Bettwäsche für Fischbacher, Haute Couture für Chanel, Dekostoffe für Pierre Frey – die Glarner Textildruckerei Mitloedi zählt seit je klingende Namen zu ihren Kunden. Vom Glamour ihrer Auftraggeber hat sie bislang allerdings nur wenig abbekommen. Aufträge werden ohne Herstellernachweis ausgeführt; auf der Webkante der edlen Stoffe steht höchstens «Made in Switzerland». Mit eigenem Namen ist Mitloedi seit der Gründung im Jahr 1937 noch nie aufgetreten. Bis heute.

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Im Auftrag des Pfister-Vorhangservices hat die Glarner Stoffdruckerei eine Vorhangkollektion entwickelt, die derzeit unter dem Label «Mitloedi by Pfister» lanciert wird. Die Dessins sind klassisch, wurden aber auf spezielle Art umgesetzt, zum Beispiel durch Foliendruck auf Samt, Schwammdruck auf Leinen oder Schrumpfdruck auf Baumwolle. Durch die speziellen Druckverfahren und den Einsatz von Lack, Folien oder Pigmenten erhalten die Stoffe besondere Optiken und Haptiken: flaches Gewebe wird dreidimensional.

«Modern und luxuriös», so nennt Hans Blesi, Inhaber und Geschäftsführer des Betriebs, die Vorhangkollektion. Stoff Nummer 54647.103 zeigt dies gut. Das Leinengewebe wird mit königsblauer Farbe und Silberfolie bedruckt; die ornamentalen Muster erhalten einen Vintage-Effekt und wirken dadurch edel, aber nicht nobel. Der Vorhang passt genauso gut in ein Schloss wie in ein Loft oder ein Chalet. Entwickelt wurde er vom vierköpfigen weiblichen Kreativteam um Maria Spuler, im Jargon nennt man sie Koloristinnen. Diese zeichnen die Muster und tarieren Farbmischungen aus. Früher wollten die Kunden ihre eigenen Ideen umgesetzt haben, heute verlangen sie von den Textildruckern Vorschläge.

Lust auf Experimente

Die Stoffbahnen werden auf langen Tischen millimetergenau ausgerichtet und dann mit Hilfe von Metallschablonen bedruckt. Bei komplexen Mustern sind bis zu 40 Schablonen nötig, jede Nuance muss einzeln aufgedruckt werden. Präzision ist oberstes Gebot. Beim Stoff Nummer 54647.103 weist die letzte Ziffer darauf hin, wie viele Schablonen nötig sind: lediglich 3. Diese relativ tiefe Zahl gibt einen Hinweis auf den Geschmack der Schweizer: Im Gegensatz zu den Amerikanern, die opulente Muster mit vielen Farbtönen mögen, fühlen sie sich in einem dezenteren Ambiente wohler.

Komplizierte Muster mit anspruchsvollen Farbmischungen und kombinierten Druckverfahren gehören zur Spezialität des Hauses. «Wir probieren viel und wagen viel», sagt Simone Blesi, Mitglied der Geschäftsleitung und Tochter des Inhabers. Durch die Extraportion Extravaganz ist es dem Familienbetrieb gelungen, sich gegen die günstigere Konkurrenz aus Italien oder der Türkei zu behaupten.

Im 19. Jahrhundert wurden alleine am Ufer der Linth noch 22 Textildruckereien gezählt; heute ist Mitloedi die einzige ihrer Art im ganzen Land. Es werden 60 Mitarbeitende beschäftigt, zu den besten Zeiten waren es mehrere hundert. Mit der Ausbildung von Lehrlingen sorgt die Familie Blesi dafür, dass der Beruf des Textildruckers und das Know-how für die nächste Generation erhalten bleiben.