«Die Buchungszahlen liegen unter den Vorjahren. Buchungen von ausländischen Gästen bleiben grösstenteils aus», sagt Simona Altwegg von Zermatt Tourismus über die jetzt beginnende Wintersaison 2020/21. Und so scheint auch der Tenor der Winterdestinationen für dieses Jahr zu sein: Bei anderen bekannten Destinationen wie Laax oder Arosa wird ebenfalls eine schwierige Saison erwartet.
Dies nicht nur wegen dem Ausbleiben von ausländischen Gästen, sondern auch wegen der Ungewissheit bei den Schweizer Gästen: «Die Kurzfristigkeit ist ein typisches Merkmal von inländischen Gästen, da ihre Anreisewege kurz sind», sagt Altwegg von Zermatt Tourismus. Das bringe «grosse Unsicherheiten».
Stabile Saisonabos, sinkende Tages-Verkäufe
Für Hotels, deren Stammgäste in den anderen Saison aus Übersee kamen, sei es schwierig. Dazu komme die Schliessung der Restaurants wegen kantonaler Eingriffe bis Mitte Dezember.
Trotz solcher Umstände sei beim Verkauf von Saisonabos keine Veränderung festzustellen, sagt Mathias Imoberdorf von der Bergbahnen in Zermatt. Aber: Bei Tages- oder Wochenpässen sanken der Vorverkauf und die Vorausbuchungen im Vergleich zum Vorjahr.
Die aktuellen Frequenzen der Seilbahnen seien mit den Zahlen vom Vorjahr vergleichbar. «Es sind also nicht merklich weniger Skifahrer unterwegs, sie buchen nur kurzfristiger», sagt Imoberdorf.
Angebote für Nicht-Skifahrer
Die Art der Gäste unterscheide sich aber von anderen Jahren, sagt Altweg. Nun kommen auch – Schweizer – Gäste, die ihre Winterferien üblicherweise nicht im Schnee verbringen, sondern am Strand: «Es ist davon auszugehen, dass wir diesen Winter neben dem klassischen Skigast auch Gäste begrüssen werden, die in anderen Jahren am Meer Ferien machten und nicht Ski fahren», sagt Altweg.
In Zermatt hat man das Angebot an Winterwanderwegen und Schneeschuhtrails ausgebaut. Dazu bietet die Destination zusätzliche begleitete Angebote wie Schneeschuhtouren, Skitouren oder Lawinenkurse an. Obwohl weniger Leute anreisen, sei das gesamte Angebot verfügbar: «Mehr Platz bietet mehr Sicherheit», sagt Altweg.
Die Buchungen für die Weihnachts- und Sportferien sind klar tiefer als üblich. Die Logiernächte-Zahlen dürften um ein knappes Viertel sinken.
In der Winterdestination Laax befinde man sich bei den Buchungen für die Hauptsaison rund 20 Prozent hinter dem Vorjahr, heisst es von der Medienstelle. Das übliche Bild zeigt sich in Laax auch bei der Herkunft der Gäste: Sie stammen vor allem aus der Schweiz. «Gäste aus Deutschland haben grösstenteils präventiv ihre Reisen storniert», so die Medienstelle.
Laax, das vor allem auch bei Freestylern beliebt ist, operiert am Wochenende am Vorabgletscher. Es sind zwei Pisten geöffnet sowie der Freestyle-Park. Die Tageskarten haben einen Fixpreis von 57 Franken und können nur über die App gebucht werden. Die Besucherzahl für das gesamte Skigebiet ist auf 1200 Personen limitiert. «Im Vorverkauf unseres Saisonabos konnten wir sogar die guten Vorjahreszahlen übertreffen», heisst es von Laax Tourismus.
