Der Bauchemie- und Klebstoffherstellerin Sika hat im ersten Halbjahr 2020 die Coronavirus-Krise zu schaffen gemacht. Dank Akquisitionen ist das Unternehmen dennoch gewachsen. Und seit Juni sehen die Innerschweizer wieder einen Aufwärtstrend.
In den Monaten März, April und Mai sei das Geschäft durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt worden, teilte Sika am Donnerstag mit. Denn wenn Baustellen und Fabriken geschlossen werden, kann Sika auch weniger Produkte verkaufen.
«Rund 35 der 100 Länder, in denen Sika präsent ist, befanden sich im ersten Halbjahr rund zwei Monate lang im vollständigen Lockdown», liess sich Konzernchef Paul Schuler in der Mitteilung zitieren.
Dass der in Lokalwährungen gerechnete Umsatz im ersten Semester dennoch um 2,9 Prozent auf 3,61 Milliarden Franken geklettert ist, lag an den in der Vergangenheit getätigten Zukäufen. Um diese bereinigt wäre Sika nämlich um 10,5 Prozent geschrumpft.
Im Mai 2019 etwa hatte Sika den französischen Mörtelproduzenten Parex gekauft - es war die grösste Übernahme in der Geschichte des Unternehmens. Auch die Wechselkurse hatten einen grossen Einfluss: Der in Schweizer Franken ausgewiesene Umsatz ging um 3,2 Prozent zurück.
Gewinn schrumpft stark
Das im Frühjahr rückläufige Geschäft tangierte laut Sika die Profitabilität. In Zahlen ausgedrückt sank das operative Betriebsergebnis (EBIT) um 14,8 Prozent auf 410,2 Millionen Franken. Die Marge ging entsprechend um 1,6 Prozentpunkte auf 11,3 Prozent zurück. Alleine Währungseffekte schmälerten den EBIT um 29 Millionen. Auf der anderen Seite halfen tiefere Rohmaterialkosten.
Unter dem Strich stand ein 16,7 Prozent tieferer Reingewinn von 275,6 Millionen. Bankanalysten hatten aber zum Teil deutlich tiefere Werte erwartet.
Wachstum seit Juni
Mit dem Ende der Lockdown-Massnahmen sieht Sika im wichtigen Baugeschäft wieder Licht am Ende des Tunnels. Die Bautätigkeit rund um den Globus gewinne wieder an Dynamik und bei Sika seien die Umsätze im Juni wieder auf ein «normales» Niveau zurückgekehrt.
Die Klebstoffe und Dichtmittel von Sika kommen aber nicht nur auf Baustellen zum Einsatz, sondern auch in der Automobilindustrie. Und diese darbte schon vor Ausbruch der Krise. Von Januar bis Juni rollten ganze 35 Prozent weniger Fahrzeuge vom Band der Autobauer.
Sika setzte in der Folge im Segment «Global Business» 23 Prozent weniger um. Auch hier gebe es seit Juni erste Anzeichen einer Erholung. Bis aber das Niveau von 2019 wieder erreicht sei, werde aber ein «längerer Zeitraum» vergehen, denkt Sika.
So lange mag das Unternehmen nicht warten. Die Aktivitäten im Autogeschäft sei «auf geringere Kapazitätsanforderungen ausgerichtet» worden, hiess es weiter. Der Konzern beschäftigte per Mitte Jahr 24'800 Mitarbeitende, das sind 341 weniger als noch Ende 2019.
Für den Rest des Jahres geht Sika von besseren Marktbedingungen aus. Bei «verbesserten» Umsätzen erwarte der Konzern eine überproportionale EBIT-Steigerung im zweiten Halbjahr.
An der Börse markieren die Sika-Papiere am Donnerstagmorgen neue Kursrekorde: Bei 207,80 Franken wurde ein neues Allzeithoch gesetzt. Es ist insbesondere die scheinbare «Normalisierung» der Geschäfte seit Juni, die bei den Anlegern offenbar gut ankommt.
(awp/tdr)