Das monatelange Warten hat ein Ende: Nun wird die Novartis-Tochter Alcon wieder als eigenständiges Unternehmen an der Börse gehandelt.

Bereits im Vorfeld war die alles entscheidende Frage, ob sich mit dem Spinoff für die Aktionäre des Basler Mutterhauses überhaupt ein Mehrwert schaffen lassen würde.

Diese Frage lässt sich schon am frühen Dienstagmorgen mit einem klaren «Ja» beantworten. Während die Alcon-Aktie im frühen Handel bei 55 Franken gehandelt wurde und dann gegen 58 Franken stieg, verliert jene von Novartis keine 10 Franken auf 84,90 Franken. Rein rechnerisch müsste sie eigentlich etwas mehr als 11 Franken abgeben. In Expertenkreisen war die Aktie von Alcon zuvor mit 32 bis 55 Franken bewertet worden. 

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Alcon schwerer als Lyft

Damit ist der auf Augenchirurgie und Kontaktlinsen spezialisierte Konzern rund 27 Milliarden Dollar wert. Dies macht ihn nicht bloss zum grössten Neuzugang, welche die Schweizer Börse seit neun Jahren verbuchte – sondern damit spielt Alcon auch weltweit ganz oben mit.

Ein Beispiel: Der amerikanische Mitfahrdienst Lyft wurde beim Börsengang mit rund 24 Milliarden Dollar bewertet. Die Medizintechnikfirma Medacta brachte bei ihrem IPO in der Vorwoche rund zwei Milliarden Dollar auf die Waage.

Laut Händlern hat der Quickstart von Alcon einige Marktteilnehmer überrascht, wenn nicht gar auf dem falschen Fuss erwischt. Zahlreiche Investoren hätten eher damit gerechnet, dass der Kurs nach einem freundlichen Start etwas zurückkommen würde und hätten entsprechend auf fallende Kurse gesetzt.

Allerdings müsse nun noch abgewartet werden, wie sich der Kurs mit der US-Börseneröffnung entwickelt, gibt ein Marktteilnehmer zu bedenken.

Beginn einer neuen Ära bei Novartis 

Die Bank Vontobel nimmt bei Novartis nach dem Spin-off von Alcon Anpassungen im Bewertungsmodell vor. Wegen höherer Absatzerwartungen für das Medikament Mayzent und zukünftig tieferer Kapitalkosten belässt die Zürcher Bank das Kursziel für die Novartis-Aktie bei 82 Franken. Das Anlageurteil lautet weiterhin «Hold».

Die Veränderungen im SMI 2009 bis 2019
  • 2009: Lonza ersetzt Baloise 
  • 2009: SGS ersetzt Nobel Biocare
  • 2010: Transocean ersetzt Swiss Life
  • 2011: Givaudan ersetzt Lonza
  • 2012: Geberit ersetzt Synthes (Übernahme durch Johnson & Johnson)
  • 2015: Sika ersetzt Syngenta (Übernahme durch ChemChina)
  • 2016: Swiss Life ersetzt Transocean (Rückzug von der Schweizer Börse)
  • 2017: Lonza ersetzt Actelion (Übernahme durch Johnson & Johnson)
  • 2019: Alcon ersetzt Julius Bär

Auch die Zürcher Kantonalbank rechnet nicht mit spürbaren Einbussen für die Novartis-Aktionäre, schmälert der wegfallende Umsatzbeitrag der früheren Tochter die Ertragskraft beim ehemaligen Mutterhaus doch nicht im selben Umfang. Die Zürcher Kantonalbank sieht für Novartis nun eine neue Ära anbrechen, beurteilt den Spin-off als positiv und empfiehlt die Novartis-Aktie mit «Übergewichten» zum Kauf.

Quartalszahlen kommen am 24. April

Händlern zufolge sollte sich die sofortige Aufnahme der Alcon-Aktie in den Swiss Market Index (SMI) in den nächsten Tagen als kursstützend erweisen. Die Rechnung ist denkbar einfach: Seit die Gewichtung der Indexschwergewichte beim SMI bei 18 Prozent gedeckelt sind, kommt die Novartis-Aktie zu schlecht weg. Eigentlich müsste der Gesundheitskonzern aus Basel eine Gewichtung von knapp 21 Prozent aufweisen. Im Zuge der Abspaltung von Alcon sollten die beiden eigenständigen Unternehmen beim SMI eine höhere Gewichtung auf die Waage bringen («Cash» berichtete).

Wie es im Berufshandel weiter heisst, dürfte sich das Interesse in den nächsten Wochen zusehends auf das Tagesgeschäft der beiden Unternehmen verlagern. Sowohl Alcon als auch Novartis werden am 24. April ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Einen wichtigen Kurstreiber sehen Händler bis dahin in den Erstabdeckungen der Aktie durch Analysten, sollten sich einige unter ihnen zu einer Kaufempfehlung durchringen können.

Es war einmal Transocean

Mit seinen rund 28 Milliarden Dollar Börsenwert ist der Medizintechnikkonzern auch einer der grössten Listings der vergangenen Jahre in Europa. Um in der Schweiz auf einen grösseren Börsenneuling zu stossen, muss man weit zurückblicken: 2010 brachte es Transocean auf knapp 33 Milliarden Dollar; der US-Ölbohrinsel-Konzern ist inzwischen bereits wieder verschwunden von der Schweizer Börse.

Börsengänge waren in diesem Jahr in ganz Europa bislang dünn gesät. Konjunktursorgen und Brexit-Debatten dämpften die Risikofreude merklich. Einer Erhebung des Beratungsunternehmens EY zufolge kam das Emissionsvolumen mit einem Rückgang um 98 Prozent praktisch zum Erliegen; weltweit betrug der Rückgang knapp drei Viertel.

 

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