Ernährungsunsicherheit ist bereits jetzt ein enormes Problem, und die Situation dürfte sich noch weiter verschärfen. Gemäss Prognosen sollen 2050 fast zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, was zu einem Nahrungsmitteldefizit von 56 Prozent führen könnte. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen emittieren unsere Ernährungssysteme zudem bis zu einem Drittel aller Treibhausgasemissionen, tragen zum Verlust der Biodiversität bei und dezimieren die Trinkwasservorräte. Veränderungen in der Nahrungsmittelproduktion sind also unabdingbar.

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Die Autorin

Cheryl Wilson, Senior ESG Manager, Capital Group

Weiteres Optimierungspotenzial 

Düngemittel sind aufgrund ihrer energieintensiven Herstellung für fast 5 Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. Weil das Bewusstsein für die schädlichen Auswirkungen chemischer Düngemittel auf Umwelt und Gesundheit wächst, kommen sie immer seltener zum Einsatz oder werden verboten. Die Entwicklung von umweltfreundlicheren Düngemitteln steht noch am Anfang, dennoch kann in den nächsten zehn Jahren mit wichtigen Innovationen gerechnet werden.

Auch die Präzisionslandwirtschaft bietet Chancen: Mithilfe von Technologien wie Geolokalisierung, Robotik und Softwareanwendungen sollen Landwirte ihre Prozesse optimieren können. Konkret lässt sich damit die Anwendung von Wasser, Düngemitteln und Pestiziden präzise steuern, was zu einer höheren Produktivität und geringeren Umweltauswirkungen führt. Verified Market Research schätzt, dass sich der Weltmarkt für Präzisionslandwirtschaftstechnologie in den kommenden Jahren bis 2030 verdreifachen und fast 24 Milliarden Dollar Umsatz erzielen wird.

Sowohl die Präzisionslandwirtschaftstechnologie wie auch die Nutzung von umweltfreundlichem Düngemittel können in der regenerativen Landwirtschaft angewendet werden. Diese zielt unter anderem darauf ab, den Zustand des Bodens zu verbessern. Landwirte und Landwirtinnen, die von der traditionellen zur regenerativen Landwirtschaft wechseln, könnten den Ertrag des eingesetzten Kapitals um 15 bis 25 Prozent steigern. Bis 2025 will beispielsweise Nestlé 1 Milliarde Dollar investieren, um regenerative Landwirtschaft über alle Stufen der Lieferkette hinweg zu fördern.

 

Alternative Proteine werden wichtiger

Seit 2014 ist die Nachfrage nach Fleischersatz sechsmal stärker gestiegen als die nach tierischen Fleischprodukten. Wenig überraschend versuchen viele Unternehmen, auf dem Markt für alternative Proteine Fuss zu fassen. Besonders spannend sind die Entwicklungen nicht nur bei den Herstellern von Fleischersatzprodukten, sondern auch bei den Produzenten von Zutaten. Das Schweizer Unternehmen Givaudan ist ein gutes Beispiel dafür. Auch beim Laborfleisch könnte ein Wendepunkt bevorstehen, sofern die Vorbehalte dagegen abnehmen.

Trotz allen bereits erreichten Fortschritte wird fast die Hälfte der angebauten Nahrungsmittel nicht verzehrt und weggeworfen. Unternehmen wie Darling Ingredients setzen hier an und verwerten organische Abfälle zur Herstellung von Inhaltsstoffen und wandeln Altspeiseöl in Brennstoffzutaten um – und tragen damit zum Übergang hin zu einer Kreislaufwirtschaft bei.