Sie managen zu zweit ein Unternehmen, das auch dort präsent ist, wo man es nicht auf Anhieb wahrnimmt. Wer denkt schon daran, dass es für die Herstellung der Toblerone-Schokolade eine ganz spezielle Honigqualität braucht? Oder wer nimmt wahr, dass bei Nestlé, Emmi oder der Confiserie Sprüngli Produkte der Narimpex verarbeitet werden?
Allein der Blick in die Büros der beiden Brüder ist aufschlussreich: Hier etwas chaotisch, dort perfekte Ordnung. Es wird sofort klar, wo über die Produktepipeline «gehirnt» wird: Das Büro von Ulrich Grünig gleicht einem Kreativatelier - überall Muster, Tüten und Entwürfe. Bei seinem Bruder Heinrich hat alles seinen festen Platz.
Besser könnte der Unterschied zwischen diesen beiden nicht illustriert werden. Was erklärt, wieso ihre Beziehung so harmonisch ist. Sie ergänzen sich. Das spürt sofort, wer ihnen begegnet. Keiner fällt dem anderen ins Gespräch oder korrigiert das Gesagte. «Ja, wir sind ein gutes Gespann», sagen sie.
Das ist auch eine Erklärung für den Erfolg des Unternehmens: Interne Flügelkämpfe wirken sich auf Kunden und Mitarbeitende negativ aus. Das Zusammenspiel zwischen dem eher unkonventionellen und dem konventionellen Stil trage denn auch wesentlich dazu bei, dass sie zu ihrer Belegschaft einen guten Draht entwickelt hätten.
«Die Grünigs sind zwei verschiedene Charaktere, haben aber einen homogenen Führungsstil entwickelt und treten geschlossen auf, wenn es um die Kommunikation nach innen und nach aussen geht», bemerkt ein Insider. Ihre gedankliche Identität gehe so weit, dass sie wissen, wie der andere in einer bestimmten Situation entscheiden würde.
Den Mitarbeitenden «einimpfen»
Auch das ist ihnen gemeinsam: Beide wollten sich nicht einfach ins gemachte «Narimpex»-Bett legen, das ihr Vater und Gründer des Unternehmens als Selfmade-man aufgebaut hatte. Er arbeitete in der väterlichen Molkerei und begann, zuerst so nebenbei, Milchgeschäfte mit Honig zu beliefern.
Das war ein solcher Hit, dass er die Narimpex gründete, zu deren Kernaktivitäten heute noch das Geschäft mit Honig und Honigprodukten gehört. Der Erfindergeist von Markus Grünig lebt bis heute in Biel fort.
«Nie ganz zufrieden sein» gehört zur Maxime der beiden Geschäftsführer. Sich immer weiter zu verbessern und nie auf Lorbeeren auszuruhen, das leben sie selbst vor und impfen diesen Grundsatz auch ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein. «Auch sie sind ständig darauf erpicht, wieder neue Wege zu gehen», sagen die Chefs.
Die 1958 gegründete Narimpex ist heute führend als Lieferantin von hochwertigen Naturprodukten in den Bereichen Honig, Nüssen, Trocken- und Softfrüchten. Im Inland hat die Narimpex die volle Distribution in allen Absatzkanälen erreicht. Im Ausland will man die Stellung gezielt weiter ausbauen. Unter der Dachmarke Nectaflor werden nicht nur Honig, sondern auch Softfrüchte vertrieben. In beiden Segmenten ist Narimpex Marktleader.
Was das Ausland angeht, werden vor allem Exportmärkte auf der Arabischen Halbinsel, im asiatischen Raum und in Nordamerika forciert. «Auf der Arabischen Halbinsel ist ein grosses Potenzial für Premium-Produkte vorhanden. Das hängt einerseits mit der überdurchschnittlichen Kaufkraft zusammen. Andererseits wird im Koran explizit auf die reinigende Wirkung des Honigs hingewiesen», sagt Ulrich Grünig.
Auf der Suche nach neuen Märkten fanden die Narimpexler bald heraus, dass es in dieser Region keine nennenswerte lokale Honigproduktion gibt. «Somit herrschen für alle Marktteilnehmer geradezu ideale Voraussetzungen», freut sich Heinrich Grünig. Kürzlich ist in Dubai eine erste Auslandniederlassung eröffnet worden.
Im Gespräch mit den beiden Grünigs schimmert immer wieder die glückliche Mischung ihrer Führungsphilosophie durch: Ständig auf der Suche nach neuen Produkten dafür ist Ulrich zuständig und gleichzeitig die finanziellen Konsequenzen der Expansionsstrategie nicht aus dem Auge zu lassen das ist die Domäne von Heinrich.
Ein weiteres Element des «Hausgeistes» ist die Flexibilität der Führung und ihrer Mitarbeiter: Narimpex tanzt auf drei Hochzeiten. Auch das ist ein Merkmal für dieses Unternehmen. Es hat sich nie auf eine bestimmte Zielgruppe einengen lassen.
Wichtigste Abnehmer sind der Detailhandel, die Gastronomie und die Industrie. Für das Retailgeschäft werden Produkte im mittleren und im Premium-Segment angeboten. Die Lebensmittelindustrie verarbeitet Honig als Süssmittel und Aromaträger: Das bedingt so die langjährige Erfahrung der Grünigs sehr viel Gespür für gleich bleibende Qualität und ein spezielles Know-how.
Nicht vom Schreibtisch aus «regieren»
Die dritte Abnehmergruppe umfasst Gastronomiebetriebe, Hotels, Catering-Unternehmen, Grossküchen, Spitäler und Heime. Hier sind nicht nur Qualität, sondern auch Grosspackungen gefragt. Alle diese Ansprüche unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach.
Es gelingt, weil die beiden Chefs sich immer wieder in die Arbeit hineinknien und nicht einfach vom Pult aus «regieren». Das realisiert sofort, wer mit ihnen im Betrieb ist. Die Atmosphäre ist nicht angespannt: Wenn die beiden auftauchen, verstieben die Mitarbeitenden nicht in alle Windrichtungen, auch wenn sie gerade an einem Schwatz sind. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier ein gutes Betriebsklima herrscht. «Darauf legen wir grossen Wert», sagen sie.
Zu den Personen
Heinrich Grünig hat ebenfalls an der Uni Bern ein BWL-Studium absolviert. Er arbeitete zunächst für IBM in den USA und war später Commercial Manager bei Hoffmann-LaRoche. Heute führen die beiden Brüder das Unternehmen gemeinsam, sind verheiratet und haben je zwei Kinder.
Führungsprinzipien der Gebrüder Grünig
1. Nie ganz zufrieden sein, alles lässt sich verbessern.
2. Auf die Kunden, aber auch auf die Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten achten.
3. Nur die besten Produkte sind gut genug, um Premium-Ansprüchen zu genügen.
4.Das Betriebsklima ist genauso wichtig wie all diese Punkte.
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Narimpex: Nächste Generation
Narimpex wurde 1958 vom Vater der beiden heutigen Geschäftsführer Ulrich und Heinrich Grünig gegründet, damals auf der Basis des väterlichen Molkereibetriebes. Die Hauptgeschäftsfelder heute sind Honig, Trockenfrüchte und Nüsse, Softfrüchte, Backzutaten, Spezialitätensirupe, getrocknete Küchenkräuter aus den Schweizer Alpen und Honigmarinaden. Mit diesem Angebot werden derzeit rund 50 Mio Fr. umgesetzt.