Die Credit Suisse und das Center for Family Business der Universität St. Gallen (CFB-HSG) haben kürzlich erneut eine vielbeachtete Studie zum Thema Nachfolgeplanung vorgelegt, die auf einer Umfrage bei Unternehmerinnen und Unternehmern von über 150 KMU und einigen Grossunternehmen basiert.

Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass die Nachfolgeplanung für jede Unternehmerin und jeden Unternehmer eine der zentralsten strategischen Aufgaben überhaupt darstellt. Viele Inhaberinnen und Inhaber setzen sich oft zweimal mit der Nachfolgethematik auseinander, einmal als übernehmende und einmal als übergebende Partei. Zwei Drittel der Unternehmerinnen und Unternehmer, die innerhalb der letzten zehn Jahre eine Nachfolge angetreten haben, haben bereits über ihre eigene Nachfolge nachgedacht und 15 Prozent haben diese sogar bereits formell geregelt.

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«Dieses Resultat überrascht uns nicht. Wir begleiten Unternehmerinnen und Unternehmer nicht selten zweimal bei Nachfolgeregelungen», sagt Andreas Gerber, der als Leiter Firmenkunden Schweiz bei der Credit Suisse auch für dezidierte, regional aufgestellte KMU-Nachfolgeplanungsteams verantwortlich ist.

Zwei Arten von Nachfolgesequenzen

Anhand der Umfrageergebnisse wurden in der Studie zwei Arten von Nachfolgesequenzen bei der Übergabe beziehungsweise Übernahme von Führung und Eigentum identifiziert: erstens eine Staffelübergabe, bei der gleichzeitig die Geschäftsführung und das Eigentum übergeben werden; zweitens eine schrittweise Übergabe der beiden Chargen.

Während die Staffelübergabe vom Unternehmenseinstieg der nachfolgenden Partei bis hin zum abgeschlossenen Nachfolgeprozess im Durchschnitt rund sechs Jahre dauert, sind es bei der schrittweisen Übergabe durchschnittlich 14 Jahre. Über die Hälfte der Nachfolgenden zieht zudem die Vorgängerin beziehungsweise den Vorgänger noch einige Zeit als beratende Stimme bei und rund 40 Prozent benötigen auch noch deren finanzielle Unterstützung.

Gemäss Andreas Gerber wird bei KMU die Übernahme einer Firma nebst Eigenmitteln und Bankfinanzierung häufig noch mittels eines Verkäuferdarlehens, eines sogenannten Stehbetrags, mitfinanziert. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Nachfolge vor allem auch eine Herzensangelegenheit ist. Oft wird nicht nur eine Firma weitergegeben, sondern ein Lebenswerk. Viele abgebende Parteien können nur schweren Herzens von der Unternehmensführung loslassen und sind auch Jahre nach der Übergabe noch im Unternehmen anzutreffen.

Klare Zuständigkeiten erforderlich

Gemäss Umfrage verbringt fast die Hälfte der abgebenden Generation auch zwei Jahre nach der Übergabe noch mindestens eine Stunde pro Woche in der Firma. «Es ist sehr wichtig, die emotionalen Aspekte einer Nachfolge frühzeitig zu thematisieren», sagt Andreas Gerber. Dazu gehöre beispielsweise die Frage, welche künftige Rolle die Unternehmerin beziehungsweise der Unternehmer noch einnehmen möchte. Die Zuständigkeiten seien entsprechend durch eine klare Aufgabenteilung zu regeln. Rund 75 Prozent der Befragten erachten diesen Aspekt denn auch als sehr wichtig für einen erfolgreichen Übergabeprozess.

Wichtig für die Umsetzung ist zudem eine externe Unterstützung: 70 Prozent der Befragten benötigen Beratung im Bereich der Steuern und auch bei strategischen und finanziellen Aspekten ist Hilfe gefragt. «Mit einer umfassenden Finanz- und Vorsorgeplanung kann unter anderem auch Optimierungspotenzial bei der Vorsorge erschlossen werden, ohne gleichzeitig die Finanzen der Firma kurzfristig zu belasten», sagt Andreas Gerber.

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer gestehen sich nicht ein, dass Unterstützung auch im emotionalen Bereich hilfreich sein könnte. Lediglich 21 Prozent geben an, dass eine entsprechende Beratung sehr wichtig oder wichtig sei. Dies deckt sich gemäss Andreas Gerber mit seinen Erfahrungen: «Übergaben werden immer wieder im letzten Moment verschoben. Dabei stehen persönliche Gefühle und Ängste im Zentrum. Der Erfolg einer Nachfolge steht oder fällt oft mit den Emotionen.»