Was früher mit den Begriffen «Übergwändli» oder «Arbeitsschürze» gemeint war, heisst heute Corporate Fashion. Für Bruno Sutter, Geschäftsführer der Firma workfashion.com, ist eine ansprechende Berufskleidung, mit der die Firma die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden ausdrückt, ein tragendes Element der Unternehmenskultur. «Ein Test bei den ehemaligen EPA-Kaufhäusern hat ergeben, dass die gleichen Verkaufsmitarbeiterinnen - jetzt bei Coop City - mit hellgrauen Kostümen signifikant kompetenter erlebt werden», wie die Verantwortlichen von Coop City berichten.

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Berufskleidung kann vieles sein: Eine Uniform, ein Signal oder ein Statement. «Je nach Branche geht es bei der Arbeitskleidung um etwas anderes. Bei einer Kombination für einen Förster ist die technische Seite des Stoffes wichtig, bei der Berufskleidung einer Verkäuferin stehen der modische Auftritt und die Erkennbarkeit im Vordergrund», erklärt Bruno Sutter. Der Schwerpunkt des Betriebs in Hagendorn bei Cham liegt heute auf der Entwicklung, der Verwaltung und der strategischen Unternehmensplanung. Die acht Näherinnen im Musteratelier stellen hier nur noch die Prototypen her. Alle grösseren Näharbeiten verlegte die Firma aus Kostengründen nach Osteuropa und Asien. In der Schweiz werden die Waren zusammengeführt und einem Qualitätsmanagement unterzogen.

In einem ersten Schritt erstellen externe Designer und Corporate-Identity-Fachleute gemeinsam mit dem Kunden eine Bedarfsanalyse und ein Designkonzept. Zur Sprache kommen Komfort, Funktionalität, Wetterschutz, Arbeitsschutz sowie die Pflege der Teile. Am Entwicklungsprozess nehmen von Seite des Kunden der Geschäftsführer, Einkäufer, Logistiker sowie auch die Träger der Kleider teil. Bruno Sutter findet es spannend, mit einer derart heterogenen Arbeitsgruppe zusammenzuarbeiten.

Die Entwicklung eines neuen Produktes dauert in der Regel sechs bis acht Monate. «Der Kaufentscheid wird auch emotional gefällt», erklärt Bruno Sutter. Aber natürlich steht bei der Berufskleidung die Funktionalität im Vordergrund. Und die kann sich sehen lassen. Dank der Zusammenarbeit mit hochspezialisierten europäischen Stofflieferanten ist es möglich, so genannt intelligente High-Tech-Arbeitskleidung zu produzieren. Beispiel Feuerwehrkleidung: Eine Membrane mit einem isolierenden Luftkissen zwischen den Stofflagen schützt bei einem Löscheinsatz effizient vor Hitze. Eine Nässesperre sorgt zusätzlich für Schutz vor Chemikalien. Ebenfalls durchdacht sind die technischen Details der Försterhosen.

Nylonfäden, die auf raffinierte Weise lose zwischen die Stofflagen eingearbeitet wurden, stoppen eine Kettensäge in einem Sekundenbruchteil, falls ein Waldarbeiter mit der Säge abrutschen sollte.

Mit einem Extra sind auch die Overalls für Sanitätsarbeiter und andere Rettungsfachleute ausgestattet. Das Material der Einsatzkleidung ist mit einer Oberflächenbeschichtung gegen Keime, Bakterien und Viren versehen, die den Träger vor Infektionen und Ansteckungen am Unfallort schützen soll. Bei Sanitätern wie auch Bauarbeitern und Feuerwehrleuten wird Wert auf reflektierende Streifen (bei Nacht) und leuchtende Neonfarben (bei Tag) gesetzt, damit sie jederzeit gut sichtbar sind. Eine hohe Sichtbarkeit bei Tag und Nacht gehört zu den europäischen Normen für Sicherheitsbekleidung.

Anders ist dies in der Lebensmittelbranche: Die Berufskleidung von Köchen und anderen Berufsgattungen, die mit Nahrungsmitteln zu tun haben, ist keiner griffigen EU-Normen unterstellt. Trotzdem hat sich ein hoher Standard durchgesetzt, beispielsweise Kleider ohne Taschen und pflegeleichte Materialien in der Gastrobranche sowie im Gesundheitswesen.

Grosse Rollen solcher Spezialstoffe liegen im Stofflager von workfashion.com, das rund 400 km Stoffbahnen umfasst. 50% des Umsatzes macht der Betrieb mit den 250000 Lagerartikeln. Durch Bestickung oder Bedruckung mit dem Kundenlogo erhalten die Teile ein individuelles Aussehen. Für grosse Kunden unterhält die Unternehmung auch gesonderte Kundenlager und übernimmt für die Kunden den logistischen Aufwand.

«Mit dieser Art von Dienstleistungen heben wir uns von den Mitbewerbern ab. Hier sehe ich auch Wachstumsmöglichkeiten: Einerseits wollen wir neue Kunden gewinnen, anderseits die Dienstleistungen ausbauen», erläutert Bruno Sutter.

Online-Kundenbetreuung

Nach eigenen Aussagen spürt workfashion.com die Folgen der Konjunkturlage nur gedämpft. Der Gesamtmarkt der klassischen Berufskleidung stagniert jedoch. Wie es der Name der Firma sagt, will workfashion.com in Zukunft mit der Online-Kundenbetreuung via Internet neue Wege gehen.

Realität geworden ist diese Verknüpfung von Informatik, Logistik und Corporate Fashion mit der Migros, deren neues Bekleidungskonzept nächsten Frühling in den Läden zu sehen sein wird. Die Daten aller 40000 Mitarbeitenden sind bei workfashion.com in aufwendiger Arbeit zusammengetragen und verarbeitet worden. Nachdem alle Kleider genäht und ausgeliefert worden sind, werden die Filialen in Zukunft Ersatzteile für ihre Mitarbeitenden einfach per Mausklick bestellen können.

Firmen-Profil

Name: workfashion.com AG

Gründung: 2000, Zusammenschluss der Bekleidungsfirmen Fehlmann AG und Quitex.

Geschäftsführer: Bruno Sutter

Umsatz: Schweiz 30 Mio Fr., Deutschland 15 Mio Fr.

Beschäftigte: Schweiz 50, Deutschland 35 Produkt: Berufs- und Arbeitskleidung für die Bereiche Feuerwehr, Detailhandel, Gastronomie, Industrie, Rettungsdienste.

Kunden: Behörden, Geschäftskunden

Internet: www.workfashion.com