«Von Touristen- und anderen nicht dringenden Reisen nach Ägypten wird abgeraten» - mit diesen Worten verschärfte das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegeheiten seine Reisewarnung am Mittag. Doch die blutigen Unruhen beeinträchtigen nicht nur Reisende.
Der weltweit zweitgrösste Haushaltsgeräte-Hersteller Electrolux hat seine Produktion in dem Krisenland gestoppt, die rund 7000 Mitarbeitenden bleiben zuhause. Am Samstag will das schwedische Unternehmen pürfen, ob die Arbeit wieder aufgenommen werden kann. Doch wie steht es um die Schweizer Firmen in Ägypten? «Unser Geschäft ist nur geringfügig von den Unruhen betroffen», sagt ABB-Sprecher Thomas Schmidt. «Wir haben einige kleinere Änderungen an Arbeitsschichten vorgenommen, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten.»
Noch keine Firma verliess Ägypten
Ausserdem gebe es bestimmte Reisebeschränkungen, heisst es vom Schweizer Industriekonzern. Man werde die Situation aufmerksam verfolgen. «ABB Ägypten hat mehr als 1000 Mitarbeitende im Land, und sie sind sicher», so Schmidt. Es seien keine Schweizer Bürger ihnen. Während der politischen Krise Anfang 2011 hatte ABB noch Büros und Fabriken in Ägypten geschlossen, wie der «Blick» damals berichtete.
«Wir haben keine Kenntnis von Schweizer Firmen, die das Land wegen der aktuellen Situation verlassen», heisst es beim staatsnahe Aussenhandelsförderer Switzerland Global Enterprise (früher Osec). «Jeder wartet, wie sich die Situation nun entwickelt.» Zwar würden die jüngsten Vorfälle wahrscheinlich keinen direkten Einfluss auf die Schweizer Unternehmen in Ägypten haben. Allerdings müsste man flexibel reagieren, bis die Situation sich stabilisiere.
«Die aktuelle politische Übergangsphase verhindert bedeutende wirtschaftliche Entscheidungen und Gesetzesvorlagen», so Switzerland Global Enterprise. Diese seien jedoch notwendig für Stabilisierung, Wachstum und Anziehungskraft auf ausländische Unternehmen, etwa aus der Schweiz.
«Viele in einer Standby-Position»
«Seit einiger Zeit haben wir sehr wenige Anfragen von Schweizer Unternehmen erhalten, die Interesse haben, ein neues Geschäft in Ägypten aufzubauen», heisst es vom Aussenhandelsförderer. «Aber wir wissen, dass viele in einer Standby-Position sind.» Ägypten habe ein gutes wirtschaftliches Potential als eine der grösseren Volkswirtschaften in der arabischen Welt mit einer grossen Bevölkerung.