Es ist die vierte Zinssenkung seit Juni 2024 in Folge: Die Europäische Zentralbank (EZB) reduziert den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte, wie die Währungshüter um Präsidentin Christine Lagarde (68) am Donnerstag mitteilten. Neu liegt der richtungsweisende Einlagenzins, den Banken auf ihr bei der Notenbank geparktes Geld erhalten, bei 3,00 Prozent.
Die schwache Konjunktur in der Eurozone hat den Zinsschritt angedeutet. Die Wirtschaftsmotoren Deutschland und Frankreich stottern stark. Sinkende Zinsen können da die Finanzierungsbedingungen verbessern. Das könnte das Wachstum erneut ankurbeln. Zudem fürchtet sich Europa vor den möglichen US-Zöllen im nächsten Jahr. Diese sind für die sowieso schon angeschlagene Wirtschaft ein weiteres Risiko.
Zinssenkung trotz Inflationsanstieg
Gegen eine lockerere Geldpolitik hätte höchstens die wieder etwas angestiegene Inflation gesprochen. Die Verbraucherpreise stiegen in der Eurozone im November um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. So liegt die Rate erstmals seit August wieder über dem 2-Prozent-Niveau.
Die Währungshüter sind aber weiterhin überzogen, dass die EZB die Inflation im Grossen und Ganzen im Griff hat. «Die meisten Messgrössen der zugrunde liegenden Inflation deuten darauf hin, dass sich die Inflation nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von 2 Prozent einpendeln wird», heisst es in der Mitteilung. Die Sorge über die potenziellen Folgen der Trump-Zölle werden also höher gewichtet.
Überraschend ist die Zinssenkung nicht. Debattiert wurde nur über den Umfang der Entscheidung. Eine Reduktion des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte stand ebenfalls im Raum. Für die EZB scheint dieser Schritt aber nun doch zu gross gewesen zu sein.
Auch in kurz- und mittelfristiger Zukunft könnten die Zinspläne der EZB in dieselbe Richtung gehen. Analysten halten weitere Schritte im nächsten Jahr für wahrscheinlich.
Auch die SNB senkte den Leitzins
Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank folgte auf den Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom Donnerstagmorgen. Der neue SNB-Präsident Martin Schlegel (48) vollzog dabei einen eher überraschenden grossen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten. Es war dabei der erste Entscheid von Schlegel. Davon können die Mieterinnen und Mieter profitieren – wenn auch nicht sofort. Für die Sparerinnen und Sparer ist die Zinssenkung jedoch schlecht.