Die finanziell angeschlagene Fluggesellschaft Germania hat Hilfe von Investoren erhalten. Am Mittwochabend hat Germania-Chef Karsten Balke seine Mitarbeiter in einem Schreiben informiert, dass Gespräche mit Geldgebern positiv verliefen und Zahlungen geleistet worden seien. «Wir sind zuversichtlich, die darüber hinaus noch ausstehenden Mittel in Kürze ebenfalls sichern zu können», teilte Balke mit.
Über das Schreiben berichtete das Touristikmagazin «FVW». Der Germania-Sprecher bestätigt die Information. Balke wird zudem mit den Worten zitiert, dass er optimistisch sei, «dass wir als unabhängige Airline weiter exstieren können». Laut dem Bericht stünden die ersten Finanzhilfen an diesem Donnerstag zur Verfügung. Wer die Investoren sind und wie viel Geld fliesst, blieb unklar.
Die Investorenhilfe ist ein Erfolg für Germania, nachdem Dienstagabend bekannt wurde, dass Germania in Finanznöten steckt. Der Reiseveranstalter Hotelplan Suisse hatte daraufhin entschieden, ab sofort bis auf weiteres keine Flugtickets mehr vom Schweizer Ableger Germania Flug AG anzubieten. Germania betonte, dass der Flugbetrieb und der eigene Ticketverkauf weiterlaufe wie bisher.
Zuvor hatte das Aviatik-Portal «Aerotelegraph» gemeldet, dass die deutsche Airline Germania erhebliche finanzielle Schwierigkeiten hat. Bis zum 27. Dezember 2018 habe die Fluggesellschaft 20 Millionen Euro gebraucht, um weiterfliegen zu können. Sogar der Verkauf der Germania-Gruppe oder Teile davon stehe zur Diskussion.
Von Zürich an Feriendestinationen
Germania ist auf das Ferienfluggeschäft spezialisiert und fliegt pro Jahr rund 4 Millionen Passagiere. Sie hat 37 Flugzeuge (im Sommer 2018) im Einsatz. Das Streckennetz umfasst mehr als 60 Ziele in Europa, Nordafrika sowie im Nahen und Mittleren Osten. Germania ist am Flughafen Zürich mit der Germania Flug AG vertreten. Die Gesellschaft mit Sitz in Glattbrugg wurde im August 2014 gegründet und bedient seit ihrem Erstflug im März 2015 Feriendestinationen zum Beispiel in Spanien und Ägypten sowie Ziele in der Balkanregion.
Zuletzt hatte Germania Flug, die zu 40 Prozent zu Germania gehört, ihr Angebot in der Schweiz erweitert und angekündigt, bestehende Ziele öfter anzufliegen sowie neue Routen ins Programm genommen. Für das anvisierte Wachstum versprach Germania Flug, in der Schweiz eine fünfte Maschine in die Flotte aufzunehmen.
Massive Kerosinpreissteigerungen
Germania hatte mitgeteilt, dass die europäische Luftfahrtbranche vor grossen Herausforderungen stehe. «Unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine aussergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an unserer Flotte waren für unser Unternehmen grosse Belastungen.»
Ein Sprecher des Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) teilte am Mittwochvormittag mit, dass das Bazl in Sachen Germania Flug AG nun «ganz genau hinschaue», wie es mit der Finanzlage aussehe. Da die Germania Flug AG in der Schweiz ein AOC (Air Operator Certificate) besitzt, ist das Bazl für die Überwachung dieses Luftverkehrsbetreiberzeugnis zuständig. Eine Aufsicht über das Geschäft von Germania in Deutschland hat das Bazl nicht.