An Kritik hat er zum Amtsantritt einiges einstecken müssen. Seine zahlreichen VR-Mandate wurden ihm angekreidet, und Luftfahrt sei nicht gerade sein Spezialgebiet. Rolf P. Jetzer hat sich aber schon im Mai 2004 beim Eintritt in den Swiss-VR in das Thema eingearbeitet, als er Urs Rohner nachfolgte, ebenfalls Rechtsanwalt und heute Generalsekretär bei der Credit Suisse. In Absprache mit dem damaligen VR-Präsidenten Pieter Bouw traf Jetzer sich mit allen führenden Swiss-Leuten. Mit Bouw, dem er Ende September als Präsident folgte, verbindet Rolf Jetzer «grosse Sympathie und Wertschätzung». Das Einarbeiten hat er noch intensiviert: Er lässt sich, etwa von Sicherheits- und Flottenchefs, über Details informieren, arbeitet pro Woche zwei oder drei halbe Tage am Flughafen, mit CEO Christoph Franz spricht er «fast täglich». Was seine sonstigen VR-Mandate anbetrifft: Die meisten bedeuten relativ wenig Arbeitsaufwand und beziehen sich auf kleinere Gesellschaften, die Jetzer als Anwalt betreut – für diese Firmen ist der juristische Sachverstand im VR ein kostengünstiger Zusatznutzen.
Ausnahmen sind seine VR-Sitze bei Julius Bär und Capital Dynamics. Zur Bank Bär baten ihn Michael und Raymond Bär, persönliche Freunde Jetzers. Und auch bei Capital Dynamics folgte er dem Ruf eines Freundes: Thomas Kubr, Gründer dieser Private-Equity-Gesellschaft und früher McKinsey-Berater. Hier im VR sitzt auch der Hedge-Fund-Millionär Rainer-Marc Frey. Ein weiterer Freund aus der Beraterszene ist Elmar Wiederin, Seniorpartner bei der Beratungsfirma Boston Consulting.
Jetzer ist im Hauptberuf Wirtschaftsanwalt bei der renommierten Kanzlei Niederer Kraft & Frey (NFK). Als elfter Anwalt war er 1982 zu NKF gestossen. 1988 avancierte er zum Partner. Mit vielen NKF-Kollegen, darunter Peter Forstmoser, ist er befreundet. Zum Freundeskreis gehören zudem Hans Georg Syz-Witmer, Mitinhaber der Bank Maerki Baumann, sowie Hans-Peter Aebi, der früher den Telekomkonzern Diax leitete und nun CEO der Stromnetzgesellschaft Swissgrid werden soll.
Swiss-Re-Vizechef Jacques Aigrain, der Berater Walter Bosch und Jetzer sind die Einzigen, die schon dem letzten Swiss-VR angehörten. Ihre Büros liegen nahe beisammen. Swiss-Angelegenheiten kann man daher bequem auch mal beim Lunch besprechen.
Pro forma, quasi für Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, sitzt er nicht auf dem Präsidentenstuhl, da ist sich Jetzer sicher: Lufthansa habe nichts davon, Swiss völlig in sich aufgehen zu lassen. Swiss sei eine hervorragende Marke auf einem eigenen Markt. Zudem versteht er sich bestens mit Mayrhuber, den er schon von den Übernahmeverhandlungen her kennt. Auch dem zweiten Lufthansa-Mann im VR, dem Finanzexperten Klaus Schlede, kann Sympathie für die Schweiz unterstellt werden: Er lebt in Carabietta am Lago di Lugano.
Sport und Spenden
Jetzer ist Mitglied im Sponsorenkreis des Belvoir-Ruderclubs. Er selbst hat nie gerudert, sondern kam über eines seiner Anwaltsmandate dorthin: jenes beim Telefonie-Unternehmen Diax. Aktionär in dieser Firma war auch die Swiss Re. Und bei Belvoir engagieren sich aus den Reihen der Swiss Re unter anderen Peter Hügle, früherer Generaldirektor, und der Ex-VR-Präsident Ulrich Bremi, dem in dieser Funktion übrigens Jetzers Kanzleikollege Peter Forstmoser nachfolgte. An Belvoir spendet zudem Walter Kielholz, der die CS präsidiert, ein persönlicher Freund Jetzers. Mit Benno Flury und Felix Stutz sind weitere Manager aus dem Asset-Management der Swiss Re in der Sponsorenvereinigung. Und der designierte Konzernchef der Swiss Re wiederum, Jacques Aigrain, sitzt mit Jetzer im VR der Swiss. So sehen echte Netze aus. Auch für den Swiss Eventing Club, der Military-Reiten betreibt, hat Jetzer via seine Uhrenfirma schon gespendet. In diesem Club ist Hans Niederer, Sohn eines Gründers der Kanzlei NKF, aktiv. Das Löwengehege des Zürcher Zoos bedachte Jetzer auch – hier findet er sich nun auf einer Liste mit Christoph Blocher und dem Möbelhändler Ikea.
Waffen und Uhren
Jetzer hat eine Schweizer Militärlaufbahn hinter sich. 2003 wurde er zum Obersten befördert und dient im Armeestab für operative Schulung. In diesem Stab war auch einmal ein gewisser Philippe Bruggisser, der zu Swissair-Zeiten eine Rolle spielte. Streitkräfte und Fliegerei begegneten sich in Jetzers Dienstzeit zudem Anfang der achtziger Jahre, als er im Rang eines Majors ein Bataillon aufstellte, dessen Auftrag die Sicherung des Militärflugplatzes Dübendorf war. Mit Schützenpanzern bretterten sie damals auch über das Gelände des Flughafens Kloten. Als Kommandant hatte Jetzer einen Zutritts-Badge für alle Bereiche am Airport – so viel Freizügigkeit geniesst er nicht einmal als VR-Präsident. Als Hobby und Ausgleich entwirft Jetzer hochwertige – und hochgelobte – Armbanduhren. Sämtliche Details gestaltet er selbst mit einem CAD-Programm. Die Uhren verkauft er unter dem Namen Jetzer et Fils.
Das Privatleben
Mit seiner Frau und Sohn Mark (11) lebt Jetzer im Zürcher Seefeld. Dorthin gezogen war er bereits 1987. Ihn faszinierte das Kommunikative, Quirlige an diesem sehr städtisch geprägten Umfeld. Das Hobbygärtnern dagegen reizt ihn nicht. Seine Sportarten sind Fitnesstraining und Nordic Walking, bei passendem Wetter startet er auch gern von seinem Kanzleibüro an der Bahnhofstrasse aus eine Joggingtour am Zürichsee entlang. Im Schnitt läuft er 45 Minuten, dann kehrt er an den Schreibtisch zurück.