Wie im vergangenen Jahr werde die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 2,6 Prozent wachsen, teilte die Weltbank in Washington am Dienstag mit. Damit hob sie Prognose für 2024 im Vergleich zum Januar leicht an (plus 0,2 Prozentpunkte).
Dass sich die Weltwirtschaft schneller als erwartet stabilisiere und die Inflation zurückgehe, sei ein gutes Zeichen, sagte Chefökonom Indermit Gill.
Weniger positiv sei allerdings, dass das durchschnittliche Wachstum im Prognosezeitraum rund einen halben Prozentpunkt niedriger als im Jahrzehnt vor der Coronapandemie sei. Eine schlechte Nachricht sei auch, dass die ärmsten Länder der Welt weiter wirtschaftlich besonders schlecht dastünden.
Für die Jahre 2025 und 2026 sagt die Weltbank ein Wirtschaftswachstum um 2,7 Prozent voraus. Die Weltwirtschaft scheine sich endgültig auf eine sogenannte sanfte Landung einzustellen, heisst es in dem Bericht. Das bedeutet weniger Inflation, ohne dass es zu einer Rezession und hoher Arbeitslosigkeit kommt. Doch mehr als vier Jahre nach dem Beginn der Pandemie und den nachfolgenden globalen Schocks sei klar, dass die Welt - und insbesondere die Entwicklungsländer - noch keinen verlässlichen Weg zum Wohlstand gefunden hätten, warnt die Weltbank.
«Für die kleinsten und ärmsten Volkswirtschaften sieht es weder in Bezug auf Stabilität noch in Bezug auf Wachstum gut aus», sagt Chefökonom Gill. Sie litten unter einer hohen Verschuldung und Klimakatastrophen. Die Weltbank mahnt, dass am Ende dieses Jahres jedes vierte Entwicklungsland ärmer sein werde als am Vorabend der Pandemie. Bis 2026 werden die Länder, in denen mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung leben, der Prognose zufolge im Durchschnitt immer noch langsamer wachsen als in den zehn Jahren vor der Coronapandemie. Die Weltbank geht davon aus, dass viele Entwicklungsländer ihren Rückstand gegenüber den Industrienationen in naher Zukunft nicht aufholen werden.
Anders sieht es in den USA aus. Der Weltbank zufolge handelt es sich bei der Konjunkturentwicklung in der grössten Volkswirtschaft der Welt um einen «bemerkenswerten Lichtblick». Die US-Wirtschaft habe eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit bewiesen. «Das Wachstum ist trotz der härtesten geldpolitischen Straffung seit vier Jahrzehnten kräftig geblieben», so die Weltbank. Die Dynamik in den USA sei ein Grund dafür, dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwei Jahren ein gewisses Aufwärtspotenzial habe.
Für Europa zieht die Weltbank eine gemischte Bilanz. Nachdem sich das Wachstum im Jahr 2023 im Euroraum deutlich verlangsamt hatte, prognostiziert die Weltbank für 2024 ein Wachstum von 0,7 Prozent (Januar: 0,7 Prozent) und für das kommende Jahr 1,4 Prozent (Januar: 1,6 Prozent).