Endlich Ferien. Ferien in meinem geliebten Mecklenburg. Auf 23'000 Quadratkilometern verlieren sich 1,6 Millionen Einwohner. Weites Land, ewige Felder, bis zum Horizont Baumalleen, Kraniche und Störche in erfreulicher Anzahl und das Alltagstempo spiegelt Beschaulichkeit. Wir, die Einwohner und Touristen, kommen uns also normalerweise kaum in die Quere. Mit Stolz verweist die Landesregierung auf die niedrigsten Corona-Infektionen in ganz Deutschland. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so viele Freunde und Bekannte aus der Schweiz bei uns angemeldet haben.
Riccarda Mecklenburg sitzt im Vorstand des Verbandes Frauenunternehmen und ist Founder von Crowdconsul.ch.
Das Risiko, sich hier anzustecken, ist gleich null. Denn das Corona-Quarantäne-Regime in Meck-Pomm, wie es liebevoll abgekürzt wird, war auch das strengste in ganz Deutschland. Die Landesgrenzen wurden dichtgemacht. Auf der Autobahn konnte man im Transit nach Polen oder Brandenburg reisen, aber Abfahren und längere Zwischenstopps waren verboten. Wie damals vor dreissig Jahren – nur jetzt mit Bananen und Lidl.
Plötzlich Staus
Nun sind die Landesgrenzen wieder offen und Mecklenburg ist so ausgebucht wie noch nie. Plötzlich gibt es Staus, Warteschlangen und Begegnungen an Orten, die eigentlich nur Traktoren kennen. Die Restaurants in den Dörfchen sind voll. Während die Hamburger Innenstadt immer noch leer aussieht, stapeln sich die Besucher an der Ostsee.
Als Massnahme gegen diese Touristenschwärme hat man ein Ampelsystem eingeführt. Schon weit vor der Anreise wird mit Farben signalisiert, wo noch Platz ist. Bei Gelb lohnt es sich kaum mehr, das Ziel anzusteuern, bei Rot ist gar kein Betreten mehr möglich. Tagesausflüge sind sogar ganz untersagt.
«Lieber auf Umsatz verzichten als Viren einschleppen.»
Das müsste man sich mal in der Schweiz vorstellen. Titlis, Rigi, Jungfraujoch oder Bellevue ohne Tagestouristen. Nur wer mehrtägige Hotelübernachtung nachweisen kann, ist willkommen.
Massentourismus reloaded
Zusätzlich gilt bei der Einreise nach Mecklenburg, dass man nur aus Gegenden und Ländern kommen darf, die nicht mehr als 50 Neuinfektionen auf 100'000 Einwohner pro Tag haben. Massentourismus reloaded: Lieber auf Umsatz verzichten als Viren einschleppen.
Trotzdem klappt es nicht ganz. Die ersten Besucher aus der Schweiz haben sich bei uns schon gleich entschuldigt und abgemeldet: Ein Teil der Familie liegt im Hotelzimmer mit Fieber und Gliederschmerzen im Bett. Genau diese Pechvögel wollten wir nicht hier oben haben.