Die Spitäler verlieren viel Zeit und Geld mit Bestellen, Lieferungsempfang und Einräumen der Medizinprodukte (Mep). Neben Medikamenten, Nahrungsmitteln, Wäsche, Hauswirtschafts-, Büromaterial und Drucksachen nehmen die Mep eine wichtige Position bei den Verbrauchsgütern der Spitäler ein. Im Jahr 2004 zählte das Bundesamt für Statistik hierzulande 345 Spitäler für Zentrums- und Grundversorgung, psychiatrische Kliniken, Rehabilitations- und andere Spezialkliniken. Dazu kommen 1498 Institutionen für Betagte und/oder Chronischkranke sowie 833 Institutionen für Behinderte und andere Personen.

In der schweizerischen Spitallandschaft schlummert deshalb ein ungeheures Rationalisierungspotenzial allein schon bei der Materialwirtschaft. Darunter fallen die Beschaffung mit den Phasen Einkauf und externe Beschaffungslogistik und die interne Versorgungslogistik.

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Marktlücke entdeckt

Die Vorratshaltung von Mep schlägt sich im Spital in Form von Umtrieben für die Beschaffung bei verschiedenen Lieferanten, von Bewirtschaftung der vorrätigen Produkte sowie von Kosten für den Lagerraum nieder. Der Bestellumfang bei einzelnen Mep ist vielfach zu gering, um wesentliche Mengenrabatte zu generieren.Postlogistics scheint hier eine Marktlücke entdeckt zu haben, denn es bietet mit Hospital Solutions im Bereich der Beschaffung von Mep-Verbrauchsgütern ein neues Dienstleistungsangebot für Spitäler. Damit will Postlogistics ihre Kompetenzen gezielt im Gesundheitsmarkt einsetzen. Am GS1-Arbeitsforum vom Februar 2007 zeigte Christoph Hug, Projektleiter bei Hospital Solutions, wie diese Spitallogistik als kollaborativer Prozess bereits in verschiedenen Spitälern funktioniert.So haben die Spitäler Balgrist, Wetzikon und Uster ihre Logistik an Hospital Solutions ausgegliedert und betreiben zusammen mit fünf weiteren Spitälern den strategischen Einkauf im Einkaufsverbund Geblog (Gesundheitswesen Beschaffung & Logistik) für gemeinsamen Einkauf und Beschaffungslogistik. Auch das Universitätsspital Zürich sowie die Kantonsspitäler Aarau, Baden und Liestal sind daran, für den strategischen Einkauf zusammenzuarbeiten und haben sich zum Verbund Symbia zusammengeschlossen. Durchschnittlich 22% des Warenwertes machen die Logistikkosten bei Zusammenarbeit mit einem Logistikdienstleister aus. Doch lassen sich durch optimiertes Bestellverhalten, Lagerzusammenlegung mit anderen Spitälern und zentralen Wareneinkauf sowie durch «Schranklogistik» – also bis und mit Einordnen der Produkte in die Schränke der Stationen – bis zu 30% der Logistikkosten wieder einsparen.Gemäss einer Studie der Knöpfel & Partner AG anlässlich von eHealthcare 2006 gibt es verschiedene Stellhebel zur Kostenoptimierung: Die wichtigsten sind: Verringerung der Bestellpositionen, der Anzahl Artikel, der Anzahl Bestellungen, der Anzahl Lieferanten und Erhöhung des Umsatzes. Theoretisch können so bis zu 50% der Logistikkosten vom Fertigwarenlager des Lieferanten bis zum Warenausgang aus dem Zentrallager eingespart werden.Eine Modellrechnung für den Zusammenschluss von zehn Spitälern mit einem Einkaufsvolumen von etwa 25 Mio Fr. ergab Logistikkosten von weit über 15% des Warenwertes. Doch aufgrund der in Gang gesetzten Einsparmassnahmen können letzten Endes rund 30% der Logistikkosten eingespart werden. Diese Massnahmen umfassen den Abbau von Ressourcen, Lagerzusammenlegung, administrative Optimierung, Verhandlungen hinsichtlich der Transporte, optimale Lieferantenbestellungen, Schranklogistik und Optimierung der Bedarfsbestellungen.Der grosse Nutzen entstand durch die Kombination von Einkauf und Logistik, u.a. anhand eines elektronischen Katalogs, durch Daten-Mapping und elektronische Bestellungsabwicklung über die Referenzdatenbank der Medical Columbus AG sowie durch die physische Beschaffungslogistik inklusive der Bestellplattform OPH (Order Platform Health Care) von Postlogistics. Die Logistiklösungen umfassen Cross-Docking, Lagerlogistik, OP-Logistik und Schnittstellenlogistik. Die Leistung geht von optimierter Rampenversorgung der Spitäler bis zur Stations- und sogar zur Schrankversorgung. Für die Spitäler entfallen die teure Lagerhaltung und Lagerbewirtschaftung. Der bisher unentbehrliche Lagerraum kann für gewinnbringende Aktivitäten umgenutzt werden.

Neutrale Bezeichnung

Die Referenzdatenbank umfasst über 2 Mio Mep-Produkte. Durch ein Daten-Mapping der Spitaldaten werden ein Standard und eine gemeinsame Sprache erzielt. Die ursprünglich heterogenen Stammdaten werden durch Medical Columbus in eine neutrale Artikelbezeichnung verwandelt, die einen Klassifikations-Code erhält.

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Fakten: Medizinprodukte sind keine Arzneimittel

MEP Der Begriff Medizinprodukte umfasst alles, was zur Behandlung und Pflege der Patienten benutzt wird, nicht jedoch die Arzneimittel. Das Heilmittelgesetz definiert in Art. 4 die Medizinprodukte (Mep) als «Produkte, einschliesslich Instrumente, Apparate, In-vitro-Diagnostika, Software und andere Gegenstände oder Stoffe, die für die medizinische Verwendung bestimmt sind oder angepriesen werden und deren Hauptwirkung nicht durch ein Arzneimittel erreicht wird». Trivial gesagt, reicht die Produktepalette der Mep vom Wattetupfer über Desinfektionsmittel bis zu Gehhilfen und Implantaten.