HR-Verantwortliche wie ich bekommen jeden Tag eine grosse Anzahl an Bewerbungen, die alle mit dem mehr oder weniger gleichen Satz beginnen: «Mit grossem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige im Internet / auf Ihrer Homepage (oder wo auch immer) gelesen und möchte mich hiermit auf die von Ihnen ausgeschriebene Stelle bewerben.»
Bereits nach diesem Satz kann ich mir ein Gähnen nicht verkneifen und muss mich zwingen, die Bewerbung auch wirklich weiterzulesen. Scheinen viele dieser Bewerbungen doch austauschbar und ohne eigenes Profil, das nicht gerade reizt, den Kandidaten persönlich kennenlernen zu wollen. Niemand ist am bloßen tabellarischen Lebenslauf, leeren Worthülsen und auswendig gelernten Antworten eines Kandidaten interessiert.
«Ich spiele gerne Journalisten-Memory»
Um sich für den potentiellen Arbeitgeber interessant zu machen oder andere berufliche Ziele zu erreichen, muss man deshalb Reputationsmanagement in eigener Sache betreiben und ein Profil von sich entwerfen, das weit mehr ist als Zahlen, Fakten und der letzte Arbeitgeber. Storytelling ist das Zauberwort: Jeder hat eine Geschichte zu erzählen, die ihn geprägt hat, besonders auszeichnet oder aufzeigt, warum man besonders geeignet für den Job ist.
Doch bevor ich weitermache, möchte ich mich gern vorstellen: Ich bin Nora Feist, Geschäftsführerin von Mashup Communications, PR- und Social Media Expertin, Mompreneur, Head of Headlines, Synästhet. Kreatives Schreiben, direkte Kommunikation, souveräne Beratung, Fantasie und Intuition, aber auch Fleiss und Ausdauer sind die Tools, mit denen ich meine PR-Arbeit versehe. Meine Spezialitäten sind: Ich spiele gern Journalisten-Memory gegen mich selbst, denke Themen gleich in Überschriften und erspinne immer wieder gern neue kreative Geschichten, ob für unsere PR-Kunden oder meinen Sohn zur Guten Nacht.
Man kann eine Selbstbeschreibung auch interessanter gestalten
Ich erzähle das einerseits, um zu zeigen, dass man eine Selbstbeschreibung auch interessanter gestalten kann statt der üblichen langweiligen Phrasen. Und andererseits ist genau dieser Text auch auf unserer Webseite nachzulesen. Die Bewerber wissen also ganz genau, mit wem sie es zu tun haben. Auch die Profile der anderen «Mashies» sind so
transparent aufgebaut. Und in der Stellenanzeige steht dann zum Beispiel:
Wenn ich dann aber eine Bewerbung «Sehr geehrte Frau Feist, mit grossem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen…» bekomme und der übliche austauschbare Text, fühle ich mich als Arbeitgeber unverstanden. Dass es auch anders geht, zeigen aber viele andere kreative spannende Bewerbungen, die uns erreichen und das wirkliche Interesse an uns widerspiegeln. Unsere Junior-Beraterin Stefanie hat sich zum Beispiel so beworben:
Natürlich müssen einer kreativen schriftlichen Bewerbung auch entsprechendes Auftreten im Vorstellungsgespräch und die entsprechenden gesuchten Erfahrungen und Anforderungen an den Job folgen, aber der erste Schritt in Richtung neuer Arbeitsplatz ist mit einer individuellen Bewerbung wie dieser schon gemacht.
Facebook, Twitter, Video – Hauptsache, man hebt sich ab
Doch nicht nur textlich sollte man sich von anderen Bewerbungen abheben, auch der Weg, wie die Bewerbung übermittelt wird, oder das Layout der Bewerbung können für besondere Aufmerksamkeit sorgen. Wenn man seine Bewerbung via Twitter schickt, sollte man auch sonst ein aktiver Twitterer sein. Wer sich via Facebook bewirbt, sollte sein Facebook-Profil entsprechend aufräumen bzw. gleich eine separate Facebook Fanpage einrichten. So findet der potentielle Arbeitgeber die für ihn relevanten Informationen gleich in der Timeline, inklusive passender Verlinkungen zu entsprechenden Fanpages oder Webseiten früherer Arbeitgeber.
Man muss auch nicht gleich Programmierer oder Grafiker sein, um Bewerbungen ein besonders Layout zu verleihen. Webtools, wie vizualize.me oder re.vu visualisieren beispielsweise ganz einfach das LinkedIn-Profil. About.me kann als digitale Visitenkarte eingesetzt werden, welches die Kontaktdaten und Links zu den Social Media Profilen enthält. Dazu wählt man noch ein Hintergrundbild, das dem eigenen Charakter und den Skills entspricht, und fertig ist der digitale Lebenslauf. Wem das alles zu einfach ist, kann sich natürlich auch an einem Bewerbungsvideo probieren, wie es zum Beispiel unsere Beraterin Mia getan hat, als sie sich vor über einem Jahr bei uns als PR-Trainee beworben hat.
Kein 08/15 Bewerbungsfoto
Bei allen Tools und Spielereien gilt jedoch: Die Bewerbung muss natürlich immer zu sich selbst, dem Unternehmen und der Branche passen. Grundsätzlich sollte das Anschreiben aber immer individuell auf den Arbeitgeber angepasst sein, keine austauschbaren Floskeln enthalten und echte Begeisterung für den Job zeigen. Auch beim Foto sollte man nicht auf ein 08/15 Bewerbungsfoto setzen, welches die echte Person gar nicht zeigt, sondern auch hier lieber ein authentisches Bild wählen. Wenn man dann noch die geforderten Skills mitbringt, freut sich der Personaler garantiert über die Bewerbung und zieht ein Kennenlernen in Erwägung.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Bizzmiss – das Business-Magazin für Frauen mit den Schwerpunkten Karriere und Work-Life-Balance.