Die Folgen des Gaza-Krieges haben mit einem Militärschlag der USA und Alliierter gegen die mit Israel verfeindeten Huthi-Rebellen im Jemen einen neuen Höhepunkt erreicht. Die in der Nacht zum Freitag geflogenen Angriffe auf Stellungen der mit dem Iran verbündeten Rebellen seien «erfolgreich» gewesen, teilte das Weisse Haus in einer schriftlichen Stellungnahme von US-Präsident Joe Biden mit.
Die Huthi, die immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer angegriffen hatten, kündigten Rache an. Derweil setzt Israel den Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen fort und warf Südafrika vor, mit seiner Völkermord-Klage juristischer Handlanger der Hamas zu sein.
Sunak: Können Huthi-Angriffe nicht hinnehmen
«Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthi weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Dies kann nicht hingenommen werden», erklärte der britische Premierminister Rishi Sunak am frühen Freitagmorgen.
Den mit Hilfe der Niederlande, Kanadas und Bahrains geflogenen Schlägen ging eine Resolution des UN-Sicherheitsrat voraus, in der ein Ende der Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe gefordert wurde. Die Rebellen haben jedoch sämtliche Warnungen in den Wind geschlagen.
Huthi schwören Rache
«Amerika und Grossbritannien werden bereit sein müssen, einen hohen Preis zu zahlen», sagte ein Huthi-Vertreter in der Nacht zum Freitag. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Rebellen immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an.
Auch greifen sie Israel immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an.
Israelischer Sprecher: Südafrika juristischer Arm der Hamas
An diesem Freitag werden Vertreter Israels vor dem Internationalen Gerichtshof Stellung nehmen zu der von Südafrika eingereichten Klage wegen Völkermordes. In einer Reaktion auf den zum Auftakt des Verfahrens am Donnerstag von Südafrikas Rechtsvertretern erhobenen Vorwurf warf der Sprecher des israelischen Aussenministeriums, Lior Haiat, auf der Plattform X (vormals Twitter) Südafrika vor, als «juristischer Arm der Terrororganisation Hamas» zu fungieren.
Südafrika wolle der Hamas erlauben, die am 7. Oktober in Israel verübten Massaker zu wiederholen. «Heute sahen wir wieder einmal eine auf den Kopf gestellte Welt, in der der Staat Israel des Genozids beschuldigt wird, zu einer Zeit, in der er einen Genozid bekämpft», sagte Israels rechtskonservativer Regierungschef Benjamin Netanjahu am Donnerstag.
Im Zuge des beispiellosen Überfalls von Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen wurden 1200 Menschen getötet und etwa 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt worden. Israels Militär reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Israel beruft sich dabei auf sein Recht auf Selbstverteidigung. Angesichts der jedoch katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet und der hohen Zahl ziviler Opfer unter den Palästinensern sieht sich Israel weltweit starkem Druck ausgesetzt.
Ärztin im Gazastreifen: Kein Morphium mehr
Fast 100 Tage nach Beginn des Gaza-Kriegs sind die Zustände in den wenigen noch funktionierenden Krankenhäusern des Gazastreifens laut Helfern weiter grausig. «Es gibt kein Morphium mehr», sagte die amerikanische Ärztin Seema Jilani in einer Audio-Botschaft, die die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) am Donnerstag verbreitete. Jilani war zuvor von einem zweiwöchigen Einsatz für das IRC im Al-Aksa-Krankenhaus im mittleren Gazastreifen zurückgekehrt.
«So geben wir Patienten an der Schwelle zum Tod, im Todeskampf Midazolam, ein Medikament gegen Angstzustände, das aber Schmerzen nicht lindert», sagte die Ärztin. Jilani zufolge sei es allein «absolut heroischen Pflegekräften, Ärzten und Freiwilligen» zu verdanken, dass das Al-Aksa-Spital überhaupt noch funktioniert. Doch auch so werde es nur noch wenige Tage arbeiten können, sagte sie.
Bericht: Katar spricht mit Hamas über Medikamente für Gaza-Geiseln
Katar macht einem Medienbericht zufolge Fortschritte in Gesprächen mit Israel, mehr Lieferungen an Medikamente für die Zivilbevölkerung des Gazastreifens zu ermöglichen. Zugleich führe das Emirat mit der Hamas Gespräche, den noch festgehaltenen israelischen Geiseln lebenswichtige Medikamente zukommen zu lassen, berichtete die «New York Times» am Donnerstag unter Berufung auf informierte Kreise. Viele der Geiseln litten an Krankheiten wie Krebs und Diabetes.
Israel geht davon aus, dass noch 136 Geiseln in dem abgeriegelten Küstengebiet festgehalten werden. 25 davon sind vermutlich nicht mehr am Leben. Katar ist in der Geisel-Frage ein wichtiger Vermittler zwischen der Hamas und Israel, die nicht direkt miteinander sprechen. Infolge der israelischen Militäreinsätze sind nach jüngsten Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Beginn des Krieges bereits 23 469 Menschen getötet und weitere 59 604 verletzt worden. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Das wird am Freitag wichtig
Die Huthi-Rebellen haben nach dem Militärschlag der USA und Verbündeter gegen ihre Stellungen im Jemen Rache angekündigt. Unterdessen wird Israel am Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu Südafrikas Vorwurf des Völkermords gehört.
(sda/gku)