In der Schweiz werden seit den 1980er-Jahren überwiegend grössere Wohnungen gebaut. Ein- oder Zwei-Zimmer-Wohnungen machen lediglich gut zehn Prozent aller Objekte aus, die seit dem Jahr 2000 neu auf den Markt kamen. Das ist erstaunlich, schliesslich lebt in vielen Schweizer Wohnungen nur eine Person: Gut ein Drittel aller Haushalte sind Einpersonenhaushalte, und der Anteil dürfte weiter steigen.
Die meisten Schweizer Kleinwohnungen entstanden in den 1960er- und 1970er-Jahren, und viele davon entsprechen nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen. Die Immobilienexperten der Credit Suisse glauben darum an eine Trendwende beim Bau von Kleinwohnungen. «Es scheint ein Bedarf zu existieren», sagt CS-Experte Fredy Hasenmaile. Kleinwohnungen gewännen an Bedeutung, heisst es in einer neuen Studie der Grossbank.
Das Angebot steigt wieder
Und tatsächlich: In den letzten fünf Jahren ist wieder mehr in Kleinwohnungen investiert worden – es wurden 2649 Objekte gebaut, das sind drei Mal mehr als in den fünf Jahren davor. Anbieter wie Mobimo bestätigen den Trend: Die Immobiliengesellschaft schreibt auf Anfrage von einer steigenden Nachfrage nach kleinen Wohnungen vor allem in den Zentren.
Aus Sicht der Credit Suisse besteht besonders für eine Form von Kleinwohnung grosses Potential: Mikro-Appartements. Gemeint sind damit Kleinstwohnungen, die sich auf maximal 30 Quadratmeter erstrecken und dennoch in vollem Umfang ausgestattet sind – mit Bad, Kochmöglichkeiten und einem Wohnbereich. Die Fläche ist deutlich kleiner als die 74 bis 78 Quadratmeter, welche Alleinlebende heute im Schnitt zur Verfügung haben. Das Konzept gleicht dem der «Studios», Mikro-Appartements bieten aber mehr Komfort und entsprechen modernen Bedürfnissen.
Ein bunter Strauss an Mietern
Mikroapartments eignen sich für viele verschiedene Arten von Mietern, etwa Studenten, Wochenaufenthalter, Geschäftsreisende oder Senioren. Dank ihrer kleinen Fläche können sie zu bezahlbaren Mieten angeboten werden. Wenn Mikro-Appartements mit Gemeinschaftsräumen oder Dienstleistungen kombiniert werden – etwa einem Fitnessraum oder einem Putzservice – wird das Konzept noch attraktiver.
Die platzsparenden Unterkünfte sind zudem eine einfache Möglichkeit, das knappe Wohnungsangebot in den Städten zu vergrössern. Auch aus diesem Grund ist der Trend zu Mikrowohnungen in Deutschland schon länger zu beobachten. Besonders in den Grossstädten werden derzeit viele dieser Mini-Bleiben gebaut.
Deutscher Anbieter expandiert in die Schweiz
Einer der grossen deutschen Anbieter will nun auch in der Schweiz starten – iLive. Das Unternehmen betreibt in Deutschland zwölf Wohnkomplexe mit Mikroapartments für Studenten.
Für die Expansion in die Schweiz hat iLive ein Joint-Venture mit dem Thurgauer Generalunternehmen Methabau gegründet. In einer ersten Phase sollen Mikro-Appartements für Studenten sowie Geschäftsreisende entstehen. Später möchte iLive Schweiz auch Projekte für Senioren oder Singles realisieren. «Es besteht eine grosse Nachfrage nach innovativen Wohnformen», sagte Geschäftsführer Markus Kellermüller zu handelszeitung.ch.
Ein erstes Projekt in einer Studentenstadt
Bis Ende Jahr will iLive-Schweiz-Chef Kellermüller das erste Grundstück in einer Schweizer Stadt finden. Im Blick hat er dabei vor allem eine Studentenstadt: «Die Zahl der Studenten hat rasant zugenommen, und studentischer Wohnraum ist knapp», so Kellermüller.
Wie die Reichen in der Schweiz residieren sehen Sie im Video: