Die Verbraucherpreise in der Türkei sind im Juni so stark gestiegen wie seit fast einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 78,62 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie aus den am Montag veröffentlichten Daten des Statistikamtes hervorgeht. Es ist die höchste Inflationsrate seit September 1998 mit damals 80,4 Prozent.

Die Türkei kämpfte danach fast ein Jahrzehnt lang damit, die chronisch hohe Inflation zu beenden. Die Transportkosten - zu denen etwa Benzin gerechnet wird - erhöhten sich im vergangenen Monat um 123,37 Prozent. Lebensmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich um 93,93 Prozent.

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Lira verlor schon 2021 44 Prozent gegenüber dem Dollar

Grund für die aktuell stark steigenden Preise sind vor allem die Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine, die steigenden Rohstoffpreise und der Kursverfall der Landeswährung. Seit vergangenem Herbst sind die Preise sprunghaft gestiegen, nachdem der Lira-Kurs wegen der Zinssenkungen der Zentralbank von 19 auf aktuell 14 Prozent einbrach.

Präsident Recep Tayyip Erdogan will mit niedrigen Zinsen die Konjunktur anschieben. Das hat allerdings erhebliche Nebenwirkungen, weil die Lira dadurch für Anleger unattraktiver wird und sich durch den Kursverfalls die Importe verteuern. Die Lira verlor 2021 um 44 Prozent gegenüber dem Dollar und ist in diesem Jahr bereits um 21 Prozent gefallen.

(reuters/gku)