Angesichts der Frage, wer in gut drei Jahren UBS-Chef Sergio Ermotti als Bank-Chef ablösen könnte, wird bei der grössten Bank der Schweiz jede Spitzenpersonalie mit Argusaugen betrachtet. Vor diesem Hintergrund überrascht die am Freitag verkündete Nominierung für den UBS-Verwaltungsrat.
Denn dort soll die 67-jährige Gail Kelly den 66-jährigen Dieter Wemmer ersetzen. Bank-Präsident Colm Kellerher verzichtet damit auf eine Verjüngung des Boards und vergibt so eine Chance, jemanden in den Verwaltungsrat zu holen, der einst Ermotti beerben könnte.
Kelly blickt auf lange Banking-Karriere zurück
An Kellys Qualifikation gibt es dagegen keine Zweifel: So leitete sie etwa mehrere Jahre lang die operativen Geschäfte der australischen Banken St. George Bank (2002-2007) und Westpac Bank Corporation (2008-2015). Sie verantwortete auch die Fusion der beiden Banken im Jahr 2008, was gleichzeitig die grösste inneraustralische Fusion im Finanzdienstleistungsbereich war.
Nach ihrer aktiven Karriere war sie unter anderem von 2016 bis 2023 bereits als Senior Global Advisor für den UBS Group CEO und die UBS-Konzernleitung tätig. Die Wahl fiel auf Kelly, da sie als «eine der einflussreichsten Stimmen in der Finanzindustrie im asiatisch-pazifischen Raum» gilt, wird UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher in der Mitteilung zitiert. Zudem habe sie bereits erfolgreich eine Fusion bewerkstelligt.
Zu Reden gibt aber ihr Alter: Kelly ist 1956 geboren, also bereits 67 Jahre alt. Als Kandidatin für die Ermotti-Nachfolge fällt sie damit aus, wenn der UBS-Chef vermutlich Anfang 2027 nach der Integration der CS von seinem Posten abtritt.
Wemmer sitzt seit 2016 im VR
Kelleher hatte erklärt, dass er gerne aus einer Liste von mindestens drei internen Kandidaten den Nachfolger oder die Nachfolgerin von Ermotti auswählen möchte. Um mögliche Kandidaten aufzubauen, könnte Kelleher auch aussichtsreiche Personen in den Verwaltungsrat holen, so die Erwartung. Darauf verzichtet er - zumindest für dieses Mal.
Die Australierin Kelly soll im Verwaltungsrat den langjährigen Allianz-Finanzchef Dieter Wemmer ersetzen. Er ist das längsten amtierendes VR-Mitglied und tritt im Frühjahr nicht mehr zur Wiederwahl an. Er gehörte dem Aufsichtsgremium seit 2016 an.
Die UBS verweist auf die Topqualifikation von Kelly, nicht jede Änderung im Board sei zwingend mit der Frage der Ermotti-Nachfolge verbunden.
(Mit Agenturmaterial)