Michael Egli ist in der Disziplin Berufsmeisterschaft so etwas wie ein sicherer Wert. Er gewann die SwissSkills 2014 und wurde ein Jahr später Fünfter bei den WorldSkills. Nun hat er sich ein nächstes Projekt vorgenommen: die EuroSkills. Gemeinsam mit sieben weiteren jungen Schweizern reist der gelernte Steinmetz Ende September nach Budapest, wo er – in seiner Berufskategorie – einen nächsten Podestplatz anstrebt. Hohe Ambitionen, intakte Aussichten.
Der 24-Jährige weiss, worauf es im Vorfeld ankommt: aufs Detail achten, Handgriffe einüben, sich mit den Materialien anfreunden, nichts dem Zufall überlassen. Egli hat sich sechs Probesteine aus Ungarn zusenden lassen. «Steine sind wie Menschen, jeder ist anders», erklärt er. «Du musst ihn mit allen Sinnen erleben – sprich fühlen, anschauen und auf dich wirken lassen.» Vor allem aber benötigt jede Steinart eine spezielle Behandlung. Der eine Stein ist porös, der andere ist hart, der dritte bricht unverhofft. Der Steinmetz weiss um die Macht des Millimeters: «Bei den EuroSkills sorgt schon eine klitzekleine Abweichung von der Vorgabe für Punkteabzug.» Deshalb ist es wichtig, den Charakter des Materials à fond zu kennen. Und das gelingt nur mit täglichem Training.
«Ich arbeite an Orten mit Geschichte, bearbeite Dinge, die Teil unserer Vergangenheit sind und die Gesellschaften prägen.»
Michael Egli
Egli arbeitet bei der Firma Carlo Bernasconi. Im Unternehmen mit über 100-jähriger Historie absolvierte er bereits die Lehre zum Steinmetz EFZ – ein Beruf, der für ihn längst zu einer echten Berufung geworden ist.
«Ich wollte immer mit meinen Händen arbeiten und etwas tun, bei dem ich täglich konkrete Resultate sehe», erklärt er seine Berufswahl. Ursprünglich begann er eine Lehre als Gärtner, merkte aber schnell: «Das ist nichts für mich.» Danach schnupperte er in anderen Handwerksberufen und wurde schliesslich Steinmetz. Ihm gefällt es: «Ich arbeite an Orten mit Geschichte, bearbeite Dinge, die Teil unserer Vergangenheit sind und die Gesellschaften prägen.»
Um bestens auf die EuroSkills vorbereitet zu sein, reist Egli einige Tage vor Wettbewerbsbeginn nach Budapest und bereits jetzt tauscht er sich mit seinem Betreuer aus. Für jeden Berufszweig stellt SwissSkills den jungen Berufsleuten einen Experten zur Seite. «Er hilft beim Training und kontrolliert die Werkzeuge», weiss Egli aus früheren Meisterschaften. Das macht Sinn, denn die meisten seiner Arbeitsutensilien hat der Steinmetz selber hergestellt. So wie es Tradition in der Branche ist.
Die Ausbildung zum Steinmetz dauert vier Jahre; im Vordergrund steht praktische Erfahrung. Nur einen Tag in der Woche stehen an der Berufsschule die Fächer auf dem Stundenplan.
Die nationale Berufsmeisterschaft SwissSkills ist quasi die Eintrittskarte zum europäischen Wettbewerb. Nur wer national in seiner Berufsgattung Erster oder Zweiter wird, darf bei den EuroSkills antreten. Die Gründe für beide Wettbewerbe sind die gleichen: Oft wissen Schulabgänger noch nicht, wohin ihre berufliche Reise gehen soll. Die meist jungen Besucherinnen und Besucher erhalten daher an diesen Events einen wunderbaren Überblick über die verschiedenen Berufe und vor allem auch einen vertieften Einblick in den Berufsalltag. Für die Teilnehmenden selbst ist es eine Bestätigung und eine Ehrung ihres Tuns.
Er freut sich auf das nächste Kräftemessen mit den Besten seiner Branche, und die EuroSkills in Budapest sind zweifellos ein Höhepunkt. Nach einem hoffentlich siegreichen Abschneiden in Ungarn will er wieder in Bern sein Bestes geben. Und das ist mindestens so anspruchsvoll wie die Fingerfertigkeit im Scheinwerferlicht der Berufsmeisterschaften. Denn bei einem Grossteil seiner Aufträge bei Carlo Bernasconi geht es um die Restauration alter Bestandsobjekte. Aufgrund der regionalen Lage beschäftigt er sich in der Regel mit Berner Sandstein. «Welche Steinart du als Steinmetz bearbeitest, ist deinem Arbeitsort geschuldet», erklärt Egli. «In Bern ist es Sandstein, in Biel und Solothurn Kalkstein.»
Wird Michael Egli gefragt, warum ein junger Mensch den Beruf des Steinmetzes ergreifen soll, wird er leidenschaftlich: «Wer Handwerk, Gefühl und Nachhaltigkeit erleben will, sollte Steinmetz werden. Was wir erschaffen, hat Qualität, die viele Jahrhunderte überdauert.» Und er fügt an: «In jedem Objekt steckt die Arbeit meiner Vorgänger. Und jeder Steinmetz hat seine Handschrift hinterlassen, denn ein Teil der Persönlichkeit fliesst bei der Bearbeitung mit in den Stein.» Das wird auch bei den EuroSkills der Fall sein – trotz detaillierten Regeln, die der Kreativität mitunter Grenzen setzen. Am Ende wird derjenige gewinnen, der die Vorgaben am besten umsetzt.
Gut möglich, dass dies Michael Egli gelingt.
Das duale Berufsbildungssystem ist ein Grundpfeiler des Schweizer Erfolgs im globalen Wettbewerb. Deshalb setzt sich UBS als Gründungsmitglied und Presenting Partner der Initiative SwissSkills für die Berufslehre ein.
Gemeinsam mit einem Netzwerk von starken Partnern verfolgt UBS das Ziel, mit der Öffentlichkeit einen breiten, kraftvollen und positiven Dialog zur Berufslehre zu führen. UBS engagiert sich bei allen drei Plattformen der Initiative: Mit SwissSkills Career positioniert UBS die Berufslehre als ausgezeichneten Karriereeinstieg. Mit den SwissSkills Championships trägt die Bank zur Stärkung der nationalen Berufsmeisterschaften bei. Und mit dem SwissSkills-Team werden die Mitglieder der Schweizer Berufs-nationalmannschaft unterstützt.
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