Jetzt geht es wieder los mit den verrückten Kurskapriolen bei den sogenannten Meme-Stocks. Das sind Aktien von Firmen, die aus irgendwelchen Gründen in den sozialen Medien Kultstatus geniessen. Zum Beispiel Gamestop, die serbelnde Computergames-Ladenkette, oder der Kinobetreiber AMC Entertainment, der auch schon bessere Zeiten erlebt hat.

Nachdem sich ein einflussreicher «Finfluencer» nach längerer Absenz mit einer für Eingeweihte eindeutigen Botschaft gemeldet hat, geht bei den Meme-Stocks wieder die Post ab. Zwischenzeitlich handelte die Gamestop-Aktie bei über 60 Dollar, nach einem Kurs von gut 10 Dollar zu Monatsbeginn.

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Vor drei Jahren löste ein Hype auf den sozialen Netzwerken wie Reddit und Twitter, das heute X heisst, schon einmal ein Massenphänomen aus, wodurch tot geglaubte Aktien in die Höhe schossen. Doch wer nun auf die Idee kommt, dass sich an der Neuauflage der Meme-Stock-Party einfach und schnell Geld verdienen lassen könnte, sei gewarnt.

Erstens ist diese Party viel kleiner, und deshalb werden Kurse nicht mehr so stark und lange steigen wie 2021. Die Bedingungen sind komplett anders: Damals war Börsenspekulation zum Volkssport der Amerikanerinnen und Amerikaner geworden. Dafür sorgten der Extra-Covid-Batzen der Regierung, niedrige Zinsen, Homeoffice und die Suche nach einem Ersatz für die eingeschränkten Sportwetten. Sprich: Die Leute hatten Zeit und Geld für solche Spielchen. Unterdessen aber sind in den USA die Extraersparnisse aus der Pandemie längst aufgebraucht. Wer dennoch etwas auf der hohen Kante hat, kann das auch für 5 Prozent Zins auf der Bank lassen und hat wenig Anreiz zum Zocken.

Zweitens ist die Manie für die breite Masse auch dieses Mal ein riskantes Glücksspiel mit einem Erwartungswert unter null. Die Einzigen, die sich an der Massenbewegung bereichern, sind die Influencer und Influencerinnen selbst, ein paar Hedgefonds mit den grössten Rechnern und Algo-Trader mit der schnellsten Verbindung zur Börse.

Hehre Absichten werden enttäuscht

Deshalb ist auch das von Influencerinnen und Influencern propagierte Motiv, dem Finanzestablishment in der Manier eines Robin Hoods eins auswischen zu wollen, völliger Unsinn.

Klar tut ein plötzlicher Kursanstieg den Hedgefonds weh, die mit Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt haben. Einzelne sind daran 2021 sogar zugrunde gegangen. Aber zu glauben, die etablierten grossen Player seien in der Summe die Gelackmeierten, ist schon sehr naiv. Für jeden Short-Seller gibt es mindestens auch einen Trendfolgespezialist, der die Bewegungen mit mehr Man- und Rechenpower zu seinen Gunsten auszunutzen weiss.

Und selbst wer mit der hehren Absicht zockt, mit dem Aktienkauf zur Rettung der maroden Firmen beizutragen, wird enttäuscht werden. Zwar nutzen solche Krisenfirmen die nach oben gepumpten Kurse, um zu attraktiven Bedingungen neue Aktien auszugeben. Der Fall von Bed Bath and Beyond – auch so ein Meme-Stock – zeigt aber, dass bei einem veralteten Geschäftsmodell die Insolvenz mit etwas mehr Kapital nicht abgewendet werden kann.

rop
Peter RohnerMehr erfahren