Nebst der Maskenpflicht in allen Transportmitteln und in sämtlichen Innenräumen sieht das Schutzkonzept in Laax auch vor, bei grossem Gästeaufkommen die Öffnungszeiten der Bergbahnen auszudehnen. Hingegen heisst es von der Medienstelle, dass Hotels, die traditionsgemäss Gäste aus dem Ausland empfangen, erst später in der Saison öffnen.
Alles über die App
In Laax scheint das Schutzkonzept an erster Stelle zu stehen: Alles soll möglichst kontaktlos geschehen. So können Tages- und Halbtagestickets nur über die App bestellt werden, Mehrtageskarten hingegen auch offline. Doch nicht nur der Ticketverkauf soll digital erfolgen, sondern auch die Bezahlung in den Gastronomiebetrieben. Gäste bestellen ihr Essen über die «Inside Laax»-App oder an den Bestellautomaten. «Das Anstehen in Schlangen vor Buffets entfällt, das Essen wird direkt an den Tisch serviert», heisst es.
Modern zeigt sich Laax auch mit einem «Ghost-Kitchen»-Konzept: Dabei wird Essen direkt in die Ferienwohnung geliefert. «Ganz im Sinne der Reduktion der Kontaktpunkte werden wir also das Restaurant zum Gast und nicht den Gast ins Restaurant bringen.»
In der Wintersaison werden ein Drittel weniger europäische Gäste erwartet. Zudem dürften die Logiernächte um 30 Prozent zurückgehen.
In Arosa liegen die Buchungszahlen bei den Hotels auch rund 20 Prozent unter dem Vorjahr. Bei den Ferienwohnungen wird ein «markanter Rückgang gegenüber dem Vorjahr» erwartet, sagt Marion Schmitz von Arosa Tourismus. Das liege auch daran, dass dieses Jahr das Humorfestival nicht stattfinden kann. «Damit fehlen rund 15'000 Logiernächte im Dezember».
Beim Verkauf der von Saison- und Jahreskarten sei in Arosa ein leichtes Plus zu verzeichnen. Tickets, die online gekauft werden, sind immer mindestens sechs Prozent günstiger als die an den Verkaufsstellen. «Je früher Gäste ihr Ticket kaufen, desto günstiger ist der Preis», sagt Schmitz. Doch noch seien die Gäste in diesem Jahr zurückhaltender.
Ski-Ticket mit Pandemie-Absicherung
Jedes Ticket, das online gekauft werde, verfüge über eine spezielle Pandemie-Absicherung: Muss das Skigebiet wegen behördlichen Bestimmungen schliessen, gibt es das Geld zurück.
Ansonsten gibt sich Marion Schmitz von Arosa Tourismus zuversichtlich: Die Lage sei nach drei Rekordsommern und zwei guten Wintern in Folge grundsätzlich «sehr gut». In Arosa investieren Hotels und Restaurants auch in Corona-Zeiten, neue Hotels werden gebaut. «Die Destination steht so gut da wie wohl noch nie in der Geschichte», sagt Schmitz. Dennoch hänge die Unsicherheit in der Luft, dass ein Lockdown oder ein Rückgang in den nächsten Monaten die Arbeit von Jahren zunichte machen würde.
Coworking mitten im Dorf
So bemüht sich auch Arosa mit speziellen Angeboten, die Gäste zu halten: Man setzt auf Winterwandern und eine Vielzahl an Langlaufloipen und verschiedene Schlittelpisten. Wie auch in Laax setzt Arosa zudem auf Erlebnisse: so gibt es Schneeschuhtouren, Wildtierbeobachtungen, die Begehung von Eisfeldern.
Auch das Dorf will sich dem Zeitgeist anpassen: So gibt es ein «Natur-Labor» als Coworking-Space mit Partnern wie Ricola oder Energie Schweiz. Dazu kommen Angebote wie «Arosa zum Verlieben», das speziell Singles anspricht. Oder auch ein «digitales Humorfestival». Das soll die «Feierlaune» für die Arosa auch bekannt ist, teilweise ersetzen.