Jetzt bringt Apple die neue Generation des iPhones in die Läden. Von aussen sieht man kaum eine Veränderung: Grösse und Gewicht bleiben annähernd gleich. Unter der Haube des Smartphones wurde in den Werkstätten aber kräftig geschraubt: Apple hat dem iPhone 6s eine neue Kamera gegönnt, Videos können nun in vierfacher HD-Auflösung aufgenommen werden und der Prozessor gibt dem Smartphone mehr Leistung. Die spannendste Neuerung ist aber das druckempfindliche Display.
3D Touch – so nennt Apple die neue Technologie. Sie funktioniert so: Ein leichter Tipp auf das Display öffnet eine Applikation – wie gewohnt. Drückt der Finger jedoch fest auf die App, ploppt wie beim Klick mit der rechten Maustaste ein kleines Fenster mit den wichtigsten Zugriffsmöglichkeiten auf.
96 Sensoren ermöglichen Druckfunktion
Ein gutes Beispiel ist die Kamera-App: Mit ein wenig Druck öffnet sich ein Zwischenmenü, das dem Nutzer vier Möglichkeiten gibt: Selfie, Video, Slo-Mo oder normales Foto aufnehmen. Auch nützlich ist 3D Touch für E-Mails: Wer im Posteingang etwas kräftiger auf eine empfangene Nachricht drückt, bekommt in einem Popup-Fenster eine Vorschau des Inhalts. Schiebt man dieses Fenster nach oben, kann die E-Mail weitergeleitet werden. Ein Wisch nach links archiviert die Nachricht, ein Wisch nach rechts markiert sie als gelesen. Drückt man noch etwas stärker drauf, öffnet sich die Nachricht im ganzen Fenster zur weiteren Bearbeitung.
Apple nennt das Peek und Pop. Ein kurzes Vibrieren bestätigt den jeweiligen Vorgang, beim Peek sind das zehn Millisekunden, beim Pop 15 Millisekunden. 96 Sensoren unter dem Display erfassen den Druck der Finger.
Stiftung Warentest gibt «Daumen hoch»
Die Konsumentenschützer der deutschen Stiftung Warentest sind zufrieden mit dem neuen Bedienkonzept. «Wichtige Apps lassen sich schneller bedienen», schreiben sie. 3D Touch sei die «spannendste Neuerung», so das Fazit der Organisation, die nicht gerade dafür bekannt ist, Apple in den Himmel zu loben. Über die smarte Uhr der Kalifornier schrieb Stiftung Warentest etwa im Juni, sie sei ein nettes Spielzeug für Technikfans, für die breite Masse könne sie aber zu wenig.
Nun heben die kritischen Konsumentenschützer also den Daumen nach oben. Zumindest für das Display. Auf Interesse stösst die Neuerung auch bei der jungen, technikaffinen Zielgruppe, wie eine Strassenumfrage von bilanz.ch zeigt (siehe Video).
Eine andere Funktion, die von Apple als grosse Neuerung verkauft wird, überzeugt aber weder die Stiftung Warentest noch die von bilanz.ch befragten Zürcher: «Live Foto». Beim Fotografieren eines Bildes wird gleichzeitig ein Videoschnipsel mit Ton aufgezeichnet. Verwendet der Nutzer 3D Touch und drückt fest auf das fertige Bild im Display, zeigt es eine kurze Videosequenz: Das Foto wird lebendig.
Bei vielen Motiven ergäbe das keinen Sinn, urteilt Stiftung Warentest. Die Szenen ruckeln, ein Minivideo kostet bis zu drei Megabyte mehr Speicherplatz. Deshalb lautet das Verdikt: «Live Foto» sei mehr eine nette Spielerei als wirklich nützlich.
435 Franken sparen ohne Abo
Das neue iPhone 6s kostet zwischen 749 und 999 Franken, das iPhone 6s Plus zwischen 879 und 1119 Franken – ohne Abo. Die günstigsten Varianten des iPhone 6s und des 6s Plus kommen mit nur mit bescheidenen 16 Gigabyte Speicherplatz daher. Sowas ist ein Anachronismus. Denn eine einzige Filmminute in vierfacher HD-Auflösung benötigt bereits 375 Megabyte Speicherplatz.
Aber auch wer sich für die teureren Ausgaben entscheidet, fährt vermutlich ohne Abo besser. Telekom-Experte Ralf Beyeler von Comparis.ch rechnet vor: «Kauft der Durchschnittsnutzer das Gerät direkt ohne Abo bei Apple und nutzt dazu die Aldi-Prepaid-Karte mit Smart 50-Option, bezahlt er während 24 Monaten nur 1337 Franken. Das sind 435 Franken weniger als das günstigste Angebot mit integriertem Abo.»