Asien wird Zentrum des Wintersports: Im Februar finden in Peyonchgang in Südkorea die Olympischen Winterspiele statt. In vier Jahren ist erneut ein asiatisches Land an der Reihe, wenn China die Spiele in Peking ausrichtet. Die Gastgeberrolle Südkoreas und Chinas steht für die allgemeine Entwicklung im Wintersport: Asien ist der Kontinent, wo die Sportarten noch neue Anhänger gewinnen. Immer mehr Asiaten fahren Ski und Snowboard oder versuchen sich im Schlittschuhlauf.
Besonders in China sind die Disziplinen der kalten Jahreszeit populär: Die Regierung will die Bevölkerung für die Sportarten begeistern, um den Olympischen Winterspiele zum Erfolg zu verhelfen. Zum Zeitpunkt der Spiele 2022 sollen 300 Millionen Chinesen nach dem Plan der Regierung einen Wintersport ausüben. Riesige Summen werden in die Infrastruktur investiert, damit mehr Chinesen die Piste herunterkurven oder Runden auf dem Eis drehen können.
Hunderte neue Skigebiete
Noch um die Jahrtausendwende gab es in ganz China nur einige wenige Skilifte. In den letzten Jahren wurden Hunderte von Anlagen gebaut. Etwa 25 dieser Skigebiete seien gut ausgebaute Resorts nach westlichem Standard, sagt der Schweizer Branchenexperte Laurent Vanat. In mehreren Grossstädten gibt es zudem Indoor-Hallen für die Schneesportler. Bis zu den Winterspielen könnte die Zahl der Skigebiete auf mehr als 1000 steigen.
Der Boom wird auch dank der Schweiz ermöglicht. Schweizer Experten und Unternehmen liefern das Know-how und die Produkte für das Land ohne Tradition im Schneesport. Die Laaxer Weisse Arena Gruppe ist seit 2013 Partner für das Skigebiet «Secret Garden», eines der grössten in China: Dreieinhalb Fahrtstunden von Peking entfernt entstand dort in den letzten Jahren für fast 1 Milliarde Franken ein Resort mit über zwei Dutzend Skiliften, Hotels, Wohnungen und weiteren Anlagen.
Laaxer bauen Olympia-Halfpipe
2022 werden dort mehrere Olympische Wettbewerbe ausgetragen. Die Bündner Experten unterstützen den Investor unter anderem beim Bau einer Halfpipe. Das Resort erhält zudem wie Laax eine «Freestyle Academy» – eine grosse Halle, wo Snowboarder, Skater oder Biker ihre Tricks üben können.
Auch der Schweizer Skilehrerverband leistet Aufbauhilfe – «Swiss Snowsports» bildet in China Skilehrer aus. Im Dezember reisten Experten des Verbands nach Asien, um dort ihr Wissen zu vermitteln. 40 Chinesen erhielten eine Schulung, um selber zu unterrichten. Es laufen Gespräche über weitere Ausbildungsreisen. Der Verband möchte zudem zwei bis drei Skischulen in China gründen, um seine Marke dort bekannt zu machen.
China als «Segen» für die Wintersportindustrie
Schweizer Unternehmen beteiligen sich am Boom. Der Skihersteller Stöckli plant, China zu seinem wichtigsten Auslandsmarkt neben den USA machen. «Der chinesische Markt ist für die Wintersportindustrie ein Segen», sagte Chef Marc Gläser im Interview mit der «Handelszeitung». Dereinst könnte Stöckli in China jährlich bis zu 20'000 Ski absetzen, schätzte der CEO. «Das sind riesige Zahlen für eine Firma wie uns, die 50'000 Ski pro Jahr weltweit verkauft.»
Der Schweizer Snowboardhersteller Oxess liefert die Bretter für die chinesische Snowboard-Nationalmannschaft bis zu den Spielen 2022. Das Unternehmen erhielt dank dieser Zusammenarbeit letzten November sogar hohen Besuch: Der chinesische Sportminister liess sich den Betrieb im Zürcher Oberland zeigen.
Mammut setzt auf den Internethandel
Mammut ist ein weiterer Schweizer Hersteller, der in China wachsen will: Seit kurzem verkauft das Unternehmen seine Produkte auf dem chinesischen Internetmarktplatz JD.com, dem zweitgrössten Online-Retailer Chinas. Mit einem neuen Büro in Hongkong will Mammut die Expansion im aufstrebenden Markt vorantreiben. Auch Seilbahnhersteller sind aktiv. Bartholet Seilbahnen hat als erster Seilbahnbauer einen Auftrag für die Winterspiele erhalten: Die St. Galler bauten eine Gondelbahn im Skigebiet Green Mountain – für das Projekt ging das Unternehmen eigens eine Partnerschaft mit einem chinesischen Hersteller ein.
Es gibt viele weitere Schweizer Unternehmen, die sich für einen Einstieg in Chinas Wintersportmarkt interessieren. Der Swiss Business Hub China, der Ableger des Exportförderers Switzerland Global Entreprise, organisierte letztes Jahr eine Tour der Spielstätten für 2022 – ein Dutzend Schweizer Unternehmen schickten ihre Vertreter.