1. Geschwindigkeit versus Vorsicht
Wie schnell sollen Sie vorgehen? Einerseits möchte man im Wettlauf um Produktivität und andere Vorteile nicht ins Hintertreffen geraten. Andererseits besteht die Gefahr, zu schnell zu investieren und zu schnell zu handeln, wenn noch unklar ist, wie hoch die Risiken und wie gross die Vorteile sind. Etwa 20 Prozent der IMD-Kunden haben den Einsatz von KI in ihren Unternehmen verboten – zumindest vorläufig. Es gibt Risiken: Sicherheitsbedenken, Urheberrechtsverletzungen, Verzerrungen. Eine Möglichkeit besteht darin, KI zuerst für banale Routineaufgaben wie das Verfassen von E-Mails, das Zusammenfassen von Dokumenten und das Schreiben von einfachem Code einzusetzen.Wir empfehlen: Beginnen Sie mit einfachen Anwendungen, die den grössten Return on Investment versprechen, lernen Sie und passen Sie sich an.
Der Autor
Michael D. Watkins ist Professor für Leadership am IMD und Autor von «The First 90 Days», einem Buch für Führungskräfte, die neu eine Führungsrolle übernehmen.
2. Interne versus externe Anwendungsfälle
Interne Prozesse optimieren oder neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln? KI kann beides. Der entscheidende Faktor für Ihr Unternehmen ist, wo KI den grössten Mehrwert schafft. Greifen Sie nicht zu den grossen Ideen, bevor Sie nicht das entsprechende organisatorische Know-how aufgebaut haben. Denn auch scheinbar Unwichtiges kann grosse Wirkung haben: Ein Automobilhersteller hat eine KI-App entwickelt, die Autoverkäufern sagt, ob eine Golftasche in den Kofferraum passt, und ihnen und ihren Kunden das Nachschlagen von Massen erspart.
Wir empfehlen: Ermitteln Sie eine Reihe klarer geschäftlicher Herausforderungen, sowohl intern als auch extern, und konzentrieren Sie sich auf diejenigen, bei denen KI den grössten Nutzen bringen kann. Vermeiden Sie die Versuchung, Dutzende von interessanten, aber nicht zusammenhängenden KI-Initiativen zu starten.
3. Bauen oder kaufen
Soll man die Technologie selber entwickeln oder einfach ein generisches Produkt einkaufen? So oder so: Sie müssen im Unternehmen über ein Team mit Fachwissen in den Bereichen Daten, maschinelles Lernen und Softwareentwicklung verfügen. Und vielleicht ist diese Frage gar nicht die wichtigste: Die Qualität der Daten entscheidet – was im digitalen Zeitalter immer gilt.
Wir empfehlen: So oft wie möglich kommerzielle Tools verwenden. Gleichzeitig sollten Sie Zeit einplanen, um die KI-Lösungen anzupassen, die Sie von externen Anbietern beziehen.
4. Erneuern statt ersetzen
Viele Menschen fürchten, dass KI sie bald arbeitslos macht. Der IWF prognostiziert, dass bis zu 40 Prozent der Arbeitsplätze weltweit von KI betroffen sein könnten, in den höher entwickelten Volkswirtschaften sogar bis zu 60 Prozent. Die zukünftigen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bleiben jedoch vorerst unklar. Eine aktuelle Studie zeigt, dass es auch in den USA noch günstiger ist, Menschen einzusetzen als KI. Wenn die Produktivitätsgewinne durch KI immer deutlicher werden, dann stellt sich die Frage, was man tun soll: Setzt man die Mitarbeitenden für höherwertige Tätigkeiten ein? Soll man den Personalbestand verringern? Oder die Arbeitslast neu verteilen, sodass jeder und jede in einer Viertagewoche arbeiten kann?
Wir empfehlen: Die verantwortungsvollsten Arbeitgeber werden neben den Produktivitäts- und Kostengewinnen auch die sozialen und ethischen Auswirkungen des Einsatzes von KI als Ersatz für menschliche Arbeitskräfte berücksichtigen.
5. Umweltauswirkungen versus Effizienzgewinne
KI ist ein Strom- und Wasserfresser, das wird oft übersehen. Eine Studie sagt voraus, dass bis zum Jahr 2027 der weltweite KI-Bedarf mehr Wasser verbrauchen könnte als einige Länder in einem Jahr. Dies ist ein ernstes Problem, da Süsswasser zu einer knappen Ressource wird. Andererseits könnte KI, wenn sie uns produktiver und effizienter macht, die Auswirkungen auf die Umwelt verringern.
Wir empfehlen: Stellen Sie sicher, dass Nachhaltigkeit eines Ihrer wichtigsten KI-Prinzipien ist. Messen Sie den Fussabdruck von KI in Ihrem Unternehmen und informieren Sie offen darüber. Bemühen Sie sich mit dieser Transparenz, für eine konsequente Reduzierung der schädlichen Auswirkungen von KI auf die Umwelt.
Kurz: Nutzen Sie KI so, dass ein echter Mehrwert sowohl für Ihr Unternehmen wie die Gesellschaft geschaffen wird.