Am Montag macht die Schweiz ihren bis jetzt «mit Abstand grössten Öffnungsschritt», wie es Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch formulierte. Veranstaltungen bis zu 100 Personen sind wieder erlaubt, im Freien dürfen wieder bis zu 300 Personen empfangen werden.
Amateursport ist wieder möglich, und auch Theatervereine dürfen sich wieder zur Probe treffen. Private Feiern innen sind wieder mit bis zu 30 Personen möglich, statt wie bis jetzt zu 15, im Garten kann man sich sogar mit bis zu 50 Freunden und Verwandten treffen. An den Hochschulen ist wieder Präsenzunterricht und auch für die gebeutelten Gastronomen geht die Durststrecke langsam aber sicher zu Ende.
Während viele Menschen noch auf ihre Corona-Impfung warten, tüfteln Hersteller bereits an neuen Impfstoffen - etwa gegen Mutationen.
Die Situation stabilisiert sich, immer weniger trennt uns noch von unserm alten Leben. Noch schneller geht es für die Geimpften. Sie können bereits ab Juni in ein Risikogebiet reisen, ohne danach in Quarantäne zu müssen – vorausgesetzt, sie haben sich nicht ein Land mit einer «besorgniserregenden Virusvariante» ausgesucht. Auch bei den Grossveranstaltungen wird es eine Phase geben, wo für Geimpfte, Getestete und Genesene Dinge sein möglich werden, die anderen noch vorbehalten bleiben, wie der der Besuch einer Grossveranstaltung von bis zum 3000 Menschen drinnen.
Das lässt eine alte Debatte wieder aufkochen: die um die sogenannten «Impfprivilegien». Gemeint ist, dass Freiheiten – «Privilegien» sind es ja nicht, weil es ja nur um die Rückgabe von Grundrechten geht, die grundsätzlich allen zustehen – daran geknüpft sein sollen, ob jemand schon geimpft ist oder nicht. So ergab etwa eine Befragung der SRF-Community, dass nur jeder vierte der Meinung ist, dass Geimpfte wieder schneller zur Normalität zurückkehren können sollen als nicht gimpfte. Knapp 40 Prozent waren der Meinung, dass dies erst so sein dürfe, wenn alle die Möglichkeiten haben, sich zu impfen. Und mehr als Drittel war ganz dagegen.
Damit zeigt sich einmal mehr: Die Bevölkerung reagiert sensibel auf alles, was geeignet ist, die Durchimpfungsrate zu verbessern. Was dabei vergessen geht: All die kleinen neu alten Freiheiten sind ab Montag nur deshalb möglich, weil sich eben viele impfen lassen. Zudem: Impfen ist nicht nur etwas zum Selbstschutz, sondern immer auch ein Akt der Solidarität.
Dass man das mit den Anreizen auch nicht ganz so ernst nehmen muss, zeigt das Beispiel Kalifornien, wo der Gouverneur, wie schon in mehreren Staaten zuvor, mit einer Impflotterie dafür sorgt, dass sich möglichst viele impfen lassen. Der Maximalgewinn liegt bei 1,5 Millionen Dollar. Total sind Preise von 116,5 Millionen Dollar zu gewinnen.
Kaum auszudenken, was in der Schweiz los wäre, würde die Basler oder die Zürcher Regierung das Gleiche machen.
3 Kommentare
Ist das Ihre Netiquette wie man mit der Wahrheit umgeht. Schämen Sie sich! Heinz Kopp
An und für sich ein guter Kommentar, aber was soll der Schwachsinn von "...sondern immer ein Akt der Solidarität". Jetzt soll ich mich also im Zeichen der Solidarität als Impfgegner impfen lassen. Infantilität in Reinkultur!
Sorry Frau Gross, plappern Sie jetzt dem Blick-Chefredaktor einfach alles nach? Was bitte hat das mit Solidarität zu tun? Und, was ist der Unterschied zwischen dieser Solidarität-Nummer als ein Discount bei einer Airline - wenn ich geimpft bin?
Hoppla, wieder reden da von einem Impfstoff der quasi in einer Nacht und Nebel Aktion hergestellt wurde. Die Belehrungen des Medien-Mainstream wurden offenbar mit den Millionen aus Bern alimentiert! Frau Gross, wenn Sie sich eine Impfung verpassen lassen, dann ist das ihre persönliche und alleinige Entscheidung, aber vermeiden Sie in Zukunft solche Kindergarten-Schlagwörter.
Wenn Sie den Nanni-Staat verkörpern wollen, dann spielt es wohl keine Rolle, wenn diese aufgeblasene Bundesverwaltung eine Person mehr auf der Lohnliste hat.
Eigenverantwortung heisst: jeder bringt selber seine R unter 1. Wie er das tut, bleibt ihm überlassen. Einige tun das mit einer Impfung, andere indem sie auf Konzerte, Veranstaltungen und Reisen verzichten.