Die grossen Genfer Privatbanken verabschieden sich von ihrer traditionellen Verschwiegenheit. Nach Pictet legten am Donnerstag auch die Konkurrenten Lombard Odier und Miraubaud erstmals in ihrer rund 200-jährigen Geschichte ihre bisher unter Verschluss gehaltenen Bilanzen offen. Die Abschlüsse zeigen: Die Westschweizer Institute arbeiten hochprofitabel und können dank dicker Kapitalpolster auch schweren Stürmen standhalten.
Lombard Odier verwaltet für reiche Privatkunden und professionelle Anleger wie etwa Pensionskassen 156 Milliarden Franken (129 Milliarden Euro). Damit ist die 1796 gegründete Bank der fünftgrösste Vermögensverwalter des Landes. Im ersten Halbjahr 2014 sei das Wachstum der Vorjahre allerdings zum Erliegen gekommen. Angesichts der niedrigen Zinsen hätten Anleger Mittel aus Geldmarktfonds abgezogen. Diese Fonds werfen aber ohnehin wenig ab, sodass das Institut immer noch auf einen Halbjahresgewinn von 62,5 Millionen Franken kam. Vergleichszahlen nannte die von acht Partnern geführte Bank nicht. Die ähnlich aufgestellte, aber deutlich kleinere Mirabaud erwirtschaftete 17,5 Millionen Franken.
Rechtsform verpflichtet zur Veröffentlichung
Hintergrund der neuen Offenheit ist eine Änderung ihrer Rechtsform, die die Privatbanken zur Veröffentlichung der Bilanzen verpflichtet. Damit einher geht, dass die Partner nicht mehr unbeschränkt mit ihren Privatvermögen haften. Andere Vorkehrungen sollen aber das Vertrauen der Kunden in die Banken hochhalten. So können sich Lombard Odier, Pictet und Mirabaud auf solide Bilanzen stützen. Als Spitzenreiter hat Lombard Odier eine Kernkapitalquote, die fast doppelt so hoch ist wie die Schweizer Regulatoren verlangen. «Unsere starke Kapitalisierung ist ein Fundament unseres Kundenvertrauens», erklärte der geschäftsführende Teilhaber Patrick Odier in einer Telefonkonferenz.
Lombard Odier wolle auch in Zukunft zu den bestkapitalisierten Banken der Welt gehören. «In turbulenten Zeiten wollen die Kunden sicher sein, dass ihre Einlagen von Banken geschützt werden, die nicht in riskante Portfolios investieren.» Auch personell hat sich die Bank verstärkt. Seit April ist der ehemalige Deutsche-Bank -Risikochef Hugo Bänziger Teilhaber bei den Genfern.
(reuters/ccr)