Wirtschaft in den ersten drei Monaten mit einer Jahresrate von 1,3 Prozent gewachsen.

Ein Grund für die Korrektur war das Konsumwachstum, das im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet 3,8 Prozent betrug, nach 1 Prozent im vierten Quartal 2022. Ein schwaches Signal kam hingegen von den Unternehmensgewinnen. Diese sind mit einer Jahresrate von 5,1 Prozent gefallen.

(sda/gku/rop)