Amazon hat zwar die Billion Dollar beim Börsenwert schon geknackt – möchte aber weiterhin neue Geschäftsfelder erschliessen. Ein lukrativer Bereich ist Online-Werbung, doch hier dominieren Facebook und Google. Amazon geht darum andere Wege, schliesslich hat das Unternehmen aus Seattle einen Vorteil: Das Geschäftsmodell basiert auch auf physischen Gegeständen, die mit Paketen ausgeliefert werden. Und auf diesen Paketen befinden sich freie Flächen – potenzielle Werbeflächen.
Wie die «New York Times» berichtet, arbeitet Amazon mit Partnern an einem solchen Pilotprojekt. Anscheinend sitzen bereits einige grosse amerikanische Unternehmen im Boot, so etwa das Modelabel Levi's oder die Mobilfunkanbieter AT&T und Verizon.
Personalisierte Werbung je nach Empfänger
Die Werbung auf den Paketen soll zudem auch personalisiert sein. Wer oft Kleider bestellt und damit Interesse an Mode bekundet, erhält dann aller Wahrscheinlichkeit nach ein Paket mit Werbung von einem Modelabel. Amazon sammelt schliesslich Unmengen von Daten ihrer Kunden. So sollen die Pakete auch je nach Postleitzahl mit unterschiedlicher Werbung bespielt werden. Das kann für einen lokalen Laden oder eine Veranstaltung in der Nachbarschaft interessant sein.
Amazon hat damit einer der letzten Flecken der Welt für Werbung entdeckt. Die Welt ist mit Werbung zugekleistert.
Ebenfalls lukrativ: Werbung im Weltall
Die Welt ja. Aber nicht das Weltall. Und dieses ist seit einiger Zeit nicht mehr nur in der Hand von staatlichen Raumfahrt-Programmen, sondern zunehmend von Privatfirmen. Elon Musk hat am Dienstag bekannt gegegeben, dass seine Firma SpaceX als ersten Weltraumtourist einen japanischen Multimilliardär ins All bringt.
Die Konkurrenz aus der Privatwirtschaft setzt auch die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa zunehmend unter Druck. Deshalb hat sie im August einen Ausschuss gegründet, der herausfinden soll, wie die Raumfahrtbehörde künftig kommerziell tätig sein kann. Schliesslich kosten Weltall-Expedition viel Geld.
Um diese zu finanzieren, liegt eine Idee auf der Hand: Werbung im Weltall. Oder auch «product placement» im All, wie das amerikanische Onlineportal «The Verve» schreibt. Dazu sollen Raumfahrzeuge und Raketen mit Werbung bestückt werden. Aber auch Astronauten und die Produkte, die sie konsumieren, könnten vermarktet werden. Auf der Erde und im Weltall.
Astronauten essen gebrandete Müsli
Werden also beim Start einer Nasa-Rakete bald Dutzende von Logos zu sehen sein? Werden Astronauten zum Frühstück das Müsli einer bestimmten Marke verzehren? Die Öffnung der Nasa gegenüber Branding und Product Placement wäre ein völlig neuer Schritt. Schliesslich hat sich die amerikanische Raumfahrtbehörde bisher jeglicher Kommerzialisierung entsagt.
Die Nasa könnte aber einen Teil der immensen Kosten für die Weltraum-Missionen wieder mit Werbung reinholen. Damit soll die Raumfahrtbehörde gegenüber SpaceX oder Amazon's Luftfahrtprogramm «Blue Origin», aber auch raumfahrenden Staaten wie China oder Indien, wettbewerbsfähig bleiben.
Red Bull hat es vorgemacht
Wie sich das Weltall erfolgreich kommerzialisieren lässt, hat der österreichische Getränke-Gigant Red Bull 2012 vorgemacht. Der Rekordsprung von Felix Baumgartner aus einer Kapsel im Weltall hinab auf die Erde war ein viraler Hit und wurde von Millionen Menschen weltweit im Fernsehen und auf dem Web angeschaut.
Alleine beim österreichischen Sender ORF hatten über 2,2 Millionen Zuschauer den Sprung verfolgt. Die Kosten für die Mission von 60 Millionen Franken hat den Werbeeffekt dieser PR-Coups bei weitem übertroffen.
Plant Amazon den Sprung ins All mit Werbung?
Das Weltall ist also neben Paketen eine weitere Option für Onlinehändler Amazon. Schliesslich hat Jeff Bezos mit «Blue Origin» den Wettlauf mit SpaceX als erste Anlaufstelle für Weltraumtourismus aufgenommen.
Diese Flüge dienen nicht primär der Wissenschaft, sondern der Kommerzialisierung des Weltalls. Elon Musk hat nun den ersten Touristen ins All geholt, Bezos könnte vielleicht die erste Werbung im All platzieren.