Zwischen Online-Handel und Sharing Economy setzt sich eine alte Idee neu durch: das Abo-Geschäft. Es krempelt mehr und mehr Branchen um.
- Kapitel 1Der Trend zur Subscription Economy
- Kapitel 2Auto-Abos: Das richtige Automobil zur richtigen Zeit
- Kapitel 3Trend: Abos für den täglichen Bedarf
- Kapitel 4Trend: Hübsch verpackte Überraschungsboxen
- Kapitel 5Trend: Software im Abo
- Kapitel 6Trend: Business mit Business-Abos
- Kapitel 7Trend: Mobilität im Abo
- Kapitel 8Trend: Bildung im Abo
In der Schweiz beginnt es mit Volvo und Cadillac. Beide Marken planen, ihre Autos noch dieses Jahr per Abonnement anzubieten. Wer will, kann sich also beispielsweise ein Mittelklasse-SUV vors Haus stellen lassen, er kann das Auto dann für gut 700 Franken im Monat nutzen – um Versicherung oder Reparaturen kümmert sich der Hersteller – und er kann es auch wieder austauschen, wenn im Sommer ein leichteres Fahrmodell angesagt ist.
«Care by Volvo» und «Book by Cadillac», so die Namen der Pakete, laufen schon in Deutschland. Und weitere Hersteller wie Porsche, Mercedes und Ford haben derartige Abo-Tests in Amerika lanciert. Köder für Jüngere «Bereits drei Monate nach dem Startschuss hatten wir unsere angestrebte Kapazität erreicht – und das mit minimalen Werbemassnahmen», berichtet Felix Weller, Cadillacs Vice President Europe, über erste Erfahrungen im Testmarkt München. Die Abo-Kunden seien viel jünger als die klassischen Cadillac-Käufer, als grösste Altersgruppe erscheinen die Dreissig- bis Vierzigjährigen.Noch dient das Angebot vor allem als Ergänzung; das Hauptziel von Book by Cadillac sei es, «Interessenten mit unseren Autos und Marken in Berührung zu bringen», sagt Felix Weller. Klar scheint aber, dass die Verlagerung von Kauf zu Abonnement – mit dem guten, alten Leasing dazwischen – nun das Fahrzeugbusiness erfasst hat.
Neben den Herstellern mischen markenunabhängige Auto-Abo-Anbieter mit. Bereits sind in der Schweiz, dem Heimatland von Mobility, mehrere Angebote am Start: so «Green class» mit den SBB, «Juicar» von Alpiq, «Carvolution» – ein unabhängiges Startup – oder «Upto», getragen vom Versicherer Axa. Das Geschäft sei «hervorragend angelaufen», sagt Axa-Sprecherin Melanie Ade: «Wir konnten in den ersten drei Monaten doppelt so viele Kunden gewinnen wie ursprünglich geplant.»
Hohe Zahlungsbereitschaft
Auf den ersten Blick zeichnet sich also ein Wettbewerb ab zwischen Automobilherstellern und unabhängigen Abo-Anbietern. Doch Luis Wittwer sieht es positiv: «Wir positionieren uns nicht gegen Cadillac oder Volvo», sagt der Geschäftsführer von Carvolution, «sondern gegen die aufwendigen Prozesse und Unsicherheiten, die Leasing und Autokauf mit sich bringen. Wenn Volvo grossflächig Werbung macht für die Idee des Auto-Abos, dann ist das auch für uns gut.» Wittwers Rechnung: In der Schweiz werden pro Jahr rund 300 000 Autos eingelöst, knapp die Hälfte davon ist geleast. «Diese Leute haben sich schon an den Gedanken gewöhnt, dass man ein Auto nicht einfach besitzen muss.»
Tatsächlich ergab soeben eine Umfrage der Beratungsfirma Oliver Wyman, dass rund ein Viertel der Deutschen grundsätzlich Interesse an einem Auto-Abo äussern; und drei dieser zehn Interessenten könnten sich vorstellen, ihr Privatgefährt zugunsten eines Abo-Modells abzuschaffen. «Wir sehen einen Markt, der im Entstehen ist», sagt Joachim Deinlein, Partner bei Oliver Wyman und Autor der Studie. «Es gibt eine interessante Klientel, die eine hohe Zahlungsbereitschaft hat. Aber das Angebot muss weiterentwickelt werden. Viele wissen ja noch gar nicht, dass sie so ein Abo nutzen könnten.»