Eigentlich liegt die Geschichte längst hinter ihm, und dass er es geschafft hat, mit seiner stark in Russland engagierten Unicredit den Kurs auf Vorkriegsniveau zu hieven, ist für seine Aktionäre viel bedeutsamer. Doch dass Andrea Orcel, Ex-UBS-Investmentbank-Chef und seit zwei Jahren CEO der Mailänder Grossbank, nun auch in zweiter Instanz bei seinem Rechtsstreit gegen die Santander-Präsidentin Ana Botín recht bekam, ist für ihn eine spezielle Genugtuung.

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Zwar reduzierte sich der auszuzahlende Betrag im Vergleich zum ersten Urteil von 68 auf 44 Millionen Euro. Doch der Grossteil des Rückgangs ist an den Santander-Kurs gekoppelt: Bis zu 18,6 Millionen der erstinstanzlichen Auszahlung war an langfristige Aktienziele gebunden, die zum Grossteil nicht erreicht wurden. Ausserdem reduzierte das Gericht für die Bank die Schadenersatzzahlung von 10 auf 2 Millionen Euro. Die anderen Zahlungen veränderten die Richter nicht: den Sign-on-Bonus von 17 Millionen Euro, den Auslösungsbetrag von 18,6 Millionen und die Salärzahlung für zwei Jahre über 5,8 Millionen Euro. Besonders bitter für die spanische Bankenzarin: Das Gericht hielt unmissverständlich fest, das Orcel einen gültigen Arbeitsvertrag erhalten habe – was Botín stets bestritten hat.

Duell: Die Santander-Präsidentin Ana Botin und Unicredit-Chef Andrea Orcel bekämpfen sich weiter vor Gericht

Dass Andrea Orcel (Bild) nun auch in zweiter Instanz bei seinem Rechtsstreit gegen die Santander-Präsidentin Ana Botín recht bekam, ist für ihn eine spezielle Genugtuung.

Quelle: Claudio Bader

Botín hatte Orcel im September 2018 von der UBS abgeworben und die Übernahme seiner gesperrten Bonus-Ansprüche zugesichert. Doch dann überwarf sich die Bankchefin mit dem Italiener – und zog nicht nur die CEO-Zusage zurück, sondern auch die vereinbarte Zahlung. Begründung: Die UBS habe eine Übernahme der Zahlung versprochen. Doch das stimmte schlicht nicht, wie die UBS mehrfach betont hatte und der damalige Präsident Axel Weber im Oktober 2021 vor dem Gericht in Madrid sogar per Videocall bestätigte. Orcel, der einst Ana Botíns Vater Emilio Botín bei dessen Akquisitionstour in Lateinamerika beraten hatte und lange auch als Vertrauter von Ana Botín galt, hatte ursprünglich 112 Millionen Euro gefordert.

Doch noch gibt sich die stolze spanische Bankenzarin nicht geschlagen: Sie will das Urteil weiterziehen – vor das spanische Verfassungsgericht. 

Dirk Schütz
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