Auf das Festmahl folgt die Diät: Die in den vergangenen Jahren rasant gewachsene Lufthansa-Billigtochter Eurowings soll mit einem Sparplan bis 2021 aus der Verlustzone aufsteigen. «Wir müssen uns auf Vereinfachen fokussieren, auf die richtige Grösse, und die Nachteile des enormen Wachstums loswerden", sagte Eurowings-Chef Thorsten Dirks am Montag auf einer Investorenkonferenz der Lufthansa in Frankfurt. Zur Lufthansa gehört auch die Schweizer Airline Swiss

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Allein durch die Übernahme eines grossen Teils von Air Berlin 2018 war die Belegschaft um rund 3000 Beschäftigte auf zuletzt 9000 gewachsen. Doch die Komplexität der Air-Berlin-Integration habe das Lufthansa-Management unterschätzt, sodass Eurowings zu viel in zu kurzer Zeit habe stemmen müssen, gestand Lufthansa-Chef Carsten Spohr ein.

Gewinnwarnung für 2019 auch wegen Eurowings

Vor allem die roten Zahlen der Billigflugtochter, die sich als Nummer drei am Markt in Europa mit den beiden Erstplatzierten Ryanair und Easyjet einen harten Preiskampf um Marktanteile liefert, brockten dem Dax-Konzern zuletzt eine Gewinnwarnung ein. Die Kranich-Linie erwartet für 2019 nur noch einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro, zuvor waren es 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro.

Dirks soll sich fortan nicht mehr auf Wachstum, sondern auf Kosten drücken konzentrieren. Bemessen an den Stückkosten pro Sitz und geflogenem Kilometer muss Eurowings 15 Prozent Einsparung bis 2022 erzielen, von 6,1 auf 5,2 Cent. Die eigentlich für dieses Jahr angestrebte schwarze Null soll so 2021 erreicht werden. Langfristig will Eurowings operativ über sieben Prozent vom Umsatz verdienen.

Tarifverträge machen die Angelegenheit kompliziert

Ein wichtiger Hebel ist, die Zahl der Flugbetriebslizenzen (AOC) von vier auf eine zu reduzieren. Denn diese haben eigene Tarifverträge, Geschäftsführer und zugeordnete Flugzeuge. Dadurch können Crews oder Maschinen etwa von Germanwings nicht kurzfristig als Ersatz bei Eurowings eingesetzt werden. Das treibt vor allem bei Ausfällen auf der Langstrecke die Kosten. Der Umbau könne zu weniger Personal durch Fluktuation führen, erklärte Dirks. Auch Sozialpläne könnten notwendig werden. Kleinere Eurowings-Basen abseits der grossen Standorte Hamburg, Düsseldorf, Köln und Stuttgart könnten geschlossen werden. Doch stehe nicht fest, welche Orte und wie sich der Plan auf die Beschäftigtenzahl auswirke, ergänzte ein Sprecher.

Die Gewerkschaft der Piloten, Vereinigung Cockpit (VC), befürchtet Stellenabbau. "Wir wollen hier nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden", forderte VC-Sprecher Janis Schmitt. Die noch junge Lufthansa-Marke muss außerdem das mit Air Berlin gewachsene Langstrecken-Geschäft an das Stammhaus abgeben. Auch die Integration von Brussels Airlines in Eurowings wird rückgängig gemacht. Die Lufthansa will die belgische Tochter ebenso wie die Langstrecke unter ihre Fittiche nehmen. Bis zum Herbst wird für Brussels und ihre gut 3000 Beschäftigten ein eigener Sparplan erarbeitet. Dadurch wird Eurowings auf weniger als 6000 Mitarbeiter eingedampft.

Condor ist mehr ein Problem als Lösung

Bisher war Eurowings die Plattform der Lufthansa, um bei der Konsolidierung des europäischen Airline-Marktes mitzumischen. Damit ist es erstmal vorbei, erklärte Finanzchef Ulrik Svensson. Erst bei Erreichen des Renditeziels von sieben Prozent sei daran wieder zu denken. «Und das ist nicht morgen.» Weniger Appetit als zuletzt gab auch Spohr zu erkennen mit Blick auf den Ferienflieger Condor, den sein Mutterkonzern Thomas Cook zusammen mit seinen Airlines verkaufen will und an dem Lufthansa im Mai Interesse bekundete. «Die Konsolidierung läuft, und Condor ist das nächste Ziel - nicht für uns, weil das mehr Probleme als Lösungen schafft», sagte Spohr. Von Anfang an hatte er zu bedenken gegeben, dass die EU-Wettbewerbshüter womöglich skeptisch wären wegen der starken Marktposition der Lufthansa.

Neben dem Sanierungsplan für Eurowings versprach Spohr den Aktionären höhere Dividenden. Die Ausschüttung soll sich künftig nach dem bereinigten Nettogewinn statt dem operativen Ergebnis richten. In Zukunft würden 20 bis 40 Prozent des Konzerngewinns ausgeschüttet. Bisher waren dafür zehn bis 25 Prozent des Ebit reserviert. Mit der breiten Spanne behalte Lufthansa die Flexibilität, auch bei sinkendem Gewinn die Dividende steigern zu können, sagte Svensson.

Auch bei Swiss sollen Premium-Economy-Tickets ziehen

Auch aus den traditionellen Marken Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines will der Konzern mehr herausholen. So schwört deren Chef Harry Hohmeister auf Premium-Economy-Tickets, die vor vier Jahren bei der Lufthansa eingeführt wurden. Dies sei eine wahre Gelddruckmaschine, sagte Hohmeister. Ausserdem soll der Umsatz mit Zusatzleistungen bis 2022 um 50 Prozent auf knapp 900 Millionen Euro steigen. In Afrika und Südamerika will die Gruppe ihren bisher noch niedrigen Marktanteil ausbauen. «Wir müssen unsere globale Präsenz und unseren Premium-Ansatz verstärken», betonte Hohmeister.

(reuters/tdr)