Nach dem grossen Erfolg des Badkonzepts des italienischen Designunternehmens Alessi wird jetzt ein weiteres Komplettbad inszeniert: Der niederländische Architekt Wiel Arets zeichnet für den Entwurf, interpretiert das Bad gänzlich neu und doch in einer Seelenverwandtschaft zur Erstkreation , dem «IlBagnoAlessi».
«Dot» ist die kubische Variante und nimmt neben dem Klassiker «IlBagnoAlessi One» einen eigenständigen Platz ein. Der Beiname «Dot» (englisch für: Punkt) leitet sich von der runden Vertiefung ab, die fast jedes Keramik- und Möbelstück der Serie ziert. Dieser Punkt ist ein funktionelles Charakteristikum, so etwas wie das Tüpfelchen auf dem i dieses aussergewöhnlichen Bades. Die neue Serie stellt an Produktion und Entwicklung ähnlich hohe Anforderungen wie das erste Bad und wurde in enger Abstimmung mit den Entwick-lungsingenieuren des Schweizer Badspezialisten Laufen Bathrooms und des Armaturenproduzenten Oras entwickelt. Die beiden Unternehmen stehen mit ihrem Know-how für die marktgerechte Umsetzung des Komplettentwurfs.
Wie schon beim ersten Mal wählte Alessi einen Architekten, der zuvor noch nie ein Bad entworfen hat: Wiel Arets. Dieser ging von der Prämisse aus, dass die einzelnen Objekte nicht vom eigentlichen Zweck des Bades ablenken dürfen: Der Reinigung von Körper und Geist. «Alle Gegenstände stehen vor allen Dingen im Dienst der Entspannung», beschreibt Wiel Arets das Entwurfsprinzip. Die stark am Geometrischen orientierten Grundformen des Bades – Kreis, Kubus und Schräge – entspannen die Sinne, die Objekte strahlen entspannte Ruhe aus. Selbst die funktionellen Teile entziehen sich diesem Eindruck nicht: Auch Armaturen und Accessoires zeigen kreisrunde Formen mit wiederkehrenden Durchmessern von 48 und 40 mm – und die typischen Schrägen.
Waschtische und Badewannen präsentieren sich reduziert, mit vollständig planen Oberflächen. Diese laden dazu ein, Badutensilien darauf abzustellen. Das Ensemble aus Badobjekten wirkt dann wie eine bewusste Installation: «Die Zusammenstellung des Ensembles», verdeutlicht Wiel Arets, «basiert auf der individuellen Stärke seiner Einzelteile. Jedes muss seinen Zweck erfüllen, ohne dabei dominant zu sein.» Das gilt für den eindrucksvollen, 90 cm hohen Waschtisch, der in traditioneller Feinfeuerton-Technik hergestellt wird, bis hin zur verchromten Seifenschale. In den Worten von Alberto Alessi: «Meiner Ansicht nach ist diese Krea-
tion von einer Aura der Schwerelosigkeit umgeben, die heute im Produktdesign ungewöhnlich ist. Ein schönes Beispiel dafür, was die Architektur dem zeitgenössischen Design auch heute noch zu geben vermag.» Die Möbel wiederum nehmen diese Formensprache auf, suchen die harmonische Verbindung zur Badkeramik. Das Ensemble zeigt – so Wiel Arets – eine perfekt austarierte Sammlung von Objekten, das letzten Endes seinem Nutzer die Quintessenz des Planeten Erde freudvoll nutzbar macht: Das Wasser.
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NACHGEFRAGT | Alberto Alessi und Wiel Arets
Wie sind Sie auf Wiel Arets gekommen?
Alberto Alessi: Schon als ich die ersten Skizzen in der Hand hielt, auf denen dieser seltsame holländische Architekt seine gleichzeitig stark intellektuell geprägten und doch sehr pragmatischen Ideen zu Papier gebracht hatte, wurde mir klar, dass er einer der «design heroes» des 21. Jahrhunderts werden könnte. Das Badezimmerprojekt «dOt» ist das Ergebnis einer für ihn typischen Kompositionsstrategie: Die Suche nach ungewöhnlichen Kombinationen und die Verwendung zum Teil konventioneller Formen in unkonventionellen Anwendungen.
Wie wirkt das Ergebnis auf Sie?
Alessi: Meiner Ansicht nach ist das Ergebnis von dieser Aura
der Schwerelosigkeit umgeben, die heute im Produktdesign ungewöhnlich ist. Ein schönes Beispiel dafür, was die Architektur «magistra omnium artium», dem zeitgenössischen Design auch heute noch zu geben vermag.
Wo liegt der Hauptakzent bei dieser Kollektion?
Wiel Arets: Bei der Gestaltung der «dOt»-Kollektion wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die einzelnen Teile nicht vom Wunsch ablenken, den Körper von Unreinheiten zu reinigen. Alle Gegenstände sollten in allen Einzelheiten im Dienst der Entspannung stehen. Die formale Gestaltung wird stark zurückgenommen und ist doch in allen Gegenständen gleich, sodass diese in erster Linie Ruhe ausstrahlen. Die perfekte Anpassung an den Nutzen fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge und gibt Anlass zu Kommentaren.
Und die Ausstattung?
Arets: Diese nimmt die formale Gestaltung der Sanitärkeramik wieder auf und geht eine harmonische Beziehung mit ihr ein. Alles in allem ist nicht zuletzt deshalb eine ausgewogene Kollektion entstanden, die es ihren Nutzern ermöglicht, das Kernelement unseres Planeten, das Wasser, zu geniessen.
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www.laufen.ch
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Zur Person
Wer ist Wiel Arets?
1955 Der holländische Architekt Wiel Arets wurde 1955 in Heerlen geboren und machte 1983 sein Diplom an der Technischen Universität Eindhoven.
1984 Gründung des Büros Wiel Arets Architect & Associates in Heerlen, das 1996 nach Maastricht umzog.
1986–1989 Kunstakademie von Amsterdam und Rotterdam.
1988–1992 Architectural Association in London.
1991–1994 Gastprofessor an der Columbia University sowie an der Cooper Union in New York und anschliessend am Berlage Institute in Amsterdam, an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und an der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen.
2000 Lehrstuhl Mies van der Rohe am ETSAB in Barcelona.
1995–2002 Direktor am Berlage Institute in Rotterdam; zurzeit hat er den Lehrstuhl Berlage an der Technischen Universität von Delft und ist Direktor des Doktoratprogramms des Berlage Institute.
Werke
Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Kunst- und Architekturakademie in Maastricht (1990–1993) und der Hauptsitz der Rentenkasse AZL (Bild) in Heerlen (1990–1995).