Nun ist klar: Der Schweizer Reiseanbieter Kuoni soll an die schwedische Beteilungsgesellschaft EQT verkauft werden. Das Angebot des Finanzinvestors kommt zustande, wenn die Kuoni-Aktionäre mindestens 50 Prozent des Aktienkapitals und 67 Prozent der Stimmen andienen. Dann will der Verwaltungsrat zurücktreten und Kuoni soll von der Börse genommen werden.
Kuoni, der Finanzinvestor EQT und die Kuoni-Ankeraktionärin «Kuoni und Hugentobler-Stiftung» teilten am Dienstag mit, dass der Schweizer Traditionsreiseanbieter verkauft werden und in einem nächsten Schritt von der Börse genommen werden soll.
Gründungsstiftung verkauft ihre Anteile nicht
Man wolle die bereits aufgegleiste Strategie ausserhalb des Rampenlichts am Kapitalmarkt umsetzen, sagte Kuoni-Verwaltungsratspräsident Heinz Karrer an einer Telefonkonferenz. Sollte das öffentliche Kaufangebot erfolgreich sein, werde der Verwaltungsrat zurücktreten.
Die Gründungsstiftung «Kuoni und Hugentobler-Stiftung» wird im Rahmen des Kaufangebots ihre Anteile nicht verkaufen. Vielmehr soll sie als Minderheitsaktionärin auch im neuen Verwaltungsrat Einsitz nehmen und gemeinsam mit den neuen Besitzern das Unternehmen weiterentwickeln.
Aufsplitten in drei Firmen
Die Rolle des neuen Eigentümers EQT werde darin liegen, die drei Bereiche von Kuoni «mit relativ grosser Autonomie» weiterzuentwickeln, sagte Michael Bauer, Partner bei EQT Partners in Zürich. «Als eigenständige Unternehmen haben sie mehr Chancen am Markt.»
Diese Lösung könnte jedoch zum Konflikt mit der «Kuoni und Hugentobler-Stiftung» führen, vor allem dann, wenn EQT an eine Aufspaltung des Konzerns denken sollte. Denn die Stiftung hat zum Zweck, Kuoni zu erhalten.
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, hält sie mit einem Anteil von 6,25 Prozent am Aktienkapital 25 Prozent des Stimmrechts, alle weiteren Aktionäre haben aufgrund einer Stimmrechtsbeschränkung auf drei Prozent nichts zu sagen.
Bei der Stiftung geht es um viel Geld
Hätte sich die Stiftung dazu entschlossen, ihre gesamten Aktienanteile mitzuveräussern, kätte sie dabei ein gutes Geschäft machen können. Derzeit liegt der Unternehmenswert von Kuoni laut Bloomberg bei 1,2 Milliarden Franken. In Anbetracht des aktuellen Aktienkurses dürften die Anteile von 6,25 Prozent am Aktienkapital laut ZKB-Analyst Marco Strittmatter bei 75 Millionen Franken liegen. Dazu käme der Wert der Stimmrechtsanteile von 25 Prozent. Dieser lasse sich zwar nur schwer ermitteln, könnte sich aber durchaus auf den doppelten Wert der Aktienanteile belaufen. «Je nachdem, wie gut die Stiftung verhandelt.»
Mit dem gewonnenen Kapital müsste die Stiftung jedoch weiter einen gemeinnützigen Zweck verfolgen.
Marke Kuoni soll erhalten bleiben
Bauer wie Karrer betonten, dass die Marke Kuoni jedoch erhalten bleiben solle.
Darüber hinaus sieht EQT seine Rolle darin, dass die eigene Expertise im Bereich Technologie und Kapital eingebracht werden soll. Letzteres mit dem Fokus auf ein beschleunigtes Wachstum, das auch Übernahmen miteinbeziehe. Deshalb wolle EQT im Verwaltungsrat eine aktive Rolle spielen. «Dabei zählen wir auf ein starkes Management», sagte Bauer.
370 Franken pro Aktie
EQT will alle im Publikum gehaltenen Namensaktien für 370 Franken je Aktie übernehmen. Dieses Angebot widerspiegle eine Prämie von 34,1 Prozent zum aktuellen 60-Tage volumengewichteten Durchschnittskurs der Kuoni-Aktie und eine Prämie von 60 Prozent zu diesem Durchschnittskurs vor dem 5. Januar 2016. An diesem Tag hatte Kuoni erstmals bestätigt, in Gesprächen mit möglichen Käufern zu sein.
Der Preis kam an der Börse gut an: Die Kuoni-Aktien legten nach der Ankündigung des Übernahmeangebotes markant zu. Bis zum Börsenschluss betrug das Plus 17,4 Prozent.
Drei Teile in Dubai, in London und in Zürich
Kuoni besteht seit dem radikalen Konzernumbau im letzten Jahr noch aus drei Teilen: Einem in Dubai, einem in London und einem in Zürich. In Dubai werden im Auftrag von Regierungen Visa-Anträge bearbeitet. Von London aus bietet Kuoni Dienstleistungen wie Übernachtungen, Transfers oder Exkursionen für andere Reiseunternehmen an. Und von Zürich aus werden Gruppenreisen meist an asiatische Reiseveranstalter verkauft.
Das gesamte Geschäft mit der Organisation und dem Vertrieb von Reisen für Privatpersonen wurde bereits im Juni 2015 verkauft. Das europäische Reiseveranstaltergeschäft ging an den deutschen Rewe-Konzern, jenes in Indien und Hongkong an die kanadische Investmentholding Fairfax.
(sda/ccr)