Ihr erster Berufswunsch war Raubtier-Dompteuse. Da lebte Anja Hochberg noch in Thüringen, in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik, und träumte von einem Leben in einem Wanderzirkus. Seither ist viel geschehen – die DDR gibt es nicht mehr, Anja Hochberg hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften, lebt mit ihrer Familie im Kanton St. Gallen und verantwortet heute den Bereich Multi-Asset-Solutions der Zürcher Kantonalbank (ZKB). «Eigentlich wollte ich nach meiner Promotion eine akademische Laufbahn einschlagen», erinnert sich die 53-Jährige, die bereits während ihrer Dissertation an der Universität in Wales dozierte. Doch nach einem Abstecher in die «reale Welt, um zu sehen, wie man die Theorie in der Praxis umsetzt», wie sie es nennt, wollte sie nicht wieder zurück in den akademischen Elfenbeinturm. «Mir schien es wichtiger, mich mit realen Herausforderungen auseinanderzusetzen und Lösungen für Menschen zu finden», sagt sie und schmunzelt.
Name: Dr. Anja Hochberg
Funktion: Leiterin Multi-Asset-Solutions im Asset-Management der Zürcher Kantonalbank
Motto: «Bleiben Sie ausgewogen!»
Jahrgang: 1970
Familie: verheiratet, eine Tochter
Ausbildung: Studium der Wirtschaftsgeschichte und Volkswirtschaftslehre in Berlin und am Collège d’Europe Brugge, Promotion und Dozentin an der Universität Wales, aktuell Lehrauftrag an der Uni Zürich
Karriere: In verschiedenen Führungsfunktionen bei internationalen Unternehmen tätig, u. a. bei der Credit Suisse als CIO für Europa und globale Leiterin in den Bereichen Research, Asset- und Wealth-Management
Unternehmen: Die Zürcher Kantonalbank ist eine führende Universalbank im Wirtschaftsraum Zürich mit nationaler Verankerung und internationaler Ausstrahlung. Mit konzernweit über 6000 Mitarbeitenden bietet die Zürcher Kantonalbank ihren Kundinnen und Kunden eine umfassende Produkt- und Dienstleistungspalette. Zu den Kerngeschäften der Bank zählen das Finanzierungsgeschäft, das Vermögensverwaltungsgeschäft, der Handel und der Kapitalmarkt sowie das Passiv-, Zahlungsverkehrs- und Kartengeschäft. Die Zürcher Kantonalbank bietet ihrer Kundschaft und ihren Vertriebspartnern umfassende Produkte und Dienstleistungen im Anlage- und Vorsorgebereich an. Bekannt ist die Bank für ihre Vorreiterrolle in nachhaltigen Anlagen; die von ihr als Asset Managerin verwalteten Swisscanto-Fonds werden regelmässig national und international ausgezeichnet.
Sie stiess 2001 zur Credit Suisse und leitete bald deren volkswirtschaftliche Abteilung. Anja Hochberg blieb dem Unternehmen fast 20 Jahre treu – mit Schlüsselpositionen in den Bereichen Research, Asset-Management und Wealth-Management, so etwa als Chief Investment Officer für Europa und die Schweiz. Doch ein weiteres Mal die Komfortzone zu verlassen, sich neuen Herausforderungen zu stellen und eine neue Firmenkultur kennenzulernen – das reizte sie ungemein. So wechselte Anja Hochberg 2020 zur Zürcher Kantonalbank, wo sie heute den Bereich Multi-Asset-Solutions leitet und die Verantwortung für Vermögen in Höhe von rund 40 Milliarden trägt. «Das Banking und insbesondere das Asset-Management ist für die wirtschaftliche Entwicklung eines jeden Landes ein bedeutsamer Faktor», erklärt sie. Es gelte, die Kapitalströme renditebringend so zu steuern, dass Innovationen ermöglicht und Investitionen bewusst nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten getätigt werden.
Und noch etwas ist ihr wichtig: Die Visibilität von Frauen im Banking zu erhöhen, vor allem im Asset-Management, wo der Frauenanteil noch weit unter 10 Prozent rangiert. «Obwohl die Branche dringend weiblichen Know-hows und und weiblicher Sichtweisen bedarf, wird es vermutlich noch Jahrzehnte dauern, bis der Frauenanteil spürbar höher sein wird», sagt Anja Hochberg. Um diese Entwicklung zu beschleunigen, engagiert sie sich im Advisory Board der «Fondsfrauen» in Deutschland und der Schweiz, dem grössten Netzwerk für Asset-Managerinnen in der DACH-Region, mit dem Ziel, die Präsenz von Frauen in der Asset-Management-Industrie zu stärken.
Und dann gibt es auch im Privatleben noch etwas, was Anja Hochberg mit Leidenschaft praktiziert. Wenn es die Zeit erlaubt, reist sie samt Tochter und Mann zu den Heimspielen von Borussia Dortmund und feuert die Mannschaft an. Warum Dortmund und nicht Berlin oder ein anderer Fussballclub? «Ich ziehe viel Energie aus der leidenschaftlichen Unterstützung meines Herzblutvereins. Zudem erdet die Diskussion mit anderen BVB-Fans enorm,» erklärt sie.