Angesichts der hohen Inflation signalisiert US-Notenbankchef Jerome Powell eine baldige Abkehr von der Politik des billigen Geldes. Wahrscheinlich würden die Zinsen dieses Jahr steigen, sagte der Fed-Präsident am Dienstag vor einem Senatsausschuss. Die Verbraucherpreise seien weit über den Zielwert der Fed von zwei Prozent hinausgeschossen.

Die «sehr konjunkturstimulierende Geldpolitik» habe wohl ausgedient. Es sei an der Zeit, dass die Notenbank den Notfall-Modus verlasse. Im Laufe des Jahres werde sich die geldpolitische Linie wieder stärker der Normalität annähern. «Wir werden unsere Instrumente nutzen, um die Inflation wieder nach unten zu drücken», betonte er.

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Anleger zeigen sich erleichtert

Die Aussagen des US-Notenbankchefs wurden von Börsianern überwiegend mit Erleichterung aufgenommen. «Auch wenn die Worte den Boden für eine zeitnahe erste Zinserhöhung bereiten, sollten Anleger den damit eingeleiteten geldpolitischen Kurswechsel gleichermassen als Zeichen der Stärke und Zuversicht in das zukünftige Wirtschaftswachstum interpretieren», sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets.

Der SMI schloss am Dienstag um 0,9 Prozent im Plus. Der US-Leitindex Dow Jones legte um 0,7 Prozent zu. Die Börse in Tokio hat am Mittwoch zum Handelsstart ebenfalls zugelegt. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag im Verlauf 1,9 Prozent höher.

Höchste Inflation seit 1982

An den Finanzmärkten wird nach Signalen aus dem Führungskreis der Fed spekuliert, die Fed könnte schon im März die Zinswende einleiten und sich mit weiteren Straffungsschritten in diesem Jahr gegen die stark steigenden Preise stemmen.

Aktuell liegt der Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Die US-Teuerungsrate ist im November auf 6,8 Prozent geklettert - der höchste Wert seit 1982. Für die am Mittwoch anstehenden Daten für Dezember erwarten von Reuters befragte Experten einen Anstieg auf dann 7,0 Prozent. Aus der Corona-Krise resultierende Lieferprobleme, Materialengpässe und geradezu explodierende Energiekosten heizen die Inflation an.

Fed-Portfolio auf mehr als 8,7 Billionen Dollar angewachsen

Powell signalisierte, dass die Fed dieses Jahr wohl auch damit beginnen werde, ihre in der Virus-Krise aufgeblähte Bilanz abzuschmelzen. Dieser Vorgang werde sich wahrscheinlich mit höherem Tempo vollziehen als bei früherer Gelegenheit. Es sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden. Auf der am 26. Januar anstehenden Zinssitzung sei wieder Gelegenheit darüber zu sprechen. Üblicherweise seien aber zwei, drei oder vier Sitzungen nötig, um solche Entscheidungen zu treffen. Schon bald werde es «mehr Klarheit» geben.

Durch die umfangreichen Anleihenkäufe in der Krise ist das Fed-Portfolio auf mehr als 8,7 Billionen Dollar angewachsen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs erwartet, dass die Fed im Juli mit dem Abschmelzen beginnen wird.

Affäre um Fed-Vize Richard Clarida

«Die Federal Reserve arbeitet für alle Amerikaner», betonte Powell, der die Fed seit Anfang Februar 2018 führt. Er sei den Prinzipien von Transparenz und klarer Kommunikation verpflichtet und suche aktiv den Austausch mit den Parlamentariern: «Ich verpflichte mich, diese Praxis fortzusetzen, falls ich für eine weitere Amtszeit bestätigt werde.»

Präsident Joe Biden hat Powell für ein weiteres vierjähriges Mandat nominiert. Der Republikaner muss dabei erneut vom Senat im Amt bestätigt werden, was angesichts seines grossen Rückhalts in der Parlamentskammer mehr oder weniger als Formsache gilt. Als Teil des Verfahrens muss er den Abgeordneten des Bankenausschusses zunächst Rede und Antwort stehen.

Am Donnerstag wird auch Powells designierte Stellvertreterin Lael Brainard vom Ausschuss angehört. Die langjährige Fed-Direktorin soll den jetzigen Vize Richard Clarida ablösen. Nach einer Affäre um Wertpapiergeschäfte tritt dieser vorzeitig ab. Er werde am 14. Januar seinen Hut nehmen, teilte die Fed mit. Claridas Amtszeit läuft erst am 31. Januar aus. Medienberichten zufolge schichtete Clarida im Februar 2020 einen Tag vor einer wichtigen Ankündigung von Fed-Chef Powell sein Portofolio um.

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(reuters/gku)