Als Deutscher hierzulande Bankdienstleistungen anzubieten ist wie Schweizern Schokolade zu verkaufen, haben Sie scherzhaft gesagt. Ist die deutsche Herkunft ein Nachteil für die Commerzbank Schweiz?
Marc Steinkat*: Es ist ein Vorteil, weil wir etwas anderes machen. Wir haben uns auf das Firmenkundengeschäft fokussiert. Es gibt fast keine Schweizer Bank, die ausschliesslich Unternehmen bedient. Wenn ich als Schweizer Unternehmen wachsen will, muss ich mich dem internationalen Wettbewerb stellen. Wir haben ein grosses internationales Netzwerk. Das hilft den Unternehmen, im internationalen Geschäft zu wachsen. Hier unterstützen wir.

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Mit ihrem Fokus auf Unternehmen kennen Sie die Situation der Betriebe sehr genau. Das Ende des Mindestkurses zum Euro liegt drei Jahre zurück. Was waren die Auswirkungen des Frankenschocks?
Die Firmen haben sich in der Folge klar an einem Frankenkurs von 1.10 zum Euro orientiert. Wenn der Kurs über 1.10 Franken liegt, bedeutet dies für Unternehmen einen zusätzlichen Gewinn. Beim aktuellen Kurs von über 1.17 sehe ich gute Voraussetzungen, dass die Schweizer Wirtschaft ein Ausrufezeichen setzen kann.

Das tönt sehr positiv. Welchen Schaden hat die Wirtschaft durch den Frankenschock erlitten?
Die Deindustrialisierung der Schweiz hat sich weiter forciert. Dieser Prozess ist aber schon lange vorher gestartet. Das Momentum des Frankenschocks hat einigen Schweizer Herstellern mit Standardprodukten die Existenz gekostet. Gleichzeitig wurden durch die Flexibilität der Schweizer Wirtschaft auch neue Stellen geschaffen.

Die Commerzbank ist ein deutsches Institut. Nun wird eine Grosse Koalition in Deutschland die Regierung bilden. Sind Sie zuversichtlich für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands?
Der Erfolg der Schweizer Wirtschaft ist eng mit der Situation in Europa verknüpft. Die wirtschaftliche Perspektive für Deutschland sieht nach wie vor sehr gut aus – und damit auch die Perspektive für die Schweiz.

Marc Steinkat leitet seit 2013 die Commerzbank Schweiz. Die Schweizer Tochter der zweitgrössten deutschen Bank ist auf das Geschäft mit Firmenkunden spezialisiert. Das Institut mit rund hundert Mitarbeitern hat seinen Sitz in Zürich und betreibt Filialen in Basel, Bern, Lausanne, Luzern und St. Gallen. Im 2016 konnte die Commerzbank Schweiz rund ein Fünftel mehr Kunden gewinnen.

Marc_Steinkat_Commerzbank_Schweiz_Chef
Quelle: ZVG

Die Commerzbank Schweiz macht operativ immer noch keinen Gewinn. Wann wollen Sie schwarze Zahlen schreiben?
Wir wachsen sehr dynamisch und sind auf einem guten Weg.  Wir sind in der Startup-Phase und investieren stark. Unser Ziel ist es, im Jahr 2020 schwarze Zahlen zu schreiben. Wir müssen aber auch konstatieren, dass wir uns aktuell wie andere Banken auch in einem sehr schwierigen Marktumfeld befinden.

Es wird spekuliert, dass die Commerzbank  zerschlagen werden könnte, zudem baut der Konzern Tausende von Stellen ab. Sind diese Gerüchte und der Sparkurs eine Belastung für die Commerzbank Schweiz?
Ich bin seit 1995 bei der Commerzbank, seitdem gibt es immer wieder solche Gerüchte. Wir kommentieren solche Spekulationen grundsätzlich nicht. Wir konzentrieren uns auf unser Geschäft: Wir wachsen sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland.

Mit Martin Blessing hat der ehemalige Chef der Commerzbank zur UBS gewechselt. Wie ist das für Sie, wenn der Ex-Chef nun für die Konkurrenz arbeitet?
Es ist schön, dass Martin Blessing jetzt hier in der Schweiz ist und ich wünsche ihm viel Erfolg.

Sie kommen sich nicht in die Quere?
Wir fokussieren uns klar auf unsere Stärken. Unser Ziel ist es, die Hausbank für exportorientierte Unternehmen zu sein. Die UBS gehört nicht zu unseren Konkurrenten.