Im Schweizer Detailhandel kommt es zu einem Umbruch. Die Migros-Gruppe will schlanker werden und trennt sich von der Warenhausgruppe Globus, dem Möbelhaus Interio, dem deutschen Einrichtungs- und Dekorationsspezialisten Gries Deco mit der Marke Depot sowie der E-Bike-Tochter m-way.

Der Verkaufsprozess für die Tochtergesellschaften sei gestartet worden, teilte die Migros am Donnerstag mit.

Die Migros-Gruppe wolle künftig verstärkt in ihr strategisches Kerngeschäft und den Online-Handel investieren, begründet die Migros ihre Entscheidung. Die Synergien der zum Verkauf stehenden Töchter mit dem Migros-Kerngeschäft seien «eher gering».

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

 

Gut positioniert

Die Migros habe die betreffenden Unternehmen in den letzten Jahren weiterentwickelt, so dass sie gut positioniert und für die Zukunft gerüstet seien, gibt sich der Detailhandelsriese überzeugt. Sie hätten aber ausserhalb der Migros-Gruppe bessere Erfolgsaussichten. Man suche nun «starke neue Eigentümer», die über das Know-how für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens verfügten.

Einen konkreten Zeitraum für den Verkauf nennt die Migros nicht: Der Verkaufsprozess von der Einleitung bis zu einem allfälligen Abschluss werde je nach Unternehmen «längere Zeit in Anspruch nehmen», heisst es aber. Für die Mitarbeitenden wie auch für die Kunden der Unternehmen seien in dieser Zeit keine wesentlichen Änderungen zu erwarten.

Keine Migros-DNA

Die Warenhausgruppe Globus ist seit 1997 im Mehrheitsbesitz des Migros Genossenschaftsbundes (MGB). Sie habe sich in den letzten zwei Jahren positiv weiterentwickelt und ihre Stellung im Premiumsegment gestärkt. Sie verzeichne stetig steigende Marktanteile und auch ein starkes Wachstum im Online-Geschäft. Im Jahr 2019 würden bereits knapp 10 Prozent des Gesamtumsatzes online erzielt werden. Insgesamt erzielte Globus 2018 mit 3161 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund 808 Millionen Franken.

Den beabsichtigten Verkauf begründet Migros vor allem mit der Ausrichtung von Globus auf das Premium- und Luxus-Segment. Dadurch entferne sich Globus «weiter von der DNA der Migros». Für die Zukunft sieht die heutige Besitzerin entsprechend immer weniger gemeinsame Berührungspunkte und Synergien für die Zukunft.
Interio zu klein

Zu wenige Synergien sieht die Migros auch für die elf Filialen des Möbelhauses Interio. Diese hätten sich in dem wettbewerbsintensiven Möbelmarkt leider nicht wie geplant entwickelt. Sie verfügten bei der Migros zudem nicht über die kritische Grösse für eine nachhaltige Entwicklung.

Unabhängig davon müsse das Interio Wohncenter im luzernischen Emmen bis spätestens Ende März 2020 seine Türen schliessen, weil der Mietvertrag auf diesen Zeitpunkt auslaufe. Von der Schliessung in Emmen werden 23 Mitarbeitende betroffen sein, die Genossenschaft Migros Luzern habe mit ihren Sozialpartnern einen Sozialplan erarbeitet.

Die 2010 gegründete E-Bike-Anbieterin m-way schliesslich habe sich derweil in den letzten Jahren vom Start-up zum erwachsenen Unternehmen entwickelt. Die Migros sehe für dieses ausserhalb ihrer Gruppe die besseren Chancen, weiter wachsen zu können.

Depot ausserhalb Heimmarkt

Die Gries Deco Gruppe mit der Marke Depot ist seit 2012 mehrheitlich im Besitz der Migros. Das in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätige Unternehmen erwirtschaftete laut den jüngsten verfügbaren Zahlen von 2016 einen Umsatz von rund 580 Millionen Euro. Insgesamt arbeiteten im Jahr 2018 laut Migros-Zahlen 5'521 Personen für das Unternehmen mit Sitz im deutschen Niedernberg.

Die Gries Deco Gruppe sei allerdings abseits des Migros-Kerngeschäfts sowohl mit den stationären Geschäften wie auch online überwiegend ausserhalb des Heimmarktes Schweiz der Migros tätig und weise auch dort Wachstumspotential auf. Deshalb sehe die Migros bessere Entwicklungschancen bei einem künftigen neuen Eigentümer.

 

  • Globus befindet sich seit 1997 im Mehrheitsbesitz des Migros Genossenschaftsbundes: «Die Entwicklung Richtung Warenhaus der Zukunft schreitet mit stetig steigenden Marktanteilen planmässig voran», preist Migros die zu veräussernde Tochtergesellschaft an. Auch weise Globus ein sehr starkes Wachstum im Online-Geschäft aus – wobei nun knapp 10 Prozent des Gesamtumsatzes online erzielt werden. «Mit der verstärkten strategischen Ausrichtung von Globus auf das Premium- und Luxus-Segment entfernt sich Globus weiter von der DNA der Migros», so eine weitere Erklärung zur geplanten Trennung.
  • Die Gries Deco Gruppe gehört seit 2012 zum Migros-Konzern. Auch der Einrichtungs- und Dekorations-Spezialist weise im Online-Geschäft ein hohes und profitables Wachstum auf. «Da die Gries Deco Gruppe abseits des Migros-Kerngeschäfts stationär und online überwiegend ausserhalb des Heimmarktes Schweiz der Migros tätig ist und auch dort Wachstumspotential aufweist, sieht die Migros bessere Entwicklungschancen bei einem künftigen neuen Eigentümer», so die Mitteilung.
  • Etwas anders ist die Situation bei M-Way: Die E-Bike-Firma wurde 2010 von der Migros gegründet. Nun habe sie sich definitiv zum «erwachsenen Unternehmen» entwickelt – es könne sich nun ausserhalb des Migros-Konzerns wohl besser entwickeln, so das Management.
  • Bei Interio enttäuschten offenbar die Synergien – beziehungsweise der Mangel daran. Die elf Interio-Verfahren hätten nicht «kritische Grösse für eine nachhaltige Entwicklung.» Kommt hinzu, dass das Interio Wohncenter in Emmen bis spätestens Ende März 2020 seine Türen schliessen muss: Der Mietvertrag läuft aus. Von der Schliessung werden 23 Mitarbeitende betroffen sein.

(awp/tdr/rap)