Kein Ende der Hiobsbotschaften beim inaktiven und überschuldeten Zuger Internetunternehmen Fantastic: Laut einer Ad-hoc-Meldung der Firma gelang es dem neuen Mehrheitsbesitzer Luigi Carlo de Micco nicht, bis zum 14. Oktober die erforderlichen Bar- und Sachwerte innerhalb der Liberierungsfrist beizubringen. Der Verwaltungsrat hat ihm deshalb eine Nachfrist bis zum 15. November gesetzt. Zudem wurden de Micco die Funktion des Delegierten des Verwaltungsrates und die Vertretungsberechtigung entzogen. Interimistisch führen die beiden übrigen Verwaltungsräte Dominique Freymond und Cristian Mantzke-Beck das Geschäft.
Kontakte mit Porno-Verleger
Die erste Kapitalerhöhung unter Wahrung der Bezugsrechte für die bisherigen Aktionäre, die an der Generalversammlung vom 16. August beschlossen worden war, ist hingegen zustande gekommen. De Micco hatte die Aktiven und Passiven der Immobilienfirma Tradolio Establishment mit Sitz in Vaduz sowie die deutschen Unternehmen Datapol und Ebimos Software eingebracht. Nach der ersten Kapitalerhöhung hält de Micco 79,5% von Fantastic.
Das Zuger Softwarehaus, das zu den Highflyern der Internetblase gehörte und bei dem die noch 2500 eingetragenen Schweizer und deutschen Kleinaktionäre viel Geld verloren hatten, ist endgültig zum Spielball dubioser Geschäftsleute geworden. Zuvor hatte Sanierer Pete Hirsch erfolglos versucht, die Fantastic-Reste, vor allem Patente und Marken, mit einem kleinen deutschen Fernseh-Softwarehaus zu verschmelzen und mit Produkten für Internetzugänge auf Fernsehern einen neuen Start des Unternehmens vorzunehmen.
De Micco hatte im März 2000 sein Internetunternehmen Internolix an die Börse gebracht, 80 Mio Euro eingenommen und auf dem Höhepunkt der Internetblase 120 Angestellte beschäftigt. Nach anderthalb Jahren war das Geld fast verbraucht, die Angestellten wurden entlassen und die Aktien verkaufte de Micco in Form von «Optionen» an den deutschen Porno-Verleger Klaus Helbert. Internolix sollte zum Medienunternehmen umgebaut werden. Es entging im vergangenen Jahr nur knapp dem Konkurs. Und die eingebachte Firma Datapol schmückt sich auf der eigenen Webseite mit Partnerfirmen, die auf Anfrage dementieren, Kontakte mit dem Unternehmen oder de Micco zu haben.
Die «neue» Fantastic hätte im November wieder aktiviert werden sollen, die Chancen für den Neustart stehen indes schlecht. Der Aktienkurs ging letzte Woche weiter zurück. Kleinaktionäre sollten die Aktien entweder verkaufen oder aus den Depots ausbuchen lassen. Damit können sie wenigstens die Spesen für den aussichtslosen Depot-Posten sparen.