Während der Swiss Market Index (SMI) mit einem Paukenschlag ins neue Jahr startete, bietet sich diese Anlageklasse zur Diversifizierung an. Was es zu beachten gilt.
Diversifizieren: So lautet die Devise in einer Zeit, in der das politische, geopolitische und geschäftliche Umfeld die Verwaltung von Portfolios erschwert. Das Ziel ist also klar. Aber wie sieht der Weg dahin aus? Nach der beeindruckenden Outperformance der US-Aktien im vergangenen Jahr drängt sich nunmehr eine regionale Neuausrichtung der Portfolios auf, um die Risikostreuung zu optimieren. Unter den Märkten, die 2024 das Nachsehen hatten und dementsprechend ein gewisses Aufholpotenzial aufweisen, nimmt die Schweiz einen Spitzenplatz ein, auch wenn die Large Caps bereits einen Teil ihres Rückstands wettgemacht haben. So konnte der SMI den besten Januar seit seiner Gründung im Jahr 1988 verzeichnen. Die Folge: Im Vergleich zum amerikanischen S&P 500 schnitten die Schweizer Titel so gut ab wie seit dreissig Jahren nicht mehr.
Eric Chassot, CIO Aktien, BCV
Zurück auf den Schweizer Markt
Auch auf dem Schweizer Markt ist Diversifizieren angesagt. Neben den traditionell defensiv ausgerichteten Large Caps bieten Small Caps und Mid Caps eine Fülle von Möglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger. Insgesamt weisen diese im SPI Extra Index enthaltenen Nebenwerte aufgrund einer langen Phase der Underperformance eine – im Vergleich zu Blue Chips – interessante Bewertung auf. Weitere Vorteile: Dank ihres Know-hows konnten sich die Unternehmen dieser Kategorie in internationalen Nischenmärkten etablieren und ihre Position nicht zuletzt durch ihre ausgeprägte Innovationsfähigkeit erfolgreich verteidigen. Diese Konkurrenzfähigkeit ermöglicht es ihnen, historisch betrachtet ein dynamischeres Ergebniswachstum zu erzielen als grosse Unternehmen.
Auswählen heisst auch verzichten
Diversifizieren, das Mantra zu Beginn dieses Jahres, lässt sich auch auf Small Caps und Mid Caps anwenden. Das Geschäftsjahr 2024 hat gezeigt, dass der Index nur durch eine gezielte Selektion von Wertpapieren übertroffen werden kann. Und noch wichtiger ist der Ausschluss ungeeigneter Titel: die Garantie für jede gute Performance. Eine erste Selektion erfolgt durch die Identifizierung von Unternehmen mit einem soliden strukturellen Wachstum. Begehrt waren somit Unternehmen aus den Bereichen Dienstleistungen und Produkte für die Pharmaindustrie – insbesondere das Segment Molekül- und Wirkstoffproduktion – sowie solche, die der Nachfrage nach Dekarbonisierung entsprechen. Gelitten haben hingegen im vergangenen Jahr Unternehmen, die mit der deutschen Automobilindustrie oder dem Konsumsektor verbunden sind. Einige Themen werden Bestand haben. Hoch im Kurs stehen neben dem Gesundheits- und Pharmasektor auch Branchen, die mit künstlicher Intelligenz (KI) und deren Anforderungen zu tun haben. Eine grosse Nachfrage besteht nach Anbietern von digitalen Services und Lösungen für Rechenzentren. Die wichtigsten Akteure haben zudem Kühlsysteme oder neue Verbindungstechnologien, die unter anderem optische Signale verwenden, auf dem Radar.
Zölle und Devisen
In der Industrie zeigen Unternehmen, die sich entlang der Wertschöpfungskette diversifiziert haben, eine relativ gute Performance. Durch den Ausbau der Kundendienstleistungen weisen sie ein weniger zyklisches Profil auf als ihre Konkurrenten, die sich einzig auf den Produktverkauf konzentrieren. Auch die Produktionsstandorte sind zu beachten. Zur Erinnerung: Die Unternehmen, die dem SPI Extra angehören, erzielen insgesamt nur rund einen Fünftel ihres Umsatzes in den USA. Der potenzielle Handelskrieg betrifft sie somit weniger. Durch die Produktionsverlagerung in die Nähe ihrer Kunden leiden sie zudem nicht so stark unter der Volatilität des Devisenmarktes und der wohl noch länger andauernden Frankenstärke. Eine weitere Möglichkeit zur Minimierung des Wechselkursrisikos ist eine ausreichend starke Marktposition, um eine gewisse Preissetzungsmacht ausspielen zu können.
Ein Blick Richtung Deutschland
Eine Diversifizierung des Portfolios mit Schweizer Small Caps und Mid Caps dürfte noch interessanter werden, wenn die Wirtschaft in Deutschland nach zwei rückläufigen Jahren wieder anzieht oder die Handelsspannungen nachlassen. Zudem unterstützt der Rückgang der Zinssätze historisch betrachtet die sogenannten Wachstumswerte wie etwa den Gesundheitssektor. Viele dieser Unternehmen zählen im Übrigen zu den dividendenstarken Titeln, die eine weitere Diversifikationsmöglichkeit für Anlegerinnen und Anleger bieten. Der Schweizer Markt und insbesondere das Segment der KMU bieten also günstige Voraussetzungen für die Diversifizierung eines Portfolios, auch wenn ein Teil der erwarteten Jahresperformance bereits zu Beginn dieses Jahres realisiert wurde.