Auf den Bootsmessen, so auch auf der kommenden SuisseNautic in Bern, stehen luxuriöse Motoryachten. Bis zu 25 Meter lang, elegant, perfekt ausgestattet und selbstverständlich schnell. Allerdings haben diese schwimmenden Luxusappartements einen kleinen Fehler: Tempofahrten zur See sind extrem teuer. Eine dieser Yachten zu betanken, kann fast so viel Geld kosten, wie ein Arbeiter durchschnittlich im Monat verdient.
Auch wenn die Preise für Benzin und Diesel aktuell fallen: Die Wassersportbranche sucht nach Wegen, auch ohne fossile Treibstoffe auf See Spitzengeschwindigkeiten erzielen und die Yachten im besten Fall autark und unabhängig von Versorgungsstationen betreiben zu können. Motorenhersteller, Werften und Ingenieure zeigen deshalb verstärkt auf, welche Möglichkeiten Solarpanels, Brennstoffzellen, Hybrid- und Elektromotoren für die Wassersportbranche bieten.
Autobranche hat Vorsprung
Doch so weit wie die Automobilbranche, wo sich Elektroautos wie etwa der Tesla als emissionsfreie Alternative zu Sportwagen mit herkömmlichem Verbrennungsmotor positionieren, ist die Bootsbranche noch lange nicht. Bisher stehen Elektromotoren meist nur bei kleinen Sportbooten im Einsatz, dies meist als Aussenborder. Mit zunehmender Qualität und Verbesserung der Batterien sind immerhin höhere Geschwindigkeiten und Reichweiten möglich.
Die Ingenieure bedienen sich hier oft bei Entwicklungen aus der Autoindustrie.
Auch die süddeutsche Firma Torqeedo, die seit einigen Jahren erfolgreich Elektro-, Aussen- und Innenborder entwickelt und in der Schweiz über fünf Verkaufspunkte verfügt, verwendet als Energiespeicher Lithium-Ionen-Batterien aus der Autoindustrie. Ihr stärkster Aussenborder, der Deep Blue 80, bringt eine Leistung von 60 KW, was einem herkömmlichen, benzinbetriebenen Aussenborder von 80 PS entspricht.
Hohe Anschaffungskosten führt zu geringer Nachfrage
Doch sowohl auf neuen Segelyachten als auch grösseren Motorbooten hat die emissionsfreie Technik bisher nur in Einzelfällen Einzug gehalten. Die Nachfrage ist zu gering. Vor allem, weil der Einbau eines Motors, bei dem ein Wechsel von Diesel auf Elektroantrieb durch einfaches Umschalten möglich ist, die Kosten eines herkömmlichen Verbrenners weit übersteigt. Für Hersteller von Bootsmotoren hat die Hybridtechnologie in der Wassersportbranche anderseits Zukunft, in erster Linie für gemütliche Verdrängerboote oder für die Berufsschifffahrt.
Auf allen Gewässern, auf denen Verbrennungsmotoren verboten sind, werden E-Motoren eingesetzt. Vielerorts wird gefordert, auf Hybridtechnologie umzustellen, um für eine sauberere Luft in der Innenstadt zu sorgen. Prominente Beispiele sind Amsterdam und Venedig, die Verbrennungsmotoren verbieten wollen. Sie verlangen von allen Wassertaxis, Fahrgast- und Kehrichtschiffen die Umrüstung auf Hybridtechnik.
Wechsel der Antriebsarten
Interessant für die Besitzer von Segel und Motoryachten bis 60 Fuss ist das von Fischer Panda GmbH, vertreten durch die Hamilton AG, Kloten, lancierte Parallelhybridsystem, bei dem zwischen dem Antrieb durch den Verbrennungsmotor oder Hybridtechnologie gewählt werden kann. Beim Parallelhybridantrieb kann entweder der normale Standard-Verbrennungsmotor oder ein parallel zur Welle geschalteter E-Motor für den Vortrieb des Bootes sorgen. Der Wechsel zwischen den Antriebsarten erfolgt durch Aus- bzw. Einkuppeln, sodass bei zügiger Fahrt auf See der herkömmliche Dieselmotor zum Einsatz kommt, bei langsamer Fahrt im Hafen oder auf Binnenrevieren der Elektromotor. Die Energie dafür stammt aus einer Batteriebank, die wiederum von einem Generator geladen wird.
Allerdings sind die Batterien bisher nicht leistungsfähig genug. Die Menge an Batterien, die eine Segelyacht über 50 Fuss oder eine grosse Motoryacht braucht, übersteigt das verfügbare Platzangebot. Zudem steigt durch den Einbau vieler Batterien das Bootsgewicht stark an – leider ein unerwünschter Nebeneffekt.